Kapitel 47

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POV - Lauren Fallmont

Alicia war so unglaublich kontrolliert, so dominant und so fokussiert, das sie nicht mal außerhalb unserer Bettaktivitäten bereit war dieses Machtgefüge aufzugeben.
Ich stand unter ihr, ich diente ihren Bedürfnissen und zu nichts anderem war ich da.
Dieses Gefühl vermittelte sie mir so eindrücklich wie nichts anderes. Jeden kleinen Moment von Wärme ihrerseits vernichtete sie augenblicklich.
War das eine gesunde Dynamik?
Ich schüttelte frustriert und leise lachend den Kopf.
Natürlich war das keine gesunde Dynamik, wieso stellte ich mir diese Frage überhaupt?
Doch warum in drei Gottes Namen wollte ich es trotzdem so unbedingt. Warum wollte ich, dass sie mich für ihre Bedürfnisse ausnutzte? Warum machte es mich so an, dass sie mich auf jede Art und Weise so degradierte? Warum war diese Frau so verboten attraktiv und heiß?
Ich wollte ihr gehören, so unbedingt, zu einhundert Prozent.
Das Pfeifen des Wasserkochers holte mich zurück in die Realität und erst jetzt wurde mir bewusst wie sehr ich fror.
Bibbernd erhob ich mich aus dem Eisbad und griff nach dem Handtuch neben der Badewanne um mich in dieses zu wickeln und aus dem Wasser zu steigen. Im Spiegel mir gegenüber konnte ich meinen geschundenen Körper betrachten. Überall blaue Flecken, Striemen und Kratzer. Alicia hatte wirklich alles gegeben um ihren Bedürfnissen nachzukommen. Das hatte ich doch gewollt, oder etwa nicht?
Ich atmete ein paar Mal tief durch bevor ich mich in Bewegung setzte.
Nasse Fußabdrücke verrieten hinter mir den Weg den ich auf dem Holzboden zurückließ, während ich Richtung Küche stapfte, tief in mein Handtuch eingekuschelt.
An der Kücheninsel stand Alicia und schwenkte nachdenklich die Teebeutel in der Kanne. Sie war so unglaublich schön. Vereinzelte Strähnen ihres blonden Haares hingen ihr ins Gesicht und ihre blauen Augen waren fokussiert auf die vor ihr liegende Aufgabe gerichtete. Ich könnte sie ewig so beobachten. Sofort verdrängte ich diesen Gedanken, denn kaum setzte ich den ersten Fuß in die Küche hatte sie mich auch schon bemerkt und ihre kühlen Augen trafen auf meine. Dieser Blick ließ mich immer noch kurz zusammenzucken, auch wenn ich mich inzwischen zumindest teilweise daran gewöhnt hatte. Doch sie strahlte eine derartige Autorität aus, dass es mir schwer fiel ihrem Blick standzuhalten. Schweigend beendete Alicia ihre Teezubereitung, bevor sie mich mit einer galanten Geste Richtung Wohnzimmer verwies. Ich folgte ihr und dem dampfenden Tee. Alicia hatte offensichtlich den Kamin angefeuert, während ich in der Badewanne gelegen hatte, denn Wärme und Knistern empfing mich. Auf dem Sofa lagen neue Sachen für mich bereit und schnellstmöglich krabbelte ich in die frischen, warmen Anziehsachen, wobei mein Handtuch einfach achtlos auf den Boden landete. Wir kuschelten uns beide müde und erschöpft von der letzten Nacht auf die Couch und hielten unsere warmen Tassen fest umklammert.
>>Warum brauchst du das, Alicia?<<, fragte ich leise. Dieses Gespräch war unausweichlich, auch wenn wir beide seit Wochen darum herum tänzelten um diese fragile Verbindung zwischen uns nicht zu zerstören.
Alicia neben mir spannte sich sichtlich an. Doch sie sah mich nicht an. Sie starrte in ihre Tasse und schwenkte den immer noch heißen Tee vor sich hin.
>>Was genau meinst du Lauren?<<, fragte sie ausdruckslos und genehmigte sich einen Schluck aus ihrer Tasse. Mit dieser ausweichenden Gegenfrage hatte ich fast gerechnet. Alicia wollte mit mir nur das teilen, was sie wollte, doch nun wollte ich eine Antwort von ihr.
Ich schwieg kurz. Ich musste es wissen, ich musste wissen wo ich stand und was ich für sie war. Ich musste wissen, ob unser Beisammensein immer nur bedeuten würde, dass ich mich ihr unterwerfen würde, als ihr Objekt der Begierde, oder ob wir uns jemals auf so etwas wie einer Augenhöhe begegnen würden. Ob das hier eine Zukunft hatte, oder ich mich Alicia bis zur unendlichen Befriedigung ihrer Bedürfnisse unterwerfen würde bis ich irgendwann ausgedient hatte.
>>Warum brauchst du immer die Kontrolle? Warum bist du immer dominant? Warum brauchst du es mich völlig zu kontrollieren und dir zu unterwerfen?<<, konkretisierte ich meine Frage.
Ein leises Lachen entwich Alicia und jetzt sah sie mich wieder an, ihre Augen waren wie ein Sturm, voller Unruhe und Turbulenzen. Sie atmete tief durch, offensichtlich wog sie ab ob sie mir die Wahrheit erzählen sollte oder das Thema einfach abbügeln. Ich sah sie bittend an, in der Hoffnung auch nur irgendwas in ihr dazu zu bewegen mit mir zu sprechen.
>>Ich glaube, ich war nicht immer so.<<, begann sie langsam zu sprechen und ich setzte mich automatisch etwas aufrechter hin. Würde sie wirklich mit mir sprechen? Fast ein wenig überfordert von der nicht erwarteten Offenheit sah ich sie einfach nur an.
>>Was weißt du über Schwedens Afghanistaneinsatz?<<, fragte sie nun und ihr Blick war so von Leid geprägt, dass etwas in mir in diesem Moment schmerzlich brach.
>>Nicht sonderlich viel, wann war das, vor zehn Jahren? Ich weiß nur das es nicht viele SoldatInnen waren, etwas mehr als 500 glaube ich... es ging nur um Grenzsicherung und den Schutz von ZivilistInnen in Afghanistan, oder?<<, überlegte ich laut. Ehrlich gesagt hatte ich den Großteil meines Wissens über Schwedens Einsätze von meinen Eltern, die sich als waschechte Pazifisten in großem Maße darüber empört hatten. Alicia nickte langsam. Wollte sie mit mir über politische Entscheidungen aus der Vergangenheit sprechen oder warum fragte sie mich gerade jetzt danach?
>>Das stimmt, also teilweise. Wir waren genau 530 SoldatInnen, doch wir sollten nicht nur Grenzsicherung betreiben, wir sollten systematisch gegen die Taliban vorgehen. Absoluter Schießbefehl, keine Gnade. Schweden wollte kein eigenes 9/11 erleben müssen und setzte auf die maximale Vernichtungsstrategie.<<, erzählte Alicia weiter und ihre Stimme wurde dabei immer monotoner, als würde sie ihren Körper verlassen. Nur noch eine leere Hülle die zurückblieb. Wir? Hatte sie gerade „wir" gesagt?
>>Du warst in Afghanistan?<<, platzte es entsetzt aus mir heraus. Wie konnte das sein? Warum in aller Welt? Mein Kopf war mit dieser Information vollkommen überfordert, auch wenn ich versuchte, dass sich mir präsentierte Puzzle irgendwie zusammenzusetzen. Alicia in der schwedischen Armee?
Alicia nickte nachdenklich. Sie schluckte schwer.
>>Ich wurde damals noch über die allgemeine Wehrpflicht eingezogen, der Plan war ein Jahr Grundausbildung und dann Reservistin so wie alle anderen auch. Doch dann beschloss Schweden in Afghanistan zu partizipieren. Ich wollte da nicht hin, doch für meine Eltern gab es keinen anderen Weg. Für Schweden, ja für Schweden sollte man alles tun, es sei meine bürgerliche Pflicht dieses Land zu verteidigen und anderen Menschen die Freiheit zu bringen, die ich seit meiner Geburt genießen durfte. Das waren ihre Worte. Also meldete ich mich für Afghanistan, als eine von 530 anderen SoldatInnen.<<, erzählte Alicia nun, während es mir allein beim Gedanken an Krieg schon den Magen umdrehte. Doch ich wagte es nicht etwas dazu zu sagen. Was sollte ich auch sagen? Ich konnte mir nicht mal annähernd vorstellen, was Krieg bedeutete, was Armee bedeutete. Was es bedeutete in diesem jungen Alter eingezogen zu werden und sehen zu müssen, was Extremismus für ein ganzes Land bedeuten konnte. Ich hatte Bilder gesehen, hatte Artikel gelesen über das Leid, dass die Taliban seit Jahren über Afghanistan gebracht hatte und immer noch brachte. Doch ich konnte mir nicht vorstellen, was es bedeutet, das hautnah zu erleben.
>>Aus einem Jahr Grundausbildung wurden zwei Jahre, sieben Monate und 13 Tage Afghanistan. Fast drei Jahre Krieg. Wir stiegen in den Flieger mit der Ansage Zivilschutz wäre unsere Aufgabe, als wir landeten hatte sich dies bereits verändert. Taliban vernichten. Das war unser Auftrag. Wir sollten systematisch das ganze Land durchkämmen, jeden Felsen umdrehen, jede Wüste durchsieben, jedes Dorf filzen. Alles was Taliban war, sollte ausgemerzt werden. Ich habe die 7. Infanterie Kompanie befehligt. Wir waren eine 13 personenstarke Truppe mit dem Auftrag vor allem die Bergregionen zu durchkämmen. Ich war nicht zur Gebirgsjägerin ausgebildet worden, allgemein besaß ich viel zu wenig Erfahrung um eine Delegation zu befehligen, doch ich bekam den Job und ich musste ihn erfüllen. Wir waren 10 Männer und 3 Frauen, mich eingeschlossen. In den ersten Monaten lebten wir alle auf Reserve, niemand von uns traute sich an Morgen oder Übermorgen zu denken. Überleben war das Gebot. In jedem Feuergefecht war ich überzeugt es würde mein letztes sein. Wir versuchten eine Situation zu kontrollieren, die nicht kontrollierbar war. Die Taliban war kein Gegner, den man festmachen konnte. Die Taliban war überall und nirgendwo. Die Taliban waren ZivilistInnen, Kinder, Alte, Kranke.<<, das alles sprudelte aus Alicia heraus, als hätte sie es noch nie aus sich heraus gelassen und nun war endlich der Moment gekommen, in dem ihre Dämme brachen. Zum ersten Mal sah ich sie nicht mehr als eine unzerstörbare Einheit, sondern sah die vielen Risse und abgebrochenen Stücke ihres Seins. Als wäre sie einmal auseinander gebrochen und hatte versucht als diese Fragmente wieder zusammenzukleben, doch dabei waren essenzielle Splitter verloren gegangen.
>>In den ersten sechs Monaten verlor ich zwei Männer, Simon und Dave. Sie beide hatten es nicht fertiggebracht auf ein Kind mit einem Sprengsatz zu schießen. Sie waren mit dem Kind und Dutzenden ZivilistInnen gestorben. An ihre Stelle rückten zwei Neuzugänge. Noah und Emma. Für Noah war es der fünfte Auslandseinsatz, er wusste was er tat. Er hatte auch bereits Erfahrungen im Gebirge und rettete uns allen nicht nur einmal das Leben. Doch Emma..., sie kam frisch aus der Grundausbildung. Gerade eingezogen, gerade volljährig. Mit Emma änderte sich etwas. Sie war ein bisschen wie du. Emma konnte ihren Mund auch nie halten, glaubte immer mit mir über meine Entscheidungen diskutieren zu müssen und meine Taktik zu hinterfragen. Am Anfang war sie für mich so lästig, dass ich sie bei einem nächtlichen Rundgang einmal fast in der Wüste zurückgelassen hätte.<<, berichtete Alicia weiter, wobei ein bitteres Lächeln ihre Lippen umspielte. Ich wusste immer noch nicht was ich dazu sagen sollte, wie ich diese Informationen verarbeiten sollte. Alicias Hände hatten begonnen zu zittern und sie stellte die Tasse auf dem kleinen Tisch vor uns ab um keinen Tee zu verschütten.
>>Was ist dann passiert? Wieso hast du sie nicht zurückgelassen?<<, fragte ich ruhig.
Alicia lachte kurz verbittert auf. Ihre Augen trafen auf meine und das sonst darin so blaue Leuchten war erloschen. Sie räusperte sich.
>>Wir hatten in dieser Nacht einen besonders ausufernden Streit. Es ging um die Taktik um in den kommenden Tagen ein Dorf in der Nähe unseres Lagers zu durchkämmen. Ich wollte mit einer kleinen Gruppe nachts das Dorf infiltrieren, leise, schnell und effizient. So wenig Verluste wie möglich, so wenig Schüsse wie nötig. Emma sah das anders. Sie war der Meinung ich sollte unsere Einheit auf gar keinen Fall splitten, sondern mit geballter Kampfkraft in das Dorf marschieren und wenn nötig alles dem Erdboden gleich machen. Das war nicht mein Stil. Ich wollte nicht wahllos töten, ich wollte meinen Auftrag erfüllen ohne eine Gesellschaft zu zerstören. Ich war jung und naiv, aber ich glaubte an meinen Vorsatz an dieser Stelle. Irgendwann schrieen Emma und ich uns ungehemmt an, mitten in der Wüste. Wir hatten ungemeines Glück, dass niemand auf uns aufmerksam wurde. Das ganze endete in einem Gerangel zwischen uns. Gerangel ist vielleicht zu sanft ausgedrückt. Ich habe zuerst zugeschlagen und Emma ist auf mich losgegangen. Wir haben uns mitten in der afghanischen Wüste mehr oder weniger geprügelt. Dabei hat Emma mir ein fieses blaues Auge verpasst und ich ihr die Nase gebrochen. Irgendwann hatte ich Emma in die Defensive gedrängt und niedergerungen. Und sie..., sie hat mich einfach geküsst. In dieser Nacht haben wir das erste Mal miteinander geschlafen, irgendwo mitten in der Wüste. Danach lag sie völlig fertig im Sand und für einen kurzen Moment, wollte ich sie einfach dort liegen lassen, aber sie war Teil meiner Einheit, ich durfte es nicht.
Sie war ab diesem Zeitpunkt meine nächtliche Gesellschaft. Emmas Taktik um der Situation zu entfliehen war es alle Kontrolle abzugeben, sie wollte sich spüren. Damit gab sie mir alle Kontrolle. Sie gab mir etwas zurück, dass ich schmerzlich vermisst hatte. Das Gefühl, einer Situation nicht völlig ausgeliefert zu sein. Da war keine Liebe, keine Zuneigung. Wir hatten uns ausschließlich zusammengefunden um unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Emma brachte mich über meine Grenzen hinaus und zeigte mir, was es bedeutet zu einhundert Prozent Kontrolle über einen Menschen zu erlangen. Was es bedeutet, wenn ein Mensch mir unabdingbar hörig war und wie sehr mich dies mit Sicherheit und irgendwann mit Befriedigung erfüllte. Oft schliefen Emma und ich ganze Nächte nicht, zu sehr war ich damit beschäftigt meine Ängste, meine Wut, mein Verlangen an ihr abzuarbeiten und auszulassen. Sicher hat es jedes Mal das ganze Camp mitbekommen. Sie wollte nichts anderes, sie wollte dass ich sie kontrollierte, damit sie loslassen konnte. Loslassen vom immer gegenwärtigen Tod. Loslassen vom Geruch der Wüste bei Nacht, von zersprengten Körpern und dem Gefühl des Rückstoßes unserer Waffen.<<, beendete Alicia ihre Erzählung. Ich schluckte schwer. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Gleichzeitig war es so wahnsinnig einleuchtend.
>>Was ist mit Emma passiert? Was ist mit dir passiert?<<, fragte ich mit erstickter Stimme. Alicia sah mich erschöpft an, alles an ihr wirkte auf einmal schwer und müde.
Sie nahm noch einen Schluck von ihrem Tee.
>>Emma ist tot, sie trat auf eine Bodenmiene und wurde sofort zerfetzt. Ab diesem Moment habe ich den Einsatz abgebrochen. Ich bin zurück, aus Schweden weg und habe angefangen Lehramt zu studieren. Ich habe eine großzügige Pension erhalten und wurde ehrenhaft aus der Armee entlassen. Noch heute bekomme ich einmal im Jahr Post in der sie mich mit Offizierin Morgan anschreiben und jedes Mal möchte ich einfach nur schreien.<<, beantwortete sie meine Fragen. Immer noch konnte ich nicht fassen, was Alicia mir da gerade alles erzählt hatte.
>>Deshalb bin ich so wie ich bin, deshalb brauche ich die Kontrolle, deshalb bin ich sadistisch, deshalb verschafft mir nichts mehr Befriedigung als dich zu meinem Objekt zu machen. Zu meinem Objekt, dass mich vergessen lässt, an dem ich mich austoben und die Kontrolle haben kann. Ich brauche das Lauren. Ich kann das nicht abschalten, es ist Teil von mir wie Afghanistan ein Teil von mir ist. <<, schloss sie ihre Erzählung.
Sie brauchte es... sie konnte nicht ohne. Konnte ich ohne? Konnte ich ohne sie?
Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte. Ich saß einfach nur stumm neben ihr und sah Alicia an. Ich hatte wahnsinniges Mitleid mit ihr, aber ich wusste, dass sie kein Mitleid von mir wollte. Sie wollte sich selbst an mir kompensieren. Sie brauchte mich um sich selbst zu fühlen.
>>Wenn du das nicht kannst, wenn du das nicht willst, dann verstehe ich das, aber dann musst du jetzt gehen, bevor ich mich nicht mehr von dir lösen kann...<<, kam es nun kurz angebunden von Alicia.
Ich schluckte hart. Mich nach dieser Erzählung vor eine Wahl zu stellen war nicht fair, aber ich verstand die Bitte Alicias die darin lag. Sie würde es niemals zugeben, aber sie hatte sich abhängig gemacht von mir. Nicht so sehr wie ich es von ihr war vielleicht, aber ich war ihr Zufluchtsort. Ich war ihre Chance zu vergessen und Abstand zu sich selbst aufzubauen. Sie brauchte mich und deshalb bat sie darum, dass ich mich ihr völlig hingab.
>>Warum hast du nach Emmas Tod abgebrochen, wenn euer Arrangement angeblich völlig gefühllos war?<<, fragte ich nun ohne auf Alicias Worte davor einzugehen. Ich brauchte Sicherheit. Ich konnte mich nicht auf diese Frau einlassen ohne alles zu wissen und gleichzeitig konnte ich mich schon lange nicht mehr gegen sie entscheiden. Alicia bedachte mich mit einem scharfen Blick. Sie mochte es nicht übergangen zu werden. Doch diesmal hielt ich ihrem Blick stand. Sie legte mir gerade ihre ganze Vergangenheit vor die Füße, das war keine Situation in der sie die Kontrolle und Dominanz hatte. Alicia bedachte mich mit einem letzten stechenden Blick, bevor sie erneut zu sprechen begann.
>>Weil ich es schlicht und ergreifend ab dem ersten Tag eigentlich nicht konnte. Ich war nicht gemacht für Krieg und für das Töten, niemals. Emma hatte dafür gesorgt, dass ich das vergessen konnte, indem ich mich vergessen konnte und einen völligen Sadismus entwickelte weil ich wütend war. Wütend auf meine Eltern, wütend auf Schweden, wütend auf die Taliban, wütend auf die ganze Welt. Diese Wut fand durch meine Macht über Emmas Körper endlich einen Kanalisationspunkt und ich konnte diese Situation aushalten. Doch mit ihrem Tod konnte diese Wut schlagartig meinen Körper nicht mehr verlassen und ich konnte dort nicht mehr bleiben. Emmas Tod löst heute noch nichts in mir aus. Rein gar nichts.<<, erklärte Alicia und langsam kam ihre Stärke zurück. Sie wirkte nicht mehr wie ein verletztes Reh am Straßenrand, sondern ihr Haltung wurde wieder Raubkatzengleich. Angespannter, fokussierter, rationaler.
>>Wie habt ihr miteinander geschlafen, erklär es mir<<, forderte ich sie auf. Ich wollte es wissen, ich musste wissen, was Alicia für mich und meinen Körper bedeuten würde.
Sie sah mich aufmerksam an.
>>Wenn du das weißt, gibt es kein Zurück mehr, ist dir das klar Lauren?<<, fragte sie bemüht ruhig, wobei ihr ganzer Körper sich noch stärker anspannte. Ihre Nasenflügel zitterten, doch nicht vor Angst, sondern vor Aufregung, was mir das leichte glitzern in ihren Augen verriet.
Ich nickte, während nun ich meine zitternden Hände versuchte zu verbergen, denn ich wusste nicht was ich gleich zu hören bekommen würde, aber so sehr es mich auch interessierte, so sehr beunruhigte es mich auch.
Alicia atmete tief durch.
>>Für mich war es nie „ein mit Emma schlafen" sondern vielmehr der Moment in dem sie mir die volle Gewalt über ihren Körper überließ. Mit dir Lauren, mit dir schlafe ich, mit dir ficke ich, mit dir habe ich Sex. Mit oder besser gesagt an Emma habe ich mich abreagiert. Ich habe ihr eine Waffe in den Nacken gedrückt, während ich meine Finger immer wieder in sie gerammt habe. Ich habe sie nächtelang nicht kommen lassen, während ich ihren Kopf zwischen meine Beine gepresst habe und ihr meine Waffe an die Stirn gehalten habe. Ich habe sie gefesselt, geknebelt und während meine Finger ihr steckten geschlagen. Immer und immer wieder ins Gesicht, bis ihr die Tränen über die Wangen liefen und sie mich trotzdem immer noch angebettelt hat weiterzumachen. Ich habe sie für meine Bedürfnisse abgerichtet. Sobald ich kommen wollte war sie da und tat alles was ich von ihr verlangte. Ehrlich gesagt, war es Emmas größtes Bedürfnis erniedrigt zu werden oder mir zuzusehen wie ich andere erniedrigte.<<, beendete Alicia ihre Erläuterung.
Erst jetzt spürte ich, das meine Wangen glühten und mein ganzer Körper unter Strom stand. Das war derart ehrlich und direkt, dass es mich regelrecht überschwemmte und mir kurz schwindelig wurde, allein bei der bildlichen Vorstellung. Alicia beobachtete mich ganz genau. Ihr war meine Reaktion nicht entgangen, doch sie sagte auch nichts weiter dazu. Sie hatte mich davor gewarnt und ich hatte es hören wollen. Ich wollte hören, dass ich etwas besonderes für sie war. Dass das zwischen uns etwas besonderes war.
Alicia hatte recht. Wir schliefen miteinander, wir hatten sex, ich ließ sie mich ficken, denn dass hier war nicht der Krieg, das hier war die reale Welt mit der realen Chance, dass sie alles verlieren konnte, weil sie sich auf mich eingelassen hatte.
>>Würdest du mir jemals eine Waffe an den Kopf halten?<<, fragte ich sie direkt. Ich musste es einfach wissen, denn mein Körper signalisierte mir in absoluter Deutlichkeit, dass er das nicht wollte. Ich war bereit alles von Alicia anzunehmen und zu erdulden, aber ich wollte nicht von ihr gefickt werden mit dem Lauf einer Pistole in meinem Nacken. Das nicht.
>>Nein, niemals<<, antwortete sie prompt und sah mir dabei immer noch direkt in die Augen.
>>Was macht dich da so sicher?<<, fragte ich blitzschnell zurück, überrascht über ihre klare und zielsichere Antwort.
Ihre Mundwinkel hoben sich für einige Sekunden und entblößten ein siegessicheres Lächeln, was eine gewaltige Gänsehaut über meinen Körper fahren ließ.
Wieso lächelte sie?
>>Weil ich keine Waffe brauche um dich mir gefügig zu machen Lauren, deshalb. Du gehorchst mir und du gehörst mir, weil du es willst. Was sollte ich da mit einer Waffe wollen? So wie ich dich in der letzten Nacht durch dieses Haus gevögelt habe war alles was ich wollte und brauchte und noch viel mehr. Ich will dich.<<, kam es erläuternd von Alicia. Ich sah sie einfach nur an. Diese Worte glichen ja fast einer Liebeserklärung von ihrer Seite. Sie wollte mich. Letzte Nacht hatte ihr gereicht. Letzte Nacht, all diese Stunden hatten sie befriedigt. Ich atmete hörbar aus, einerseits erleichtert, anderseits begeistert.
Letzte Nacht hatte ich sie Dinge mit mir machen lassen, die sonst niemals ein Mensch hatte mit mir tun dürfen und ich hatte es mehr als nur genossen.
Ich war bereit all meine Grenzen für sie neu zu überdenken und zu verschieben. Ich wollte Alicia, ich brauchte Alicia, mehr als alles andere auf dieser Welt.
Immer noch traktierten mich ihre eisblauen Augen und suchten in meinen nach einer Antwort.
Ab jetzt gab es kein zurück und kein entrinnen mehr. Doch wenn ich ehrlich zu mir war, dann gab es das seit der ersten Woche schon nicht mehr.

Dominate meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt