10. Jagt (auf Geschenke) II

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Zurück im Palast ging ich in den Thronsaal um meine Cacao Puffs von ihrem Babysitter abzuholen. Zum Glück hatten sie nicht allzu viel Ärger gemacht, wie mein Dad mir erzählte. Ich fragte meinen Vater auch gleich, ob ich für Will einen Bogen aus der Waffenkammer haben konnte. Dad zuckte mit den Schultern und antwortete: "Sicher, sicher. Hier schießt sowieso niemand damit. Aber lass die Speere bitte wo sie sind, unsere Soldaten zerbrechen ihre dauernd und dann brauchen sie neue." 

Zusammen mit meinen Cacao Puffs brachte ich erst einmal meine Einkaufstasche in mein Zimmer und wanderte dann durch die Gänge hinab in die Waffenkammer. Eigentlich war es eher ein Waffensaal, der etwa halb so groß war wie der Thronsaal. An den Wänden hingen ordentlich geschlichtet, nach Größe und Art, Reihen von Speeren und Kampfstäben. Gleich darunter standen polierte Rüstungen auf Ständern. Auf Gestellen, die sich in ordentlichen Reihen durch den Saal zogen standen Schwerter aus verschiedenen Metallen, wie stygischem Eisen, himmlischer Bronze, einfachem Metall, aber auch kaiserlichem Gold. Ich entdeckte auch unzählige Dolche, Messer und Schilde in allen Größen, Formen und Farben. Auf der anderen Seite des Saals gab es auch einen Ständer mit Pistolen, Gewehren und anderen Feuerwaffen. Ich hielt nicht besonders viel von denen, da sie gegen Monster beinahe wirkungslos waren.

Zwischen den Gestellen und Regalen wuselten Gespenster, Skelette und Zombies herum und polierten die Waffen, schliffen sie und räumten sie ein. Mit meinen Dämonen bei Fuß ging ich zum Waffenmeister, der gerade dabei war einem Zombie ganz genau zu erklären wie und nicht anders es ein Schwert zu schleifen hatte. Ich bezweifelte, dass der arme Knecht etwas verstand.

Als ich näher kam unterbrach der Waffenmeister seine Rede über Schwerter und wirbelte zu mir herum. Er war eine Art Dämon, der für meinen Vater arbeitete. "Ah, seit gegrüßt eure Majestät! Kann ich, als euer bescheidener Diner, etwas für euch tun, mein Prinz? Euer Schwert schleifen? Eure Rüstung reparieren? Euch einen neuen Dolch schmieden? Euch..." Ich brachte ihn mit einem Handwedeln zum Schweigen. "Ich schleife mein Schwert lieber selbst, das wisst Ihr! Was meine Rüstung angeht, ja, die könnte nach den letzten Aufständen auf den Feldern der Verdammnis wirklich eine Reparatur gebrauchen, ich werde sie euch schicken lassen.", erklärte ich herablassend. Ob das grausam war? Vielleicht. Aber das hier war die Unterwelt, der Waffenmeister war ein Dämon und ich war der Prinz dieses Schlosses. Blümchen gab es hier nur im Garten meiner Stiefmutter und liebe Worte nur von Hazel die aber gerade nicht da war. 

Ich fuhr fort: "Ich brauche einen Bogen. Einen guten, auch wenn ich das hoffentlich nicht dazusagen muss." Der Waffenmeister verbeugte sich sofort und führte mich durch die Gestelle zu einem Regal. Mit dem Finger strich er über mehrere in Leder gebundene Koffer und Schachteln und murmelte dabei vor sich hin. 

Schließlich zog er einen dunkelbraunen Kofferheraus und öffnete ihn. Der Bogen, der darin lag war hübsch, mit metallenem silbernen Griff und einer schwarzen Bogensehne. Der Dämon hielt mir den Bogen vor die Brust um die Größe abzumessen. "Der Bogen ist nicht für mich.", informierte ich ihn. "Oh! Entschuldigt, eure Hoheit. Für wen den sonst? Wie groß ist diese Person?" Ich nannte ihm Wills Größe und dann auch mit welchem Bogen er sonst immer schoss, welche Statur er hatte, und auch seine Schuhgröße. Ja, ich wusste das alles. "Hat die Person schon Schießerfahrung? Kann er oder sie mit einem Bogen umgehen?", fragte der Waffenmeister und ich lachte schroff. "Er ist ein Sohn des Apollo. Der Bogen ist ein Geschenk für ihn." Endlich hatte der Dämon einen passenden Bogen gefunden und packte ihn in eine Lederschachtel. Ich war mir sicher, dass das mindestens zwei Stunden gedauert hate.

Zurück in meinem Zimmer stellte ich den Bogen zu den anderen Dingen und ging erst einmal duschen. Danach spielte ich eine Runde mit meinen Cacao Puffs, das war ich ihnen schuldig. Als ich grade mit Fear um einen Stofffetzen raufte, der einmal ein T-Shirt von mir gewesen war, piepte mein Handy auf dem Nachttisch. Spielerisch stieß ich Fear weg und wickelte sie in den Fetzen ein, sodass sie beschäftigt war, dann holte ich mein Handy und warf mich bäuchlings aufs Bett. Will hatte wieder geschrieben!

Hi, Neeks. Sorry, dass das so kurzfristig kommt, aber was hältst du davon wenn wir die Übernachtungsparty auf drei Tage ausdehnen? Vom 23. bis zum 26.? Biiitttteeeee!🥺 Mom will dich nämlich kennenlernen, aber sie ist ja an dem Tag nicht da. Kommt erst am 26. wieder. Was sagst du?

Ich las mir die Nachricht zweimal durch, aber der Wortlaut änderte sich nicht. Will wollte, dass ich seine Mutter kennenlernte. Ich. Sollte. Seine. Mom. Kennenlernen. Wusste er eigentlich worum er mich da bat? Sofort wurde ich nervös. Was wenn ich ihr zu gruselig war? Was wenn sie sich entschied, dass Will doch lieber ein Mädchen daten sollte? Was wenn, was wenn, was wenn... Ich schrieb zurück

Ernsthaft, Will?

Ja, ernsthaft - bitteeeeeeeeee ❤️❤️❤️

Du bettelst.

❤️🥺😅

Will, soll ich wirklich deine Mutter kennenlernen? Ich meine, zu meiner Zeit war das

- fast hätte ich geschrieben, wie eine Verlobung, ließ es dann aber und schrieb stattdessen -

schon eine sehr große Sache!

Ja, schon... Aber bitte Neeks. Sie sieht das echt locker und ich würde dich schon gerne vorstellen!

Seufzend gab ich nach und tippte 

na schön. Hab dich lieb, Sunshine 🖤

Ich schickte immer ein schwarzes Herz als kleine Anspielung darauf, dass nicht der Typ für Romantik war, Will fand das niedlich.

Bis morgen dann 

schrieb Will zurück und hängte eine ganze Kolonne von Herzchen an die Nachricht.

Ich gab schnell meinem Dad bescheid und packte dann meine Geschenke für Will ein. Den Bogen ließ ich einfach in seinem Lederkoffer. Jetzt musste ich nur noch eine einzige Sache erledigen, die mich wahrscheinlich den Kopf kosten würde, die ich mir aber in eben diesen Kopf gesetzt hatte. 

Solangelo 2 - Lücken in der UnterweltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt