17. Heimlicher Verehrer

155 10 0
                                    

Die nächsten zwei Wochen waren wie im Fluge vergangen. Das Footballspiel war, wie schon befürchtet, echt langweilig gewesen und wer gewonnen hatte, hatte ich schon wieder vergessen. Robert und ich waren uns nicht nochmal nahegekommen, nach dem Vorfall im Gang, jedoch war zwischen uns so eine Spannung, dass ich es kaum aushielt, einfach auf meinem Platz sitzen zu bleiben, anstatt auf ihn zu zu rennen, ihn zu küssen und mich auf dem Lehrerpult von ihm durchvögeln zu lassen. Mit Bill lief es gut, auch wenn er die ganze Zeit nur Sex wollte. Ich hatte zwar nichts gegen Geschlechtsverkehr, ganz und gar nicht, aber er war nicht der Beste im Bett... So kam es, dass ich auch jetzt unter meinem Freund lag und er, wie üblich, vor mir kam, sich von mir rollte und schwer atmend neben mir lag.

„Und bist du gekommen?", fragte er mich außer Atem, stand auf und zog sich wieder seine Klamotten an.

„Natürlich.", log ich, ohne mit der Wimper zu zucken. Es würde nur sein Selbstbewusstsein kränken, würde ich nicht lügen. Auch ich richtete mich nun auf, schnappte mir meine Klamotten und zog sie hastig an. Wir waren diesmal nicht bei mir zu Hause, sondern bei ihm. Seine Eltern waren vereist und seine kleine Schwester war bei einer Freundin. Wir hatten also Sturmfrei.

„So wie ich dich kenne, willst du nicht die Nacht über hierbleiben?", fragte er mich, zog mich an sich und vergrub sein Gesicht in meinen haselnussbraunen Haaren.

„Nein tut mir leid." So wie ich ihn kannte, wollte er die ganze Nacht nur vögeln und darauf hatte ich überhaupt keine Lust. Konnte man es mir verübeln? Hin und wieder konnte ich mir das ja mal antun aber mehrmals in der Woche? Es war nicht angenehm, aber vielleicht musste man da einfach durch, wenn man einen Freund hatte. Oder man musste sich jemand anderen suchen, der dich zum Kommen brachte, es erträglicher sogar genießbar machte. Jemanden wie mein heißer Mathelehrer. Ich schüttelte leicht den Kopf, als meine Gedanken mal wieder abschweiften. Er hätte mich zum Kommen bringen können, da war ich mir sicher. Er konnte so viele Dinge. Dinge, die ich noch nie gesehen geschweige denn gespürt hatte. Konnte Bill nicht etwas mehr wie Robert und weniger er selbst sein?

„Wann soll ich dich eigentlich morgen Abend abholen?", fragte er mich nun. Abholen? Morgen Abend? Kurz guckte ich ihn verwundert an, überlegte, was er meinte, als es mir schließlich wieder einfiel. Der Ball! Wie vergesslich konnte man eigentlich sein? Unwillkürlich dachte ich an das blaue Kleid zurück, was ich vor Kurzem in der Mall anprobiert hatte. Was ich dafür nur geben würde...

„Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich nicht komme, Bill. Ich habe keine Lust.", meinte ich, löste mich aus seiner Umarmung und trat einige Schritte von ihm hinweg. Wie oft wollte er mich eigentlich noch fragen? Es nervte gewaltig!

„Bitte, Ari! Ich will dich so gerne in einem Kleid sehen und Alle gehen. Erfüll mir bitte den Wunsch.", jammerte er, kam mir wieder näher und nahm meine Hände in seine.

„Ich überleg's mir nochmal." Glücklich lächelte er und küsste mich anschließend flüchtig. Ich hatte für morgen kein Kleid, also gab es da nicht viel zu überlegen, dennoch hoffte ich an irgendein Wunder, doch es würde keins kommen. Das Universum hatte sich schon vor sehr langer Zeit gegen mich verschworen und das durfte ich jeden Tag aufs Neue miterleben.






„Tschüss und danke fürs Mitnehmen!", rief ich meiner Clique hinterher, da sie mich nach der Schule nach Hause gefahren hatten. Heute würde der Ball stattfinden, doch Bill hatte ich gestern Abend noch abgesagt gehabt, denn er sollte nicht unnötig Hoffnung haben. Es war echt schade, da ich mich insgeheim für eine kurze Zeit echt darauf gefreut hatte, mit meinen Freunden und meinem festen Freund zum Homecoming Ball zu gehen und mit ihnen dort Spaß zu haben. Wenigstens für einen Abend wäre ich glücklich.

Nachdenklich trottete ich also vor mich hin, lief zu meiner Haustüre, als Jemand plötzlich nach mir rief. Schnell drehte ich mich um und sah gegenüber der Straße die ältere Frau, die graue kurze Haare hatte, eine blaue Hose und ein gelbes Oberteil trug.

„Mrs Müller, alles in Ordnung?", fragte ich meine nette Nachbarin, die ich, seitdem ich ein Kind gewesen war, kannte. Ursprünglich kam sie aus Deutschland, deswegen auch der komische Nachname. Sie war früher eine enge Freundin meiner Eltern gewesen, bevor alles aus den Rudern gelaufen war.

„Ja, Schätzchen. Hier hat Jemand etwas für dich abgegeben.", rief sie mir zu, sodass ich stirnrunzelnd zu ihr rüberlief, die Umarmung über mich ergehen ließ und kurz mit ihr ins Haus trat, wo die kleine Frau schon in irgendein Zimmer verschwand. Ihr Mann war seit ein paar Jahren schon tot, sodass es nur noch sie in dem großen Holzhaus gab. An den Wänden hingen Bilder von ihren Kindern und wiederum deren Kindern, der Boden war aus Akazienholz und die Wände blau gestrichen. Ein typisches Haus von älteren Menschen eben.

„Hallo, Ms Norris.", begrüßte ich die rote Katze, die sich schnurrend an mir entlang schlängelte. Eine wirklich süße Katze, auch wenn ich sie früher immer gruselig gefunden hatte. Warum war mir jedoch bis heute ein Rätsel.

„Es sieht aus wie ein Kleidungsstück. Vielleicht ein Kleid?", fragte sie, woraufhin ich jedoch genauso unwissend mit den Achseln zuckte. Sie hielt eine lange Hülle in der Hand, die mindestens anderthalb Meter lang war. Ich vermutete ebenso ein Kleid, doch warum sollte jemand irgendjemand ein Kleid hier abgeben? Vor allem wer sollte sowas tun? Für mich?

„Wie sah denn die Person aus, die es gebracht hat?", fragte ich sie im Gegenzug und nahm ich zeitgleich das Kleidungsstück aus ihren Händen.

„Dies darf ich leider nicht verraten und nun hop hop. Meine Lieblingskatzensendung fängt gleich an und die darf ich nicht verpassen!" Lächelnd über diese Angewohnheit verließ ich wieder das Haus und ging hinüber zu meinem, wo ich, als ich eintrat, erleichtert feststellte, dass meine Eltern mal wieder nicht da waren. Letzte Woche waren sie von sonst woher wiedergekommen, doch einen Tag später hatten sie sich das 100. Mal dieses Jahr gestritten, weswegen sich mein Vater eine Flasche Scotch geschnappt hatte und mit dem Wagen zu einer seiner vielen Mätressen vermutlich gefahren war. Meine Mutter hatte versucht stark zu bleiben, jedoch griff sie keine zwei Stunden später zur Vodkaflasche und schlich sich in der Nacht ebenso weg. Seitdem war ich, wie so oft auch, alleine, jedoch fand ich es nach wie vor besser alleine zu Hause zu sein, als mit ihnen. Diese ständige Angst, die ich verspürte, wenn sie da waren, hatte mich spätestens letztes Jahr komplett gebrochen und nun musste ich versuchen damit umgehen zu können. Es blieb mir eben nichts anderes übrig.

Ich lief also weiter nach oben, wo ich mich neugierig auf mein Bett fallen ließ und sofort den langen Reißverschluss öffnete, ich unbedingt wissen wollte, was sich nun wirklich darin befand, als ich es sah und glaubte zu träumen.

„Was zum...", murmelte ich geschockt, stand auf und hielt mein Traumkleid vor mich. Es war das Kleid. Das Kleid, welches ich in der Mall anprobiert hatte, welches ich unbedingt haben wollte, ich es mir jedoch nicht hatte leisten können. Wie war es also möglich, dass ich es nun hier in meinen Händen hielt? Es hatte mich Niemand, bis auf eben die Verkäuferin, in dem Kleid gesehen gehabt, nicht einmal Ashley. Also wie zur Hölle hatte es mir jemand kaufen können? Hatte mich jemand gesehen gehabt? Bill vielleicht? Nein, sicher nicht. So viel Geld würde er sicherlich nicht für mich ausgeben. Ashley konnte es auf keinen Fall gekauft haben und die Jungs waren es zu hundert Prozent auch nicht gewesen. Sonst viel mir niemand ein. Bis auf... Nein oder? Er hatte nicht... oder doch? Niemals! Was bildete ich mir nur ein? Wir hatten manchmal nur etwas Spaß miteinander, doch mehr war da nicht. Das Geld dafür hätte er vermutlich, aber es war zu absurd, um dies zu glauben. Es machte einfach keinen Sinn.

Forbidden Love (Teacher Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt