Kapitel 3

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POV - Alicia Morgan

Seit ich heute früh aufgestanden war, hatte ich furchtbar schlechte Laune.
Ich hatte verschlafen, geriet deshalb in die morgendliche Rushhour und hatte mir auch noch das Schienbein an meiner verfluchten Autotür gestoßen.
Dementsprechend verlief heute auch mein Unterricht. Nicht das ich sonst besonders freundlich wäre, aber heute war ich von neutral zu Furie mutiert.
Zu allem übel hatte ich auch noch zum frühen Morgen den widerwärtigen Geruch von Nikotin vernehmen müssen und damit war ich vollends mies gelaunt.
Jetzt saßen auch gleich noch zwei Quellen meines Übels vor mir.
Heute Morgen schon hatte ich diese Göre vor der Schule Rauchen gesehen und jetzt roch sie schon wieder nach Rauch.
Sie schien ja geradezu scharf auf Nachsitzen zu sein.
Heute früh hatte ich drüber hinweg gesehen, ich wollte sie eigentlich direkt zum Nachsitzen verdonnern, doch sie hatte so ängstlich dreingeblickt als sie mich gesehen hatte und außerdem hatte ich sie noch nie zuvor gesehen, weshalb ich es mir noch einmal anders überlegt hatte. Außerdem war ich sowieso schon zu spät dran gewesen.
Doch diese Schonfrist war jetzt vorbei.
Das war also Lauren Fallmont, die erste die den Stipendientest mit über 95% bestanden hatte.
Im Lehrerzimmer war sie Gesprächsthema Nummer 1 gewesen, doch daran hatte ich mich nicht beteiligt und noch weniger hatte es mich interessiert.
Trotz dessen hatte ich mich natürlich über sie informiert.
Sie hatte sehr gute Noten und kam aus einem weniger reichen Teil der Stadt, was ich anhand ihrer Adresse sofort gesehen hatte, jedoch bewegte sie sich innerhalb dieser Schule wie ein Teil der Oberschicht.
Nun saß sie da, neben Stacy McLaren, der wohl nervigsten und aufmüpfigsten Schülerin dieser Schule.
Es war kein Geheimnis, dass Stacy mich hasste und ich konnte auch nicht gerade von viel Sympathie ihr gegenüber sprechen.
Doch Lauren schien von einem anderen Kaliber. Nicht einfach nur reich und gelangweilt.
Sie wirkte sportlich, zumindest zeigte ihr federnder Gang, dass sie durchaus Muskeln besaß und ihre gerade Haltung zeugte von Stolz, doch den schien sie mir gegenüber offensichtlich sehr schnell zu verlieren.
Sie hatte mir keine drei Sekunden in die Augen sehen können, was ich durchaus mit Genugtuung zur Kenntnis nahm.
Ich hatte schon immer einschüchternd, geradezu verängstigend, auf Schüler gewirkt, aber auch auf mein restliches Umfeld.
Ich konnte es nicht leugnen das ich eine sehr dominante Person war, die ihre Präsenz durchaus kannte. Also zog ich in meinem Unterricht meinen Vorteil daraus.
Ich sah die Reihen entlang.
Niemand sah mich an. Alle hatten ihren Blick gesenkt, bis auf Stacy natürlich wieder.
Sie würde vor allem heute da Lauren da war provozieren, denn sie hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, allen zu zeigen was für ein Monster ich war.
Doch das kümmerte mich wenig.
Ich saß immer noch am längeren Hebel und an diesem würde ich notfalls auch ziehen um sie in den Griff zu bekommen.
Ich sah zur Seite und sah gerade noch wie Lauren's Augen wieder nach unten huschten.
Hatte sie mich beobachtet?
Nun wie dem auch sei, es klingelte und damit begannen für mich 90 Minuten unterrichten.
Die Schüler sprangen geradezu von ihren Stühlen als der Gong zu Beginn ertönte.
Nur Stacy ließ sich natürlich besonders viel Zeit.
>>Stellen Sie sich gefälligst gerade hin<<, fuhr ich meine Schüler an, deren Schultern sofort zurück schnellten.
Ich war ein großer Freund von Disziplin und Ordnung.
Es war der dritte Block, also gab es keine Ausrede mehr für Müdigkeit oder ähnliches.
Nicht das ich Ausreden jemals hatte gelten lassen.
>>Setzen<<, sagte ich scharf und sofort kamen alle dieser Aufforderung nach.
Einen letzten vernichtenden Blick auf meine Schüler werfend begann ich zu sprechen.
>>So, wie Sie sich sicher alle noch erinnern werden, haben wir vor den Ferien mit Polynomdivision aufgehört und werden heute dort wieder anfangen, Sie hatten die Aufgabe sich über die Ferien damit zu beschäftigen, aber nur die Hälfte des Kurses hat die Aufgaben eingereicht bei mir, Sie wissen was das heißt, Stifte raus, Test<<, kündigte ich forsch an.
Die Klasse traute sich nicht mal zu murren, bis auf Stacy. Mein Geduldsfaden war wirklich extrem dünn heute.
>>Miss McLaren, wollen Sie uns etwas mitteilen?<<, fragte ich kalt und sah sie wütend an.
Stacy verzog keine Miene, jedoch Lauren neben ihr zuckte zusammen, als würde sie meinen Blick spüren, denn sie sah mich nicht an.
Ein falsches Wort Stacy und du fristest den ganzen Monat im Nachsitzzimmer ab.
Ich versuchte ihr genau das über meinen Blick zu verdeutlichen.
Ich war heute besonders schlecht gelaunt und auf so niedere Provokation würde ich mich gar nicht erst einlassen.
Wenn sie nicht hören wollte, dann musste sie fühlen und wenn ich sie am Ende persönlich vom Abitur suspendierte.
Ich sah wie Lauren ihr den Ellenbogen in die Seite rammte und ihr leise etwas zuflüsterte.
>>Nein Miss Morgan, Entschuldigen Sie<<, knirschte Stacy daraufhin was ich zwar zur Kenntnis nahm, äußerlich aber ignorierte.
Ich holte die Tests aus meiner Tasche und begann diese auszuteilen.
>>Die Zeit beginnt ab jetzt, umdrehen und Namen drauf, Sie haben 30 Minuten<<, sagte ich forsch und sofort ertönte das Geraschel von Papier.
Stille legte sich über den Raum und während meine Schüler arbeiteten hatte ich die Möglichkeit mir Lauren näher anzuschauen.
Sie hatte braune Haare und stahlgraue Augen.
Eine schmale Nase und hohe Wangenknochen zierten ihr Gesicht.
Sie hatte die Stirn in Falten gelegt und ihre Haare, offensichtlich während ich ausgeteilt hatte, zu einem Pferdeschwanz gebunden.
Nervös kaute sie auf dem Ende ihres Stifts herum, während sie hin und wieder etwas aufschrieb.
Sie war hübsch, das musste man ihr lassen und im Gegensatz zu anderen hier, schien sie sich nichts darauf einzubilden.
Sie sah so unschuldig aus, dadurch das sie nicht einmal MakeUp trug, das es mich geradezu in den Fingern juckte herauszufinden ob sie das auch wirklich war.
Doch das würde nichts werden, immerhin war sie meine Schülerin und außerdem viel zu jung. Aber auch so hatte ich genügend Möglichkeiten das und vieles mehr über sie  herauszufinden.
Nun, sie rauchte, aber das war inzwischen ein gängiges Laster, weswegen man ihr dies nicht unbedingt ankreiden konnte.
Ich hatte sie schon viel zu lange beobachtet, denn ich bemerkte erst jetzt eine Bewegung aus dem Augenwinkel.
Mein Kopf schoss rum und ich erwischte einen Schüler Inflagranti beim abschreiben.
>>Mister Mason<<, donnerte meine Stimme durch den Raum und alle, sogar Stacy, zuckten zusammen.
>>Drehen Sie ihr Blatt um und verlassen Sie den Raum<<, forderte ich ihn kalt auf.
Er ließ den Tränen nahe und betrübt den Kopf hängen, bevor er aufstand und mit seinem Rucksack das Zimmer verließ.
Die Tür fiel ins Schloss und es war wieder still.
Es waren gerade mal 10 Minuten vergangen, wieso war er so töricht und dachte er könnte wirklich betrügen?
Noch nie hatte es irgendein ein Schüler bei mir geschafft zu betrügen.
Nun war ich wachsamer, doch niemand hob auch nur seinen Kopf.
>>Halbzeit<<, kündigte ich kurz darauf an.
Einige begannen hektischer zu schreiben, doch in der letzten Reihe erhob sich jemand.
Mein Blick schoss dorthin und traf direkt auf Lauren, die es jedoch mit aller Macht vermied mich anzusehen.
Sie schnappte ihren Test und kam damit auf mich zu.
Was sollte das denn werden? Wollte sie kapitulieren und sich freiwillig die Sechs eintragen lassen?
Sie stand nun neben dem Lehrertisch und räusperte sich kurz nervös.
>>Ähm Miss Morgan?<<, fragte sie zaghaft.
>>Ja?<<, fragte ich kalt und fokussierte sie.
>>Ich bin fertig, Bitte sehr<<, sagte sie kleinlaut und reichte mir ihren Test.
Ihre Hand zitterte etwas während sie mir das Blatt hinhielt, das ich ihr forsch aus der Hand nahm.
>>Setzen<<, kommandierte ich nur, wessen sie schleunigst nach kam.
Sie hatte wirklich den ganzen Test ausgefüllt.
Nun, aber ausgefüllt hieß ja nicht das die Antworten auch stimmten, das würde sich schon noch zeigen.
Ich begann diesen durchzusehen und musste erstaunt feststellen, das sie alles richtig hatte.
Kein Fehler, selbst meine eingebauten kleinen Fallen hatte sie mühelos umgegangen.
Ich hakte alles ab, schrieb die 1 darunter und trug diese in mein Notenheft ein.
Dieses Mädchen war offensichtlich nicht wie all die anderen reich geborenen Dummköpfe in diesem Raum.
Ich blickte auf die Uhr.
>>Die Zeit ist abgelaufen, legen Sie ihre Stifte weg und bringen Sie ihre Tests nach vorne<<, sagte ich und beobachtet sorgsam meine Schüler dabei, wie sie meiner Aufforderung nachkamen.
Nachdem alle Tests bei mir vorne lagen und sich die Schüler wieder gesetzt hatten, fuhr ich mit dem Stoff fort.
Ich war so eben dabei eine besonders komplizierte Gleichung aufzudröseln als ich ein Flüstern aus der letzten Reihe hörte.
Genervt wandte ich mich um.
>>Miss McLaren, würden Sie wohl endlich den Mund halten?<<, fauchte ich sie wütend an.
Sie reizte mich mit ihrer bloßen Anwesenheit heute bis aufs letzte. Ich spürte wie die Ader auf meiner Stirn begann gefährlich zu pulsieren.
>>Entschuldigen Sie Miss Morgan, es war meine Schuld<<, drang jetzt jedoch zaghaft Lauren's Stimme aus der Ecke.
Missmutig wandte ich ihr meinen Blick zu, wobei ihre grauen Augen schüchtern auf meine trafen.
Stacy hingegen sah sie entsetzt an. Sie log also für Stacy.
Dann würde Sie auch ihre Strafe erhalten.
Wer den Helden spielen wollte, musste auch die Konsequenz ertragen.
>>Nachsitzen Miss Fallmont, die ganze Woche<<, erwiderte ich nur.
Ihr entglitten alle Gesichtszüge und ich sah auch schon wie Stacy etwas sagen wollte, doch Lauren hielt sie zurück.
>>Nach dem Unterricht will ich Sie sprechen<<, fügte ich noch hinzu bevor ich mit meinem Unterricht fortfuhr.
Die restliche Zeit sagte niemand mehr ein Wort.
Als es klingelte entließ ich alle aus dem Unterricht.
Ich wartete bis der Raum leer war und nur noch Lauren und ich uns in diesem befanden.
>>Vorkommen<<, kommandierte ich, denn sie saß immer an ihrem Platz und starrte den Tisch an.
Sie stand auf und kam mit ihrem geschulterten Rucksack nach vorne.
>>Sie sind offensichtlich intelligent, denn Sie haben den Test mit 0 Fehlern bestanden, also erschließt es sich mir nicht ganz warum Sie um alles in der Welt versuchen, die Strafe für Miss McLaren zu übernehmen?<<, sagte ich kalt und sah sie durchdringend und gleichzeitig fragend an.
Sie sah mich nicht an.
Ganz im Gegenteil sie starrte den Fußboden an und schien sich nicht mehr wirklich zu regen.
Nervös spielte sie mit ihrer Uhr und blickte scheu nach rechts und links nur mir nicht in die Augen.
Zudem biss sie sich nervös auf der Unterlippe herum.
Ich hasste es wenn man mich nicht ansah. Vor allem wenn ich mit jemandem sprach.
>>Sehen Sie mich an wenn ich mit Ihnen spreche und vor allem antworten Sie<<, fuhr ich sie nun an. Sie zuckte merklich zusammen. Fast wie ein scheues Reh.
Zaghaft hob sie ihren Kopf und versuchte mir in die Augen zu sehen.
Schon wieder blickte sie unschuldig drein.
Sie atmete einmal tief durch bevor sie zu sprechen begann.
>>Ich war es Miss Morgan, ich habe Ihren Unterricht gestört und ich werde dafür Nachsitzen<<, sagte sie und hob bemüht stolz das Kinn.
Wenigstens hatte sie Rückgrat.
Prüfend sah ich sie an. Ich fixierte sie mit meinem Blick und ich sah wie sie erneut zusehends nervös wurde.
Ich sah in ihren Augen das sie log und sie wusste es auch, denn sie ließ sofort den Kopf wieder sinken.
>>Nachsitzen findet täglich 18:00 Uhr im Raum 1.3 statt, finden Sie sich dort die restliche Woche ein<<, ordnete ich an und erhob mich.
Sie zuckte zusammen auf Grund meiner plötzlichen Bewegung. Sie schien wirklich Angst vor mir zu haben. Gut so. Sie sollte sich ihrer Stellung unter mir sehr bewusst sein.
>>Ihr Test, überlegen Sie es sich ganz genau ob Sie sich das verbauen wollen<<, sagte ich kühl und reichte ihr das Blatt.
Sie nahm es entgegen und nickte nur.
>>Gehen Sie<<, sagte ich kalt und eilig verließ sie den Raum.
Die Tür fiel ins Schloss und sie war verschwunden.
Dieses Mädchen war nicht wie alle anderen und ich würde schon noch raus finden warum.

Dominate meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt