7. Mitfahrgelegenheit

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„Ariana?" Verschreckt schaute ich mit geröteten Augen auf und sah geradewegs in das markante Gesicht von Mr Downey. Scheiße. Warum musste ausgerechnet er mich nun so vorfinden? Ich sah bestimmt fürchterlich aus.

„Ich-", stammelte ich, heulte nur noch mehr. „Es...ist nichts.", brachte ich mit zittriger Stimme hervor, stand auf und wollte an ihm vorbeigehen, doch er hielt mich am Arm fest. Mit großen Augen sah ich ihn an, war psychisch gerade so am Arsch.

„Was ist denn los?", fragte er mich besorgt und strich beruhigend über meine Wange und wischte ein paar Tränen mit seinem Daumen weg, doch abrupt hörte er auf und sah mich nun geschockt an. Was war denn los? Verwirrt fasste ich an meine Wange und guckte danach meine Hand an, als ich es realisierte. Von meiner ganzen Heulerei war meine Foundation abgegangen und diese hatte wiederum nicht nur meine unreine Haut, sondern auch den blauen Fleck überdeckt. Scheiße. Wie konnte ich mich da denn nun rausreden? Ich war noch viel zu aufgebracht, um mir eine gute Ausrede einfallen zu lassen. Konnte der Tag eigentlich noch schlimmer werden?

„Ariana, was ist das?", fragte er ernst, nahm mein Kinn in seine Hand und drehte meinen Kopf leicht in verschiedene Richtungen, um zu sehen, ob ich noch mehr Verletzungen hatte.

„Sag mir sofort wer dir das angetan hat!", sagte er bestimmender, fordernder. Ich konnte ihm nicht die Wahrheit sagen. Es ging einfach nicht. Noch nie hatte ich das irgendwem erzählt und ich wollte damit jetzt auch nicht anfangen. Ich mochte zwar den Mann, der vor mir stand, aber ich kannte ihn immer noch kaum und da konnte ich ihm nicht eines meiner größten Geheimnisse anvertrauen. Wahrscheinlich müsste er das sogar melden und das wäre dann mein Ende.

„Ich kann nicht.", antwortete ich leise, eingeschüchtert.

„Ariana!"

„Es geht nicht ok? Wenn ich dir das erzähle, dann... Es geht einfach nicht. Alles gut. Ich hab einen Football ins Gesicht bekommen. Genau, das war's!" Überzeugend war das ja nicht gerade.

„Darüber reden wir ein anderes mal weiter. Warum bist du überhaupt noch hier? Du hast seit 20 Minuten Schluss." Das hatte ich auch wieder vergessen. Wie zur Hölle sollte ich nach Hause kommen? Ohne Geld, ohne Freunde, ohne Mitfahrgelegenheit.

„Willst du die Wahrheit hören?" Er nickte. „Meine Freunde sind in die Stadt gefahren, sonst nehmen die mich immer mit, und den Bus kann ich mir nicht leisten."

Er seufzte, schien kurz zu überlegen, als er sagte: „Ich bring dich nach Hause"

„Das ist sehr nett, aber ich muss ablehnen. Wenn das irgendwer mitbekommt, bekommst du verdammt viel Ärger und das will ich dir nicht zumuten.", meinte ich. Es war wirklich nett von ihm aber falsch. Er durfte das nicht und das wusste er auch. Genauso wie das heute früh, doch das versuchte ich gerade einfach zu vergessen.

„Na gut dann gehe ich jetzt." Ok damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Er machte einfach so kehrt und lief davon. Geschockt, dass er es einfach so akzeptierte, starrte ich ihm hinterher.

„Halt!", rief ich ihm ergeben hinterher. Sofort hielt er inne und drehte sich um, als ich schon sein breites siegessicheres Grinsen zu Gesicht bekam.

„Grins nicht so selbstsicher.", meinte ich und ging nun zu ihm, doch sein Grinsen verging nicht.

„Auf einmal wieder frech.", meinte er und zusammen liefen wir zu einem großen schwarzen Auto, welches verdammt teuer aussah.

„Das ist deins?", fragte ich entgeistert nach.

„Ein BMW M8 Competition Gran Coupé, 240.000 Dollar, bis zu 305 km/h kann dieses schöne Stück fahren."

„Ein einfaches 'ja' hätte mir auch gereicht." Er verdrehte seine Augen und hielt mir die Beifahrertür auf.

„Danke.", murmelte ich und saß auch schon kurze Zeit später in dem viel zu teuren Auto. Der Sitz fühlte sich verdammt bequem an, doch ich hatte etwas Angst, dass ich hier irgendwas kaputt bzw. verschmutzen würde. Das konnte ich mir nun erst recht nicht leisten. Mr Downey setzte sich ebenfalls in den Wagen. Er schaute mich kurz an, als er sagte: „Du bist noch nicht angegurtet." Ich griff nach dem Gurt, doch plötzlich hatte er diesen in der Hand und bewegte ihn ganz langsam zum Gurtverschluss. Dabei berührte er ganz leicht meine Brüste und strich über meinen Oberschenkel. Sofort breitete sich eine Gänsehaut über meinen ganzen Körper aus.

„Ariana?", fragte er nach, schien auf etwas zu warten.

„Hm?"

„Ich habe dich gefragt, wo du wohnst." Wie hatte ich das denn bitte nicht mitbekommen? Lenkte er mich wirklich so sehr ab? Er grinste wissend. Idiot.

„Oak Street 10."

„Nicht weit von mir.", stellte er fest. Na toll. Jetzt lebte mein viel zu attraktiver Mathelehrer, der gleichzeitig noch ganz andere Dinge mit mir anstellte, als mich zu unterrichten, sogar noch in der Nähe von meinem Haus. ,In gewisser Weise unterrichtete er mich ja...'Stop! Wir wollten das doch vergessen oder? Ach verdammt! Wie sollte ich das denn bitte je vergessen können? Es war unvergesslich und ich wollte ganz klar mehr, doch würde das rauskommen, wären wir beide am Arsch. Alleine schon wenn jemand mitbekam, dass er mich nach Hause fuhr. Was sollten wir denn dann sagen?

Etwa 15 Minuten später kamen wir an meinem großen wunderschönen Haus an. Als Kind hatte ich mein zu Hause vergöttert, hatte den ganzen Tag nur darin verbringen wollen und heute wünschte ich, dass ich es nie wieder betreten müsste. Zu viele schlimme Dinge hatte ich darin erleben müssen, werde ich vermutlich in der Zukunft immer noch erleben. Vor knapp drei Jahren hatte das ganze angefangen. Meinem Vater wurde seinen Job als Rechtsanwalt gekündigt und seitdem war er nichtmehr er selbst. Früher war er freundlich, witzig und liebevoll gewesen, doch nun war er nur noch wütend, aggressiv und gewalttätig. Meine Mutter ging teilweise noch arbeiten, aber nur als Putzkraft. Auch sie war früher ganz anders gewesen, doch zuzusehen, wie ihr Ehemann zu Grunde ging, machte sie so kaputt, dass sie sich selbst ebenfalls verlor. Es war eigentlich kein Wunder, dass sie die ganze Zeit betrunken waren. So bekamen sie wenigstens nicht mit, wie scheiße ihr Leben wirklich war. Im Laufe der Zeit hatten sie mich nur noch als Belastung angesehen. Das als damalige 15. Jährige zu hören ist eine andere Art von Schmerz.

Forbidden Love (Teacher Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt