Ich schaute meinen Freund liebevoll an und sagte: "Sorry, Sunshine. Aber die letzten drei Tage hab ich mir bei meinem Dad schon erbetteln müssen. In der Unterwelt geht es leider Nach wie Vor drunter und drüber... Was mich zu der Frage bringt,", ich schaute demonstrativ zu Apollo der mit einem Lächeln weiter zu Will deutete. Dieser zeigte mir überstolz einen Brief, in dem es darum ging, dass Asklepios nach Amerika kommen würde. Offiziell um Will zu unterrichten, inoffiziell um Hekate zu heilen. "Das war also diese riskante Idee, von der du nichts erzählen wolltest.", sagte ich zu Apollo, ausnahmsweise einmal wirklich beeindruckt, "Nicht schlecht, wirklich nicht schlecht!"
Aber auch den geduldigsten und vernünftigsten Menschen konnte einmal der Geduldsfaden reißen. So ging es nun Wills Mutter "Moment, jetzt mal halblang!", rief sie und stellte sich mit erhobenen Händen zwischen uns. "Ich verstehe hier überhaupt nicht mehr! Welche Idee, was ist los? Was ist bei diesen beiden Kriegen genau passiert, von denen ihr gesprochen habt? Wieso haben wir davon nichts mitbekommen? Wieso gab es diese Kriege überhaupt? Könntet ihr bitte daran denken, dass der Rest von uns nicht dabei war?"
Will schaute kurz hilfesuchend zu mir und seinem Vater, dann begann er zu erklären, was während des zweiten Titanenkriegs passiert war. Und grinste stolz zu mir, als er bei dem Punkt ankam, an dem ich meinen Dad überredet hatte, die Armee der Unterwelt als Verstärkung zu schicken, aber ich senkte den blick verlegen auf meine Füße. Eigentlich hatte ich es für Percy getan. Naomi setzte sich in den Sessel, in dem eben noch Svenja gesessen hatte und winkte ihrem Sohn tapfer weiterzureden. Also fasste Will noch den Krieg gegen Gaia zusammen. Als er erzählte wie ich halb tot im Camp Half-Blood angekommen war, nachdem ich die Athene Parthenos per über die halbe Welt gebracht hatte, schnaubte ich und murmelte beleidigt: "Von wegen aufpäppeln, mir gings super!", musste aber ein Lächeln unterdrücken. Will war der Erste gewesen, der es seit langem gewagt hatte mir zu widersprechen.
Mein Freund erzählte weiter: "Jedenfalls hat das die Camps wieder vereint und alles wäre wieder schön gewesen, wenn nicht zeitgleicht Gaia in Athen erwacht wäre und angegriffen hätte! Ich will gar nicht daran denken wie viele Leute aus beiden Camps im Kampf gegen ihre Monster umgekommen sind, bis Leo Valdez, ein Sohn des Hephaistos, sich mehr oder weniger geopfert hat um Gaia zu vernichten."
Ich warf etwas erregt ein: "Das wäre ja eine edle Tat gewesen wenn er nicht erstens uns allen damit einen riesigen Schock verpasst hätte, zweitens wenn er es nicht schon wochenlang geplant hätte, und drittens wenn er nicht das Mittel gehabt hätte mit dem er wieder lebendig wird! Und dann ist er einfach wieder im Camp aufgetaucht! Aus dem Nichts heraus! Wir sind alle Schlange gestanden um ihn zu verhauen. Aber er hatte Calypso dabei, also hatte wenigstes sie was von der ganzen ich-sterbe-und-komme-zurück-Sache. Darf ich anmerken, dass ich das als Sohn des Hades gar nicht toll finde, wenn die Toten nicht tot bleiben?"
Ich holte tief Luft um mich zu beruhigen. Nicht dass ich Leo nicht hätte zurückhaben wollen, oder mir nicht wünschte bestimmte Personen würden aus dem Tot zurückkommen, aber ich hasste es nun mal, wenn Tote dem Tot wieder entkamen. Hazel war eine der wenigen Ausnahmen, bei denen das in Ordnung war, bei allen anderen, wie Jason, wünschte ich mir einfach sie wären nie gestorben.
Als ich an Jason dachte, fiel mir mein Traum von letzter Nacht wieder ein, doch nun klatschte Apollo in die Hände und verkündete: "Sehr schön, und wenn ihr auch gleich erzählen könnt wie ich für Monate sterblich wurde und die Welt ein weiteres Mal gerettet habe indem ich meinen alten Feind Python ins Chous gestürzt und drei Möchtegern Gottkaiser besiegt habe?"
"Also erst mal: du hattest Hilfe. Und zwar von beiden Camps.", erwiderte Will leicht genervt und ich fügte frech hinzu: "Und zweitens, bist du doch der Gott der Dichtkunst. Schreib doch ein Gedicht oder so drüber!"
Apollo blinzelte einmal, doch dann erinnerte er sich wieder daran, wer er war und schoss zurück: "Also ehrlich Will, wie redest du bitte mit deinem Vater? Und Nico, noch so eine Frechheit und ich verbiete dir meinen Sohn weiter zu treffen! Und mal ganz davon abgesehen, bin ich wieder ein Gott, also bitte ein bisschen mehr Respekt." Allerdings grinste er, als beschloss ich es darauf ankommen zu lassen und noch ein bisschen frech zu sein. Ich schlang Will von hinten die Arme um den Hals, zog mich ein bisschen hoch, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und fragte seinen Vater: "Okay, und wie bitte willst du Will und mich trennen? Wir wohnen im selben Camp, schon vergessen?"
Der Gott der Sonne grinste fies: "Oh das ist leicht. Ich hole Will zu mir und sperre ihn in meinen Palast, der, den ich von Helios geerbt habe, nicht der auf dem Olymp." Es herrschte ein Moment schweigen, in dem ich und Will ihn fassungslos anstarrten.
Dann brachen Naomi, Wills Großelter, sein Onkel, seine Tante, seine Cousins und deren Freundinnen in Gelächter aus. Es dauerte bis sie sich wieder beruhigt hatten und Naomi, immer noch keuchend vor Lachen, verkündete: "Also das war mal die Ansprache eines Vaters!" Der Rest der Solace-Familie stimmte zu und ich sah, wie sich Wills Großmutter eine Lachträne aus dem Auge wischte. Ich beschäftigte mich allerdings damit Apollo böse Wag-es-ja-nicht-mir-meinen-Will-weg-zu-nehmen- Blicke zuzuwerfen. Will fragte schmollend: "Also das wird mir langsam zu blöd! Können wir vielleicht das Thema wechseln?"
Sein Großvater erbarmte sich ihm und erwähnte: "Wegen der Lehrstelle. Was für ein Arzt ist das jetzt wirklich, bei dem du deine Ausbildung machst?"
Apollo zappte noch eine Couch her, sodass wir alle sitzen konnten und Will begann das Thema Asklepios ganz groß auszubreiten, jedenfalls so lange, bis Apollo ihm offenbarte, dass die Lehre morgen los gehen würde. Da packte er mich am Handgelenk und zog mich mit in sein Zimmer, wo er begann wild herumzurennen und seine ganzen Doktor-Sachen zusammenzusuchen. Offenbar hortete er Verbände und anderes Zeugs. Ich schaffte es erst nach einer gefühlten Ewigkeit ihn wieder einzufangen. Ich drehte ihn zu mir um und beschwerte mich: "Will! Jetzt komm mal wieder runter! Es ist immerhin nicht so, als müsstest du sofort eine Prüfung schreiben, nicht wahr? Wenn ich mich richtig erinnere, hat Piper mal erzählt, dass sie diesem Doc begegnet ist und er richtig entspannt war. Also tu nicht so als würde gleich die Welt untergehen, sonst sorg ich dafür, dass sie es wirklich tut!"
Will brauchte ein bisschen bevor er mich verstand und nickte. Ich ließ ihn wieder los. Etwas ruhiger sagte ich zu ihm: "Übrigens, ich muss wieder zu Thanatos und Alekto, sie warten sicher schon. Hab dich lieb, Sunshine!" Sanft drückte ich meine Lippen auf seine und zog den Kuss absichtlich in die länge, weil der letzte Abschiedskuss so kurz gewesen war. Dann trat ich in Wills Schatten und reiste zurück an die Stelle, wo wir die Geister eingefangen hatten.
DU LIEST GERADE
Solangelo 2 - Lücken in der Unterwelt
FanfictionNicos Tagesablauf im Palast seines Vaters ist nicht ganz so, wie seiner Freunde an der Oberfläche glauben. Als Prinz der Unterwelt hat er gewisse Pflichten und geht auch Thanatos, dem Gott des Todes gerne zur Hand. Besonders als Hekate, die Göttin d...