Kapitel 17

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POV- Lauren Fallmont

Ich schlief unglaublich gut, trotz dessen, dass ich so viel Alkohol getrunken hatte. Oder vielleicht auch gerade deswegen.
Das war neu, denn normalerweise fror ich immer und jeder Schlaf war von einem stetigen umherwälzen im Bett geprägt, doch nicht diese Nacht. 
Zudem roch es unglaublich gut um mich herum und es war wohl dem Alkohol geschuldet, das ich nicht Begriff das es nicht mein Bett war.
Ich genoss diese unendliche Wärme und hatte mich in die Decke eingerollt, während ich von allem möglichen träumte.
Ich träumte nicht schlecht, ganz im Gegenteil, die Träume waren ruhig, meist harmonisch, auch wenn ich mich am nächsten Morgen nicht mehr wirklich daran erinnerte, so blieb doch das gute Gefühl.
Das Gefühl von Sicherheit und Nähe.
Ich öffnete zum ersten Mal einen Spalt breit die Augen als Sonnenstrahlen mich regelrecht durch meine geschlossenen Augen blendeten. Verflucht, ich hatte wohl gestern schon wieder vergessen meine Gardinen zuschließen bevor ich volltrunken ins Bett gefallen war.
Genervt davon drückte ich meinen Kopf tiefer in mein Kissen.
Ich hatte furchtbare Kopfschmerzen, gestern hatte ich wohl doch etwas über den Durst getrunken. Die nächsten Tage würde ich ganz sicher keinerlei Alkohol anrühren. Allein bei dem Gedanken an Whisky wurde mein Magen ganz flau. Ich wollte mir durchs Gesicht reiben, wobei ich mit meiner Hand gegen mein vermeintliches Kissen stieß, dass sich gar nicht so wirklich nach Kissen anfühlte.
Jetzt erst bemerkte ich das mein Kissen atmete, denn es hob und senkte sich.
Oh nein bitte nicht. Ich hatte nicht wirklich eine Frau aufgerissen oder? Was war denn nur wieder los mit mir? Offensichtlich verlor ich langsam aber sicher wirklich die Kontrolle über mein Leben.
Meine Erinnerungen an gestern waren nur noch verschwommen da.
Aber dieser Geruch kam mir so bekannt vor. Das Parfüm war das gleiche wie das von Miss Morgan und der Eigengeruch der Person glich identisch dem von Miss Morgan.
Panisch riss ich die Augen auf und starrte nach oben.
Verdammt es war Miss Morgan. Ich lag auf meiner Lehrerin. Das konnte doch nicht wahr sein.
Ich sah mich im Raum um, ein geräumiges Schlafzimmer, in hellen Erdtönen gestrichen während die Möbel alle weiß waren.
Ein großes Fenster fand sich zu meiner Rechten, was die Sonne in meinem Gesicht erklärte. Wie zur Hölle war ich hier gelandet?
Langsam hob ich den Kopf von Miss Morgans Brustkorb und sah sie an.
Sie schlief noch und sie wirkte überraschend friedlich dabei.
Ich lag halb auf ihr und hatte meinen Kopf offenbar auf ihre Brust gebettet während sie ihre Arme um mich geschlungen hatte.
Was zur Hölle war bitte passiert, das wir jetzt so hier lagen?
Fieberhaft versuchte ich mich zu erinnern.
Doch nur verschwommene Erinnerungen tauchten vor meinem inneren Auge auf, Miss Morgan und ich hatten uns geküsst, daran erinnerte ich mich noch halbwegs und auch an den ekeligen Typen der uns belästigt hatte, doch danach war alles schwarz.
Ich hob die Decke an, nur um mit Schreck feststellen zu müssen, das ich nur Unterwäsche trug. Nein, nein, nein. Ich atmete tief durch und versuchte nicht in Panik zu verfallen.
Miss Morgan hatte ihren Arm um meine Taille gelegt, weswegen es zusehends schwer war, sich unauffällig zu bewegen, doch ich musste hier sofort weg.
Am besten bevor sie aufwachen würde. Für diese Konfrontation war ich alles andere als bereit.
Ich versuchte mich aus ihrem Griff zu lösen, doch das war nicht so einfach wie gedacht.
Langsam zog ich ihre Hand von meiner Taille und sah sie dabei aufmerksam an, in der Hoffnung sie würde die Augen nicht öffnen und einfach weiterschlafen. Inzwischen hatte ich ihren Arm fast von mir gezogen und bewegte mich in Millimeterarbeit parallel Richtung Bettkante. Nur noch ein paar Zentimeter und ich hätte es geschafft.
Doch da hatte ich ihre Wahrnehmung unterschätz, denn sie schlug in genau dem Moment die Augen auf.
Sofort fixierten mich diese kalt und prüfend, so als wüsste sie genau was ich vorgehabt hätte.
Völlig versteinert saß ich vor ihr und starrte sie einfach nur an. Unfähig mich zu bewegen oder auch nur irgendetwas zu sagen.
Um dem ganzen die Krone aufzusetzen rutschte in genau diesem Moment auch die Decke von meinem Oberkörper und gab den ungehinderten Blick auf meine Brüste frei. Ich war so überrascht und gleichzeitig maßlos überfordert, dass ich mich nicht einmal traute nach der Bettdecke zu schnappen. Ich saß einfach nur da.
Sie hingegen schien wie immer die absolute Kontrolle über sich und über diese Situation zu haben. Für den Bruchteil einer Sekunde spürte ich ihren brennenden Blick auf meinem Körper bevor er wieder auf meine Augen traf, was mich zusammenzucken ließ.
>>Guten Morgen<<, sagte sie nun monoton und sah mich weiter durchdringend an, während ich das Gefühl hatte neben ihr immer kleiner zu werden.
Das warme Gefühl schien sich in Luft aufzulösen und Eiseskälte zu weichen.
>>G-Guten Morgen<<, stammelte ich leise vor mich hin und starrte die Decke an, während ich mir diese nun endlich bis zum Kinn zog und damit meinen halbnackten Körper bedeckte.
Ich wollte am liebsten im Boden versinken.
Miss Morgan hingegen massierte sich mit erneut geschlossenen Augen die Schläfe und antwortete nicht sofort.
Die Stille war noch schwerer erträglich als sonst schon.
Ich brauchte Gewissheit, ich musste wissen was gestern passiert war.
Was hatte ich noch zu verlieren? Ich lag halbnackt neben meiner Lehrerin im Bett mit der ich gestern rumgemacht hatte.
Im stummen verfluchte ich mich dafür so viel getrunken zu haben.
Andererseits, der Kuss war fantastisch gewesen. Diese Erinnerung würde ich wohl niemals verlieren.
Ihre Lippen, sie waren so unglaublich weich und zart gewesen. Und Gott sie konnte so unglaublich küssen. Ich konnte es nicht einmal beschreiben, doch allein beim Gedanken an diesen Kuss spürte ich wie die Hitze durch meinen Körper jagte. Verflucht, sie lag hier direkt neben mir. Ich musste mich zusammenreißen.
>>Wolltest du einfach abhauen?<<, fragte Miss Morgan nun auf einmal aus dem Nichts und unterbrach damit meine Gedanken.
Ertappt lief ich etwas rot an und nestelte am Saum der Bettdecke herum. Natürlich wollte ich abhauen! Ich wusste nicht was ich in der letzten Nacht geschehen war, aber lag halbnackt neben ihr. Oh Gott, hatten wir vielleicht miteinander geschlafen und ich konnte mich nicht daran erinnern? Bitte nicht. Das wäre wirklich die Krönung.
>>Ich...Ich weiß nicht..., ich meine haben wir...also, hatten wir... Sex?<<, setzte ich fragend an, innerlich zerrissen vor Panik vor der Antwort. Ich hielt schon wieder den Atem an. Kurz war es still im Raum.
>>Sieh mich an<<, forderte sie mich auf.
Sofort kam ich diesem nach und sah in ihre meerblauen Augen. Da war wieder dieses Verlangen nach ihr. Wieso konnte ich das nicht abstellen?
>>Wir haben uns ein Taxi geteilt und auf der Rückfahrt bist du eingeschlafen, als wir dann vor deiner Wohnung waren, konnte ich nirgendwo deinen Schlüssel finden und ich wollte dich nicht wecken, du sahst sehr fertig aus und ehrlich gesagt, wolltest du dich auch nicht wecken lassen. Also habe ich dich mit hier her genommen. Eigentlich wollte ich dich ins Bett legen und auf der Couch schlafen, aber du hast mich nicht losgelassen, also habe ich hier geschlafen, es ist nichts weiter passiert!<<, erklärte sie mir ruhig, was mich einerseits erleichtert, andererseits enttäuscht, aufatmen ließ.
Ich nickte zum Zeichen das ich verstanden hatte, sagte aber nichts dazu.
Ich hatte mich völlig betrunken an meine Lehrerin geklammert und diese gezwungen sich ein Bett mit mir zu teilen.
Was war nur los mit mir? Wann genau war mein Leben so aus dem Ruder gelaufen?
Vor allem, warum war ich enttäuscht? Wäre es mir lieber gewesen ich hätte mit meiner Lehrerin geschlafen und könnte mich nicht daran erinnern? Nein sicher nicht.
Zumal das sowieso niemals passieren würde. Der Kuss gestern war ein schwacher Moment gewesen, sowohl von ihr als auch von mir und der Alkohol war wohl nicht ganz unschuldig daran, das war alles.
Vielleicht hatte ich mir auch nur eingebildet er wäre so gut gewesen, aber er war es im Endeffekt gar nicht.
Ich bemerkte erst jetzt, dass ich ihre Lippen angestarrt hatte, als diese kurz zuckten, fast als hätte sie Lächeln wollen, doch nur fasst.
>>Worüber machst du dir Gedanken?<<, fragte sie ruhig und gleichzeitig überraschend interessiert, während wir uns nun beide im Bett aufgesetzt hatten. Miss Morgan achtete jedoch darauf, sich nicht halb vor mir zu entblößen, denn sie hielt entschieden die Decke fest.
Ich antwortete nicht sofort.
Was sollte ich auch sagen? Das ich überlegte ob sie wirklich gut küssen konnte? Nein, das würde ich mich niemals trauen.
Ich wünschte mir meine Selbstsicherheit zurück, die ich gestern, betrunken, gehabt hatte. Jetzt war nichts mehr davon übrig. Ich war grundlegend überfordert.
>>Nichts Bestimmtes<<, murmelte ich nur leise und spielte nervös mit meinen Fingern.
>>Ich denke, es ist besser wenn du jetzt gehst<<, sagte sie nun kalt, was mich kurz zusammenzucken ließ. Mit so einem schnellen Rauswurf hatte ich nicht gerechnet.
>>Ja...<<, antwortete ich mit kratziger Stimme und schlug die Bettdecke zurück. Diese Situation war so unglaublich merkwürdig.
Ich suchte nach meinen Sachen und fand sie neben mir auf dem Boden.
Schnell zog ich mich an, während Miss Morgan nun in ihren Morgenmantel gehüllt, erwartend in der Tür stand. Wieder spürte ich einen brennen auf der Haut, als würden ihre Augen mich in Brand stecken.
Ich verließ das Schlafzimmer und sie dirigierte mich Richtung Eingangstür. Wir sagten beide kein Wort.
>>Ich denke, es versteht sich, das hiervon niemand auch nur ein Sterbenswort erfahren wird<<, sagte sie streng und die versteckte Drohung in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
Ich nickte. Wer sollte mir das auch glauben?
Wem sollte ich das auch erzählen?
>>Antworte gefälligst<<, forderte sie mich bestimmt auf.
Eine Gänsehaut breitete sich rasend schnell auf meinem Körper aus.
>>Ja natürlich Miss Morgan, es wird niemand erfahren<<, antwortete ich hastig, sah sie allerdings nicht an. Ihren Blick spürte ich trotzdem. Sie war nicht völlig zufrieden mit meinem Verhalten.
Miss Morgan öffnete die Tür, was wohl mein Zeichen war, ihr Haus zu verlassen.
Das tat ich auch, ohne ein Wort des Abschiedes trat ich durch die Tür in den kalten Wintermorgen heraus. Ich zitterte, aber nicht vor Kälte, sondern weil diese ganze Situation so unglaublich surreal war.
Die Tür wurde hinter mir geschlossen und ich stand da, alleine, in ihrem Vorgarten.
Nun konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Schnellen Schrittes lief ich los, aus ihrem Garten heraus, die Straße entlang und immer weiter.
Ich wusste weder wo ich war, noch wie ich hier wegkam, doch das war mir egal.
Ich weinte und ich wusste nicht mal wirklich warum, aber die Abweisung, der Rausschmiss ihrerseits tat weh.
Sie tat mir verdammt weh, denn waren wir uns doch in dem einen Moment so nahe gewesen, so hatte sie mich im nächsten Moment mit aller Kraft von sich gestoßen, einem Abgrund entgegen.
Ich lief weiter und fand tatsächlich irgendwann eine U-Bahnstation an der ich auch endlich erkannte das ich mich offensichtlich in der Vorstadt befand. Wie zur Hölle konnte Miss Morgan sich hier ein Haus leisten?
Genervt wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und setzte mich auf eine der metallenen Sitzbänke an der Station.
Schemenhaft flatterten die Bilder der letzten Nacht durch meinen Kopf.
Wir waren uns so unglaublich nah gewesen, sie hatte mich geküsst. Oder hatte ich sie geküsst? Ich konnte es nicht sagen, aber ich erinnerte mich an das Gefühl, es war wie ein Rausch aus Endorphinen gewesen.
Belebend, begeisternd ja geradezu himmlisch.
Ihr hatte es wahrscheinlich nichts bedeutet. Rein gar nichts.
Ich hasste mich selbst dafür, mich auf diese Frau eingelassen zu haben.
Doch was hatte ich erwartet? Sie war nun mal ein Eisklotz, nicht mehr und nicht weniger. Sie hatte mich für ihre Bedürfnisse benutzt und ich war blind darauf eingegangen, bereit diese zu stillen für sie. Ich hatte mich freiwillig von ihr dazu instrumentalisieren lassen und nun musste ich mit den Konsequenzen leben. Warum ließ ich mich nur immer wieder auf solche Frauen ein? Warum wurde ich nur immer wieder das Objekt einer Begierde, dass danach den gepeinigten Weg nachhause antreten musste. Vielleicht lag es daran, dass meine Eltern mir immer dieses Bild vermittelt hatten. Meine Mutter hatte meinen Vater immer für ihre Bedürfnisse instrumentalisiert. Er hatte sich für sie aufgegeben, bis zum bitteren Ende. Er würde für sie sterben. Ob sie das auch für ihn tun würde?
In diesem Moment fuhr meine Bahn ein und riss mich aus meinen Gedanken. Der Fahrtwind wirbelte die kalte Luft auf, die meine Haare unangenehm hochfliegen ließ.
Schnell betrat ich die Bahn und ließ mich auf einen der Sitze fallen, bevor ich mein Handy aus der Jackentasche zog und schnell die neusten Nachrichten durchscrollte, doch es war nichts dabei, was mein Interesse wecken wollte.
Meine Gedanken waren einzig und allein bei diesen wunderschönen und doch so zerstörerischen blauen Augen, denen ich mich jederzeit wieder hingeben wollte.

Dominate meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt