22. Der Tag danach

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Die Welt wirkte für einen kurzen Moment in meinem wunderbaren Traum, in dem ich freudestrahlend über eine Wiese lief und die süße Sommerluft einatmete, die sich so schön warm auf meiner Haut anfühlte, nicht so trist, wie sie in echt nun einmal war. In dem Traum hatte ich ein weißes Sommerkleid an, rosane Ballerinas und einen Strohhut auf. Ich wusste was geschehen war, dass mich mein Vater umbringen wollte, konnte mich noch an den gruseligen Fremden erinnern und an meinen Selbstmordversuch. Ich hätte früher springen sollen. Warum war ich nicht einfach direkt runtergesprungen? Warum? Ich verstand es einfach nicht, wollte mir gerade aber nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen, da ich immer noch auf dieser Wiese stand und nicht bei mir zu Hause. Lächelnd verfolgte ich den kleinen Schmetterling, der ungleichmäßig, fast schon tollpatschig, umherflog und sich keinerlei Sorgen um sein Leben machen musste. Er war frei, konnte hin wo er wollte, machen was er wollte. Gott, wie gerne ich gerade dieses kleine Geschöpf wäre. Ich lief weiter zu einem großen Baum, der mir Schatten versprach. Ich wusste nicht, was er für eine Baumart war, doch wirklich interessieren, tat mich das nicht.

„Ariana?" Überrascht drehte ich mich zu einer bildhübschen Frau um, dessen Haut heller als meine wirkte, ihre Haare ebenfalls etwas dunkler als meine waren, jedoch ähnelten sich ihre haselnussbraunen Augen ein wenig mit meinen. Sie saß auf einem großen weißen Pferd, dessen Mähne glatt über seine Haut fiel. Es war ein außerordentlich schönes Pferd, doch woher waren die Beiden gekommen und woher kannte die Frau meinen Namen?

„Kommt drauf an wer fragt.", meinte ich misstrauisch, trat einen Schritt zurück, als sie von anscheinend ihrem Pferd abstieg und auf mich zu lief.

„Wer ich bin spielt keine Rolle, jedenfalls nicht jetzt. Die Frage ist eine ganz andere.", sagte sie und kam wenige Zentimeter vor mir zum Stehen. Sie trug ein hellblaues luftiges Kleid, welches bodenlang war.

„Die wie lautet?", fragte ich verwirrt nach, denn ich hatte noch nie in meinem Leben diese Frau gesehen und ihren Namen wollte sie mir ebenfalls nicht verraten, nur warum? Warum war sie hier? Wer war sie?

„Warum bist du nicht gesprungen?" Verblüfft starrte ich sie an, hatte damit überhaupt nicht gerechnet, denn woher wusste sie von meinem Selbstmordversuch? Die logischste Antwort war vermutlich die, dass sich Träume oftmals um ein Thema drehen, das die Person gerade beschäftigt. Vermutlich wusste sie deswegen Bescheid. Eine andere Möglichkeit gab es ja auch gar nicht.

„Ich wollte, aber dann kam Robert."

„Du hättest vorher springen können. Warum bist du es also nicht?"

„I-Ich weiß nicht." Ich war verzweifelt. Ich wusste es selbst ja nicht mal, hatte mich dies auch schon gefragt gehabt, denn warum war ich nicht früher gesprungen? Ich hatte es gewollt, hätte es vermutlich auch getan, wäre Robert nicht gekommen und hätte mich gerettet. Hätte ich es getan? Hätte ich wirklich von der Brücke springen können? Ich konnte es nicht sagen, doch mein langes Zögern war die Antwort. Ich hätte es nicht vollbringen können. Nein, ich hätte es definitiv nicht gemacht. Doch ich hatte keinen anderen Ausweg mehr gesehen, sah ihn ja immer noch nicht. Für mich gab es einfach keinen Platz auf dieser Welt. Ich war eine verlorene Seele in Mitten einer verkorksten Welt, die mich nicht wollte, mich nicht liebte.

„Du weißt es nicht?", hakte sie nach.

„Ich denke, ich war noch nicht bereit zu sterben, doch ob ich bereit bin um weiterzuleben, weiß ich ebenfalls nicht. Was soll ich also tun?", fragte ich sie im Gegenzug verzweifelt, woraufhin sie überraschenderweise jedoch das Lachen anfing. Was war verdammt nochmal so witzig daran? Hatte ich irgendwas verpasst?

„Das kann ich dir leider nicht sagen, gutes Kind. Das musst du für dich selbst herausfinden, aber das geht nicht hier." Ich erstarrte regelrecht, als ich daran dachte, wieder zurück zu müssen, zu meinen Vater zu müssen. Unterbewusst fasste ich mir an meinen Hals, glaubte erneut keine Luft mehr zu bekommen. In meinen Augen sammelten sich wieder Tränen und mein Körper wirkte plötzlich so schwach und verletzlich, sodass meine Knie nachgaben und ich zusammensackte. Die Frau kniete sich nun vor mich und lächelte mich liebevoll an. Sie war wirklich kurios.

Forbidden Love (Teacher Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt