Kapitel 16 (Adys POV)

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Vollkommen gerädert und mit einem unglaublichen Hunger im Bauch öffnete ich die Augen. Meine Kopfschmerzen waren immerhin etwas besser geworden und nur noch ein leichtes Pochen hinter der Stirn. Mein Zimmer war in vollkommene Dunkelheit getaucht. Verdammt wie viel Uhr hatten wir?

Blinzelnd nahm ich mein Handy in die Hand und wurde direkt von der Helligkeit des Bildschirms geblendet. Kurz vor Mitternacht. Ich hatte den Schlaf anscheinend ziemlich nötig gehabt. Mein Magen knurrte aggressiv und ich rappelte mich aus meinen Bett raus. Wenigstens war der Schlaf etwas erholsam gewesen. Auch mein Traummann war anwesend gewesen, wenn auch nur kurz, bevor mein Magen mich geweckt hatte. Es war schön gewesen in seinen Armen zu liegen, seine Wärme zu spüren. Er hatte mich zärtlich gestreichelt und seine Anwesenheit hatte mir unglaublich gut getan. So wie immer wenn er bei mir war. 

Meine Haare waren mittlerweile getrocknet und sahen sicher aus wie ein Vogelnest, aber das war mir egal. Gähnend schnappte ich mir einen flauschigen Pullover und zog ihn mir über den Kopf. Auf dem Weg in die Küche machte ich mir einen Dutt. Nebenbei schaltete ich das Licht an und kniff mürrisch die Augen zusammen. Mein Magen brauchte dringend etwas zu essen. Ich musste den Kühlschrank nicht öffnen, denn ich wusste, da wäre ohnehin nicht viel drin. Zeit zum kochen hatte ich bei der ganzen Arbeit nicht und ich wusste auch nicht, wann ich das letzte mal eingekauft hatte. 

Seufzend öffnete ich den Schrank über der Spüle und nahm mir eine Schüssel raus. Dann würde es eben Müsli geben. Milch müsste ich gerade noch übrig haben, schließlich brauchte ich sie jeden Morgen für meinen Kaffee. Und tatsächlich hatte ich Glück. 

Summend, um irgendwie bessere Laune zu bekommen, begann ich mein Müsli zu essen, während ich mich zu meinem Sofa bewegte. Nur um inne zu halten.

Perplex sah ich auf den Mann der sich auf der Couch ausgebreitet hatte. Kurz hatte ich vergessen, dass er auch noch hier war. Er lag entspannt auf seinem Rücken und seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Selbst seine Lippen waren leicht geöffnet und mein Blick wanderte dorthin ohne das ich es verhindern konnte. Er hatte wirklich schöne Lippen. Wie konnte ein Mann nur so aussehen? So perfekt? Und dazu noch seine dämliche Sonnenbrille. Nicht einmal jetzt hatte er sie ausgezogen und langsam fragte ich mich wirklich, was es damit auf sich hatte. Wegdenken konnte ich sie nicht, ich hatte es versucht. 

Ob er auch etwas essen wollte? Konnte er denn überhaupt etwas essen? Ich wurde aus ihm einfach nicht schlau. Geister mussten nicht schlafen, aber er schien es offensichtlich zu tun. Sollte ich ihn vielleicht aufwecken?

Mein Blick wanderte von seinen Lippen über seinen Körper und dann zurück nach oben. Selbst seine Haare wirkten perfekt. Sie waren weiß wie Schnee und schienen nicht gefärbt zu sein. Ob seine Wimpern auch weiß wären? Und wie weich sie wirkten. Meine Finger zuckten leicht und ich musste mich zwingen dem Bedürfnis, ebendiese durch seine weichen Strähnen zu fahren, zu unterdrücken. Was war nur los mit mir? Ich benahm mich unglaublich notgeil und das musste aufhören. 

"Gefällt dir der Anblick?"

Seine raue, vom Schlaf dunkle, Stimme ließ mich zusammenzucken und ich hatte unglaublich Glück, dass der Teller nicht aus meiner Hand rutschte. 

Blake hatte seinen Kopf leicht in meine Richtung gedreht und ein sexy Grinsen umspielte seine Mundwinkle. Nein Ady Stopp. An seinem Grinsen war nichts sexy! 

"Ich habe nur überlegt, ob du etwas essen möchtest", versuchte ich vom Thema abzulenken und nahm noch einen Bissen von meinem Müsli. Gut, ich könnte ihm ohnehin nichts anderes anbieten, aber es war etwas zu essen. 

Er dehnte seinen Hals und fuhr schließlich mit der Hand durch seine Haare und zerzauste sie. Und natürlich sah er dadurch nur noch besser aus. Im Gegensatz zu mir, die aussah wie ein Penner. 

"Nett von dir, aber ich muss nichts essen." 

Auch wenn ich seine Augen nicht sehen konnte, spürte ich er seinen Blick über mich wandern ließ. 

"Und du solltest vielleicht etwas gesünderes zu dir nehmen als Müsli." 

Ich verdrehte meine Augen und ließ mich auf das Sofa plumpsen. War ja klar, dass auch er an meinem Essverhalten rummeckerte, so wie James damals. 

Demonstrativ nahm ich noch einen Bissen und kaute stumm, während ich mich nach der Fernbedienung umsah. 

"Tja, da meine Küche nichts anderes anzubieten an und ich Hunger habe..." Ich beendete meinen Satz nicht und das musste ich auch nicht. Mittlerweile hatte ich die Fernbedienung gefunden und schaltete den Fernseher ein. Ein deutliches Zeichen dafür, dass ich jetzt nicht mit ihm sprechen wollte. Gelangweilt klickte ich mich durch die Sender durch.

"Das war nicht als Kritik gemeint", murmelte er nah an meinem Gesicht, während ich immer noch versuchte ihn zu ignorieren. "Ich war heute den ganzen Tag mit dir unterwegs und habe gesehen, was du gegessen hast. Und das war nicht viel gewesen. Wie kommt es, dass du als Krankenschwester nicht besser auf deine eigene Gesundheit achtest?" 

Das hatte mir gerade noch gefehlt. Immer wieder durfte ich mir so etwas anhören. Ja ich war Krankenschwester, aber meine oberste Priorität galt nun mal meinen Patienten. Da blieb mein eigenes Leben auf der Strecke. Und es war doch nichts dabei, wenn ich mir um Mitternacht an einem Wochentag eine Schüssel Müsli gönnte. 

Endlich hatte ich einen Sender gefunden und ließ mich vom ersten Harry Potter Teil berieseln. Ich hatte die Filme mit Liam und Mum hundertmal angesehen und kannte sie auswendig. 

"Sind wir also wieder an dem Punkt, an dem du mich ignorierst? Hast du nicht mittlerweile gemerkt, dass ich das überhaupt nicht leiden kann?"

Oh das tat mir aber leid für ihn. Selbst in Gedanken war der Sarkasmus nicht zu überhören. 

Lange Finger umschlangen meinen Teller und nahmen ihn mir ab bevor ich protestieren konnte. Er stellte ihn auf den Boden neben sich. Na gut, ich war eh fast fertig. Demonstrativ lehnte ich mich zurück und verschränkte die Arme. 

Seine Finger fuhren leicht über meinen Arm, selbst durch den Pullover konnte ich das kribbeln spüren. Sein Gesicht kam meinem unglaublich nah und es verlangte mich viel ab mich nicht zu bewegen. Ob in seine Richtung oder von ihm weg konnte ich nicht sagen. Warum löste er nur solche Gefühle in mir aus?

THE CONTRACT - Du Gehörst MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt