28. Abschied

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„Mein Vater, er ist tot.", schluchzte ich gequält, drohte keine Luft mehr zu bekommen und fühlte mich so verdammt einsam. Jetzt hatte ich wirklich niemanden mehr und es machte mir unheimliche Angst.

„Was redest du da? Woher weißt du das?", fragte er verwirrt nach, musterte mich besorgt.

„E-er hatte einen Autounfall. Die haben mich eben angerufen und wollten, dass ich ihn identifiziere, aber ich habe einfach aufgelegt. Er kann doch nicht tot sein oder? Ich bin jetzt komplett alleine, Robert." Meine Stimme brach zum Ende hin ab und ich weinte nur noch mehr.

„Komm her, Kleines.", meinte er und drückte mich schon beschützend in seine Arme, tätschelte meinen Kopf und sprach mir beruhigende Dinge zu, die ich aber gar nicht so wirklich wahr nahm, da ich so in Gedanken war. Ich hatte wirklich gedacht, dass mein Leben langsam besser werden würde, ich eine zweite Chance bekommen hatte, doch nun war ich hier, in den Armen des Mannes, den ich mehr mochte, als ich es vermutlich zugeben wollte. Warum sonst war ich direkt zu ihm gekommen, als es mir schlecht ging?

„Was soll ich jetzt machen?", fragte ich mit einer kratzigen Stimme nach einer Weile nach, hatte mich so langsam wieder eingekriegt, dennoch liefen mir immer noch stumme Tränen meine Wangen hinunter.

„Ich denke es ist das Beste, dass du wirklich ins Krankenhaus fährst. Es ist vermutlich die letzte Chance, dass du dich von ihm verabschieden kannst und du wirst es sicherlich bereuen, wenn du es nicht tust." Ich guckte ihn entsetzt an, dachte daran, wie mein Vater tot vor mir liegen würde. Mir wurde nur wieder übel, wenn ich daran dachte, weswegen ich schnell aufstand und ins Badezimmer rannte, in dem ich mich übergab. Das wievielte mal war das heute?

„Ariana, wie viel hast du getrunken? Muss ich mir Sorgen machen?", fragte mich die vertraute Stimme von Robert, der mir behutsam meine Haare zurückhielt, als ich erneut in die Kloschüssel spuckte.

„Es tut mir leid.", schluchzte ich erneut und fühlte mich einfach nur noch elendig. Mein Kopf drohte zu platzen von alledem. Zuerst war ich auf einer Party, dann erfuhr ich, dass mein Vater tot war und um noch alles zu Toppen, kam ich wieder bei meinem Mathelehrer angekrochen. Ich war wahrlich erbärmlich. Ich würde dies ja auf meine Gene schieben, jedoch wusste ich immer noch nicht, wer meine leiblichen Eltern waren. Ob ich dies auch wirklich wissen wollte, wusste ich nicht.

„Ich bin froh, dass du zu mir gekommen bist. Ich kümmer mich um dich.", meinte er, was mich lächeln ließ.

„Du bist echt süß, weißt du das eigentlich?", fragte ich ihn ehrlich, merkte nur selbst, wie sehr der Alkohol aus mir sprach.

„Und du bist betrunken.", antwortete er schmunzelnd. Schließlich spülte ich mein Erbrochenes runter und setzte mich erschöpft auf den Klodeckel. Ariana, wenn du jetzt umkippst, bring ich dich um!

„Denkst du wirklich, dass es eine gute Idee ist, dass ich in diesem Zustand ins Krankenhaus gehe?", fragte ich ihn nun ernst, spürte nur wieder den Schmerz und Kummer, der sich in den letzten Minuten so unerträglich angefühlt hatte.

„Du isst und trinkst jetzt erstmal was und dann begleite ich dich mit ins Krankenhaus, okay?", fragte er mich ruhig, woraufhin ich kurz übergelegte, dennoch schließlich nickte. Er wusste besser als ich, was gut für mich war, also musste ich ihm nun einfach vertrauen.

Zusammen gingen wir wieder zurück in die Küche, wo er mir befohlen hatte auf dem Barhocker platz zu nehmen und zu versuchen, nicht erneut zu kotzen. Mitfühlend wie immer. Kurze Zeit später hatte er mir ein Salami Käse Sandwich zubereitet und mir ein Glas Wasser hingestellt. Das Wasser hatte ich mit einem Zug ausgetrunken, doch das Sandwich war eher schwieriger runterzubekommen, da sich immer noch alles drehte und mir schlecht war. Dennoch hatte ich einige Bissen herunterbekommen, was Robert zwar nicht Zufriedenstellte, doch er sagte nichts dazu. Gemeinsam liefen wir nun nach draußen und setzten uns in sein Auto, als er schließlich losfuhr und ich langsam Panik bekam. Ich würde gleich meinen toten Vater sehen und müsste mich verabschieden. Viel zu oft hatte ich mir gewünscht, dass meine Eltern verschwinden würden, manchmal sogar sterben würde und nun war dies der Fall. Ich liebte meinen Vater zwar nicht mehr, jedoch hatte ich dies einmal getan und das konnte ich nicht vergessen. Früher war eben alles anders gewesen, bevor er seinen Job und seine Frau verlorenen hatte, bevor er ein Trinkproblem entwickelt hatte und bevor er seine Tochter mehrmals misshandelt hatte. Ich wünschte mir so sehr, dass es wie früher für immer geblieben wäre, ich nie all das hätte erleben müssen und einfach hätte glücklich sein können. Vermutlich wäre ich auch in der Schule um einiges besser gewesen und hätte mich nicht in Robert verliebt. Ja, ich liebe ihn und es war so verdammt beunruhigend, dass ich es gar nicht laut aussprechen wollte. Er war der Einzige gewesen, der in mir etwas gesehen hatte, der mich gesehen hatte und das war etwas, was ich niemals vergessen würde. Selbst jetzt, nachdem ich besoffen zu ihm nach Hause gekommen war und wir seit Wochen keinen richtigen Kontakt mehr pflegten, begleitete er mich ins Krankenhaus zu meinem toten Vater. Es war eine Tat, die mehr als tausend Worte sagte, eine Tat, die mich so unfassbar berührte, dass ich drohte, nur noch mehr für ihn zu fallen. Wie konnte ich auch nicht? Es war von vorne rein schon so bestimmt gewesen und ich wusste, dass ich jede einzelne Minute mit ihm ab jetzt verbringen wollen würde.



Forbidden Love (Teacher Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt