23. Will hält keine Komplimente aus

145 8 4
                                    

Während ich Percy erklärte, was er verpasst hatte gingen wir zu den anderen und Hades erzählte ihnen, was Percy uns erzählt hatte. Wir hatten uns wieder um den Kaffeetisch meiner Mutter versammelt. 

Percy schien es überhaupt nicht seltsam zu finden, dass ich eine Krone trug, und als Will ihn danach frage meine er: "Im Palast meines Vaters, geht's mir ähnlich. Alle reden mich mit Lord Perseus an und Amphitrite will, dass ich eine Krone trage und so.... es ist einfach nervtötend. Aber hey, der Ozean ist groß! Ich treib mich also meistens mit Triton, Tyson und Kym draußen herum und schau was wir so versenken können." Will schüttelte beeindruckt den Kopf. "Also ich würde das nicht aushalten. So viele Leute, die auf mich hören... nein danke. Ich mag das überhaupt nicht, wenn jeder will das ich auf alles eine Antwort habe. Ich kann dir ja erklären, wie du eine Wunde zu verbinden hast, aber wie man eine Armee anführt? Das überlass ich Nico." Er grinste mich sanft an und mir wurde mal wieder klar, wie sehr ich diesen Kerl liebte.

Asklepios diskutierte inzwischen wild mit Persephone, wie man so ein Monster bekämpfen konnte. Sie gingen gerade verschiedene Pflanzen und Zauber durch, als Percy dazwischenrief: "Hey, ihr zwei. Schon mal daran gedacht, dass diese Giftalge, über die ihr da redet die Lieblingsspeise von dem Monster sein könnt? Ich hab jedenfalls gesehen, wie das Ding an so einer geknabbert hat. Schien ihm so eine Art Zuckerkick zu geben." Asklepios erstarrte kurz, dann nickte er und murmelte: "Stimmt, daran haben wir noch gar nicht gedacht." "Hat der Meeresexperte irgendeine Idee wie wir dieses Monster vernichten können?", fragte Persephone angespannt. 

Percy lehnte sich in seinem Sessel zurück und zog lässig eine kleine Flasche mit griechischem Feuer aus seiner Tasche.

Es gab einen Moment der Stille, in der mein Hirn tausend Möglichkeiten durcharbeitete, wie Percy das Feuer an den Soldaten hatte vorbeischmuggeln können. Am Ende konnte es nur eine Möglichkeit geben. 

Wütend stieß ich meinen Sessel zurück und schrie: "Ich zieh diesen scheiß Soldaten die Knochen lang! Diese Trottel haben nicht bemerkt, das du eine Flasche mit griechischem Feuer in der Tasche hattest? Wie dumm kann man eigentlich sein?" Ich stürmte schon zum Ausgang, aber Dad hielt mich an der Schulter fest. "Nicht jetzt, mein Sohn. Aber du hast Recht. Darum müssen wir uns bald kümmern." Ich war immer noch wütend, weil die Soldaten so blöd waren, aber ich verschob meine Ideen für mögliche Bestrafungen auf später. Asklepios drehte sich wieder zu Percy um. "Schön, und wie stellst du dir dir, dass wir es ihr geben? Sie ist derzeit beinahe sterblich." "Ich hab das Feuer mitgebracht, weil es das Monster vielleicht vernichten könnte. Aber wenn es wirklich in Hekate drin ist, müssen wir es erst mal heraus holen.", antwortete Percy schulterzuckend. Hades runzelte nachdenklich die Stirn. "Und wie stellst du dir das vor, Jackson?" 

Will schaltete sich wieder ein: "Percy, du sagtest, dass diese Monster in großer Tiefe leben, oder?"

"Yup."

"Und sie mögen kein Sonnenlicht, keine Wärme, kein Chaos."

"Auch Yup."

"Also wie wäre es mit Sonnenlicht? Sonneneinstrahlung geht leicht durch die Haut und ist der Inbegriff von Licht und Wärme.", schlug Will vor. Ich hörte Asklepios beeindruckt murmeln: "Der Junge ist ein Naturtalent!", hatte aber keine Ahnung ob Will es gehört hatte. Apollo hatte das durchaus, denn er nickte heftig.

Hades hob jedoch beide Hände und rief: "Moment! Hier unten gibt es kein Sonnenlicht und wir werden Hekate ganz sicher nicht an die Oberfläche bringen, wo Zeus sie finden könnte!" 

"Brauchen wir auch nicht.", sagte ich, "Wir haben eine perfekte Ersatzsonne! Ein junger Mann, der super leuchten kann und heiß genug ist um so ein Monster auszutreiben. Braucht ihr mehr Tipps? Heiß, blond, lieb, genetische Verbindung zur Sonne, leuchtendes Lächeln... Und?" 

"Jaja, ich weiß schon wen du meinst. Keine Sorge, den Job mit der Sonne kann ich übernehmen.", sagte Apollo und tat geschmeichelt. Damit war es bewiesen. Apollo kehrte inzwischen wieder zu seiner üblichen Arroganz zurück. Ich spielte überrascht, drehte mich überdeutlich zu ihm um und bemerkte: "Ach, du bist doch auch noch hier, Apollo!" Dem Sonnengott entgleisten die Gesichtszüge, als ich hinzufügte: "Ich hatte eigentlich über deinen Sohn Will gesprochen." Jetzt passierten mehrere Dinge gleichzeitig.

A) Percy hielt es nicht mehr aus und lag vor Lachen schon fast auf dem Tisch

B) es ertönte ein lautes Krach als Will mit hochrotem Kopf mit seinem Sessel kippte - heute war wirklich der ich-falle-von-meinem-Sessel-Tag

C) Persephone seufzte verzaubert. Langsam kam mir der Verdacht, dass sie Will mehr mochte, als sie sich anmerken ließ und es toll fand, dass ihr Adoptivsohn mit ihm ausging.

Asklepios sah in der ganzen Situation ein wenig verloren aus. Ich konnte den armen Gott verstehen. Als ich ins soziale Leben zurückgekommen war, nachdem ich so lange weggelaufen war, hatte ich mich zuerst auch nicht zurechtgefunden. Und im Gegensatz zu mir, war Asklepios jahrhundertelang eingesperrt gewesen, und hatte nur alle hundert Jahre mal mit Menschen zu tun gehabt. Hades dagegen sah mich stolz an. Vielleicht sollte ich Apollo öfter aus der Fassung bringen um Dad zu beeindrucken. 

Als sich alle wieder einigermaßen eingekriegt hatten, einigten wir uns darauf, dass Apollo und Will versuchen sollten das Monster, sollte es sich wirklich in Hekates Körper befinden, mit Sonnenlicht auszutreiben. Percy, Hades und ich würden bereit stehen um es sofort mit griechischem Feuer zu vernichten, sobald wir es zu fassen bekamen. Asklepios und Persephone würde achtgeben, dass keiner verletzt wurde und sich sofort um Hekate kümmern, sobald das Monster vernichtet war. So weit, so gut.

Auf dem Weg zu Hekate, ließ sich Percy zu mir zurückfallen. Kurz überlegte ich, ob er vielleicht sauer sein könnte, weil ich Will so hoch gelobt hatte, aber ich verschob den Gedanken wieder. Percy hatte Annabeth, ich hatte Will und damit war alles in seiner Ordnung. Kein Grund sauer zu werden. 

Percy schien das anscheinend nicht mal wirklich in den Sinn gekommen zu sein, denn er sagte nachdenklich: "Weißt du, Nico, ich merk immer wieder wie sehr du dich verändert hast. Als wir euch in Westhover Hall gefunden haben warst du..." Ich unterbrach ihn. "Nervig? Leichtsinnig? Naiv? Dumm?" Percy stieß mich grinsend mit dem Ellenbogen an. "Eigentlich wollte ich unschuldig und harmlos sagen." "Noch schlimmer.", murmelt ich und warf Percy einen finsteren Blick zu. Den beeindruckte das kein bisschen, er redete einfach weiter: "Und jetzt bist du fast schon so gefürchtet wie dein Vater. Ich meine, hallo? Einmal in die Hände klatschen und schon stehn alle stramm? Und du bist offensichtlich auch in einer Position, in der du Strafen austeilen kannst. Wetten vor ein paar Jahren hättest du höchstens alle bösen Geister dazu verdammt mit dir Mythomagic zu spielen?" "Lustig, dass du es erwähnst. Ich könnte echt ein paar Geister zu Mythomagic-Figuren werden lassen. Auf meinem Schachbrett sind schon alle Bauern verdammte Geister, da ist mir der Platz ausgegangen.", überlegte ich.

Bevor Percy etwas erwidern konnte, kamen wir bei Hekates Zimmer an.

Solangelo 2 - Lücken in der UnterweltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt