19. meine Idee, noch ein Aufstand und Besuch für Hekate

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Als ich aufwachte kribbelten meine Muskeln vor Energie. Ich sprang aus dem Bett, wobei ein paar meiner Cacao Puffs durch die Luft flogen und wollte gerade zur Tür rennen um meinem Vater von meiner Idee zu erzählen. Doch dabei bemerkte ich die Uhrzeit. Es war noch viel zu früh, meine Unterhaltung mit Jason hatte nicht einmal drei Stunden gedauert. Das war überraschend. Ich war daran gewöhnt Tage durchzuschlafen. Aber da es keine gute Idee war, den Herrscher der Unterwelt aufzuwecken, selbst, wenn man sein Sohn war, musste ich noch warten. 

Um mir die Zeit zu vertreiben ging ich noch einmal duschen und putzte mir die Zähne. Danach zog ich mir meine Prinzenkleidung an und spielte mit meinen Cacao Puffs, als Entschuldigung, dass ich ohne ihnen Ausgeritten war und sie auch die Tage zuvor immer hatte vertrösten müssen. Dann war es endlich Zeit fürs Frühstück. Mit meinen Dämonen bei Fuß, raste ich die Treppe hinunter und in den Speisesaal. "Dad! Dad! Ich muss mit dir reden!", schrie ich, als ich durch die Tür hineinplatzte. Hades sah verwundert auf, als ich mit meinem Plan heraussprudelte. Wenigstens war er bereit, meine Idee nicht sofort als verrückt abzutun. Stattdessen stellte er immer wieder Fragen. "Was wird Zeus dazu sagen?", fragte er aber ich winkte ab. "Zeus, Jupiter. Am Ende ist das die selbe Person. Der Herrscher des Universums. Außerdem mag Hera Jason. Da wird Zeus schlecht ablehnen können."

"Und die Richter? Was ist mit denen? Es dürfen nur drei sein.", erinnerte mich Thanatos, der alles mitgehört hatte. "Oh, ich weiß schon, was ich mit Minos anstellen könnte. Ich hab neulich mitbekommen, dass er sich gerne über mich lustig macht.", sagte ich fies grinsend und ging dabei im Kopf schon verschiedene Dinge durch, die ich mit dem Ex-Geisterkönig anstellen könnte. Endlich willigte Hades ein, meinte aber, ich sollte es noch nicht herumerzählen. Das Frühstück dauerte länger als gewöhnlich, weil wir meine Idee noch weiter besprachen und auch über Hekate und Asklepios redeten. Mom beauftragte mich einige Dinge für sie zu besorgen, also war mein Arbeitsplan für den Tag wieder voll. 

Persephone in ihrem Garten helfen, Geister einsammeln, mit Cerberus spielen, als ich am Ende des Tages in mein Bett sank, schlief ich vor Erschöpfung sofort ein.  


Es dauerte noch eine Woche, in der wir alle angespannt warteten, wann Asklepios auftauchen würde. Inzwischen zählte jeder Tag.

Dad hatte dem Gott der Medizin einen Schlüsselanhänger in niedlicher Geisterform geschickt mit einer schwarzen Glasperle. Die Perle war allerdings nur eine Tarnung. Wenn sie zerdrückt wurde, setzte sie einen Schatten frei, der alle Lebewesen im Umkreis von einem Meter hier her in die Unterwelt und direkt in den Thronsaal brachte. Natürlich, ohne sie dabei zu töten.

Auch auf den Feldern der Verdammnis spitzte sich die Stimmung zu. Es gab kleinere Unruhen unter den Gefangenen, wie die Wächter uns berichteten. Ich ritt immer wieder auf Patrouille über die Felder. Allein meine Anwesenheit schien die Verdammten genug zu verunsichern um sich ruhig zu verhalten, wie ich zufrieden feststellte. Sah ich wirklich so gut aus in meiner silbernen Rüstung und dem Totenkopf Helm mit der Krone, mein Pechschwarzes Schwert an meiner Seite, hoch auf meinem Schlachtross? Anscheinend schon.

Doch heute nahmen die Gefangen ihren ganzen Mut zusammen und wagten einen Aufstand. Da ich immer nur eine kleine Einheit von Kriegern auf die Patrouillen mitnahm, wurde schnell klar, dass wir Verstärkung brauchten. Mit meinem Schwert stach ich wild nach einem Neuzeit-Verbrecher - ich glaube, es war einer von den Trotteln, die glaubten Frauen wären Spielzeuge, nur um dann von den Jägerinnen der Artemis erschossen zu werden. Da die Wachen nicht besonders schnell waren, gab ich ihnen den Befehl die Gefangenen wenigstens auf dem Gelände zu halten, bis ich mit der Verstärkung wieder kam und alle, die sie einsperren konnten, wieder einzusperren. Dann gab ich meiner Skelett-Stute die (sprichwörtlichen) Sporen und trieb sie auf den Palast meines Vaters zu. In der Unterwelt sind Entfernungen nicht das Selbe. Etwas konnte unendlich weit weg wirken, aber wenn man losging, konnte man sein Ziel schon in wenigen Minuten erreichen. Der Trick war, nicht an den Weg zu denken, sondern nur an das Ziel.

So kam es, dass ich nicht erst um den Hof des Gerichts der Toten herumreiten musste um dann über die Straße entlang des Asphodelengrund und dann weiter zum Palast musste, sondern über eine scheinbar endlose Ebene galoppierte und plötzlich vor den Toren des Palastes stand. Ich machte mir nicht die Mühe von meinem Pferd abzusteigen, sondern galoppierte geradewegs in den Thronsaal. In Notfällen durfte ich das. 

"Vater, es gibt schon wieder einen Aufstand auf den Feldern der Verdammnis! Ich brauche ein paar Krieger um sie niederzuschlagen.", rief ich, und als ich unseren Besuch bemerkte fügte ich hinzu: "Oh, hallo, Will!". Mein Freund schaute mich mit wunderschönen großen blauen Augen an, aber mein ADHS meldete mir in Sekundenbruchteilen, dass Hades gleich ausrasten würde. Um Will und Asklepios ein wenig vor ihm abzuschirmen trieb ich Dark Flow schnell zwischen sie und den Thron. Mein Vater befahl mir diese Aufstände ein für alle Mal niederzuschlagen und dafür zu sorgen, dass es nicht mehr passierte. Er rief mehrere hochrangige Soldaten und Generäle, die durch die Seitentüren des Thronsaals sofort hereinmarschierten. Ich staunte nicht schlecht als  Hades mir das Kommando über die gesamte Kavallerie der Unterwelt erteilte! Als ich mein Pferd herumriss und losreiten wollte, rief er mir allerdings noch nach: "Nico. Lass dich nicht ja umbringen, mein Sohn!" Ich drehte mich im Sattel um und entgegnete zuversichtlich: "Keine Sorge, Dad. Die letzten drei Aufstände hatten wir auch ganz schnell wieder beendet. Und ich lebe immer noch!"

Da Will immer noch besorgt aussah ritt ich schnell zu ihm, beugte mich zu ihm runter und versprach: "Bis später, Sunshine. Ich bin bald wieder da." Ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. "Okay, sei vorsichtig.", hauchte Will noch leise, dann ritt ich schon wieder Richtung Tor. Kurz bevor ich den Thronsaal verließ kam mir noch ein Gedanke. Ich steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen lauten Pfiff aus, der von den Marmorwänden des Saals wiederhalte. Meine Cacao Puffs würden sich bestimmt freuen Will wiederzusehen. Ich zwinkerte meinem Sunshine noch einmal zu, dann schloss ich mich der Kavallerie an und ritt an der Spitze zu den Feldern der Verdammnis zurück. 

Solangelo 2 - Lücken in der UnterweltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt