Kapitel 26

2.2K 149 5
                                    

POV - Alicia Morgan

Lauren beobachtete mich schon seit mindestens fünf Minuten und langsam wurde ich unruhig unter ihrem nachdenklichen Blick.
Ich konnte mir nur zu gut vorstellen was in ihr vorging, mir ging es ja nicht anders.
Wieso fühlte sich etwas so falsches so gut an?
Die letzte Nacht war unglaublich gewesen und auch Lauren heute Morgen in meinem Bett vorzufinden.
Die ganze Nacht schien ich Lauren nicht losgelassen zu haben, denn sie lag am Morgen immer noch genauso eng an mich gekuschelt wie am Abend als ich eingeschlafen war.
Ich fühlte mich zu wohl mit ihr, sodass ich schließlich die einzige Ausflucht aus der Situation sah indem ich sie wieder zum Laufen zwang. Ich durfte mich mit ihr nicht wohlfühlen. Ganz im Gegenteil. Schlimm genug dass ich mit meiner Schülerin geschlafen hatte, dann sollte sie wenigstens auch das nur bleiben. Ein unbedeutender One Night Stand. Ein Ausrutscher. Zugegeben ein ziemlich grandioser Ausrutscher, ein sehr heißer Ausrutscher. Ich versuchte die Gedanken mit aller Macht aus meinem Kopf zu verdrängen.
Eigentlich hatte ich fürchterlichen Muskelkater, ich hatte mich gestern wieder enorm verausgabt nur um gegen Lauren nicht zu verlieren.
Mein verdammter Stolz und Ehrgeiz hatten mich schon oft dazu gebracht, meine körperlichen Grenzen zu ignorieren.
Ich hatte nur keine Ahnung wie ich mit Lauren nun umgehen sollte.
Ich hoffte innerlich, Lauren würde den ersten Schritt gehen und mir damit das ansprechen dieser Thematik abnehmen, doch auf meine Frage antwortete sie nicht.
Sie saß nur mit nachdenklich gerunzelter Stirn da und stocherte in ihrem Müsli herum.
Sie war wirklich eine unglaublich schöne Frau, das musste man ihr lassen.
Ihre braunen Haare, diese stahlgrauen Augen die kein bisschen Kälte ausstrahlten und dieses verführerische Lächeln, das ihre Lippen zieren konnte, brachten mich fast um den Verstand.
Nun schien Lauren aus ihrer Trance zu erwachen und sich an meine Frage zu erinnern, denn sie sah nun zu mir herüber und es lag ein gewisser Schmerz in ihren Augen.
>>Alles gut, es ist nichts<<, erwiderte sie leise und zwang sich ein Lächeln auf, das gefälschter war, als das in der Tamponwerbung.
Ich atmete leise aus.
Hatte ich doch gehofft sie würde den ersten Schritt machen, so wollte sie es offensichtlich nicht.
Ich sah auf die Uhr, kurz vor fünf.  Zeit dieser Situation irgendwie zu entfliehen.
>>Wir sollten los<<, sagte ich und schnappte mir meine Schale um sie in den Geschirrspüler zu stellen, während Lauren schnell noch den Rest in sich rein schaufelte und mir dann mit vollem Mund die Schüssel zu schob.
Sie sah ein wenig aus wie ein Eichhörnchen. Ich musste mir ein Lachen verkneifen und schnappte mir die Schale um sie ebenfalls einzusortieren.
Lauren hatte inzwischen aufgegessen und erhob sich vom Hocker.
>>Hast du sonst alles?<<, fragte ich nachdenklich, während wir Richtung Eingangsbereich liefen und ich ebenfalls meine Taschen kontrollierte.
Lauren begann ihre Taschen abzutasten.
>>Handy, Kopfhörer, Schlüssel, Haargummi..., alles dabei, mein Rucksack ist ja noch im Wagen<<, zählte sie auf und sah mich dann ziemlich zufrieden an, offensichtlich darüber nichts vergessen zu haben.
Ich nickte und hielt ihr die Eingangstür auf.
Sofort empfing uns der Regen.
Oh Gott was hatte ich mir da nur überlegt, auch Lauren schien wenig begeistert.
Denn sie drehte sich um und sah mich mit einem zweifelnden Blick an.
Jetzt nur nicht einknicken. Ich sah sie mit der besten Selbstverständlichkeit im Blick an die ich aufbringen konnte und forderte sie durch Kopfnicken auf, zum Wagen zu gehen.
>>So eine scheiße<<, hörte ich sie leise grummeln bevor sie zu diesem rannte.
Ich trat aus der Tür heraus, wobei ich mir ein kurzes Frösteln nicht verkneifen konnte und schloss meine Haustür ab, Lauren war inzwischen in die Garage gerannt und hatte sich bereits ins Auto gesetzt.
Schnell folgte ich ihrem Beispiel und ließ mich auf dem Fahrersitz nieder, bevor ich den Wagen startete.
Ich manövrierte das Auto aus der Garage und diese schloss sich automatisch hinter uns.
Der Regen prasselte fast noch stärker als gestern Abend auf die Scheibe und ich musste meine Geschwindigkeit stark drosseln um überhaupt noch etwas zu sehen.
Lauren neben mir sah nur stumm aus dem Fenster, diese Stille war geradezu unerträglich. Normalerweise verbrachte ich die Nacht in den Wohnungen oder Häusern meiner One Night Stands und verließ diese in den frühen Morgenstunden fluchtartig um sowohl unangenehmen Smalltalk als auch einem eventuellen Wiedersehen zu entgehen. Doch vor Lauren konnte ich nicht fliehen. Lauren musste ich aushalten und auch diese Situation.
Normalerweise war ich ein großer Verfechter von Stille, doch jetzt war sie geradezu erdrückend.
Voller Verzweiflung schaltete ich das Radio an, was ich jedoch sofort bereute und auch Lauren sah mich völlig entgeistert an.
Der Moderator gab gerade einen seiner besonders schlechten Witze zum Besten, während seine Kollegin mit einem mirgäneauslösenden, schrecklich hohen, falschen Lachen dies kommentierte.
Wie ich diese Sendungen hasste.
>>Sag mir nicht du hörst gerne diese grässlichen Morningshows?<<, fragte sie nun leicht verzweifelt.
>>Gott nein, ich musste nur gerade etwas gegen diese Stille tun<<, sagte ich wahrheitsgemäß und schaltete das Radio wieder aus.
Da war die Stille angenehmer gewesen.
Lauren antwortete nicht.
Zu groß war offensichtlich ihre Angst vor dem unweigerlich kommenden Gespräch.
Inwzischen waren wir in Lauren's Straße angekommen und ich parkte vor ihrer Haustür.
Sie atmete wenig begeistert aus und sah aus dem Fenster, an welchem der Regen immer noch in Strömen hinab lief.
>>Ich beeile mich<<, sagte sie und mit diesen Worten sprang sie aus dem Wagen und rannte Richtung Haustür, wobei die Autotür mit einem lauten knallen zuging.
Nun war ich alleine im Wagen.
Gott, was sollte ich nur tun?
Lauren war meine Schülerin, ich musste das, was auch immer es war, sofort wieder beenden bevor es überhaupt richtig anfangen konnte, aber ich wusste beim besten Willen nicht wie.
Diesmal konnte ich sie nicht so einfach abweisen, immerhin hatte ich mit ihr geschlafen. Es wäre das wohl idiotischste ihr schon wieder zu erzählen, dass das nie wieder passieren dürfe. Wie sollte sie mir das jetzt noch glauben, nachdem ich diesen Satz bereits öfter benutzt hatte als ich meinen Unterricht wirklich vorbereitete.
Das alles war eine riesengroße Scheiße schon wieder, in die ich mich da herein manövriert hatte. Ich hatte gehofft, mein Körper würde endlich Ruhe geben, wenn ich mit ihr schlafen würde. So wie eine unbekannte Achterbahn die nur bei der ersten Fahrt spannend ist und danach völlig ihren Reiz verliert, weil man weiß was einen erwartete. Doch dem war nicht so. Ganz im Gegenteil, alles in mir wollte Lauren und ihren Körper nun umso mehr. Ich könnte mich selbst dafür Ohrfeigen. Alles in mir verzehrte sich danach sie wieder auszuziehen und zu spüren wie sie zum kommen brachte, ihr Stöhnen in meinem Ohr, ihre Hände in meinen Haaren...
In diesem Moment wurde die Autotür aufgerissen und Lauren hechtete in den Wagen, wobei sie ihre Sporttasche auf den Rücksitz schmiss und die Tür hinter sich zuzog.
Ich war kurz erschrocken, sodass ich einige Sekunden brauchte um meine Fassung wieder zu gewinnen. Ich war völlig in Gedanken versunken gewesen.
>>Ich hoffe, du hast eine Regenjacke dabei...<<, merkte ich an während ich das Auto wieder startete und weiter fuhr.
>>Aber natürlich doch, ich will ja nicht krank werden<<, erwiderte Lauren provokativ und grinste still in sich hinein.
Ich schüttelte nur leicht den Kopf und fuhr nun doch etwas schneller, denn wir waren schon viel zu spät dran.
Als wir schließlich die Schule und damit die Turnhalle erreichten, hatte es auch noch angefangen zu Gewittern.
Das Wetter schien heute wirklich nicht auf unserer Seite zu sein, wobei eigentlich eher auf meiner.
Lauren schien immer noch nicht besonders motiviert, jetzt joggen gehen zu müssen.
Ich schloss die Turnhalle auf und jeder ging in seine Umkleide.
Heute hatte ich tatsächlich ebenfalls die dickeren Sachen eingepackt und eine Regenjacke mit Kapuze dazu, denn so wirklich schlimm nass werden wollte ich eigentlich auch nicht.
Andererseits, hätte ich noch länger mir Lauren im Bett gelegen, dann hätte ich für nichts mehr garantieren können und das wäre nicht gut gewesen.
Ich verließ die Umkleide schließlich und traf am Ausgang auf Lauren die dort bereits auf mich wartete.
>>Na dann los<<, meinte sie wenig motiviert und zog sich ebenfalls die Kapuze ins Gesicht.
Ihr Durchhaltevermögen war nicht zu unterschätzen.
Ich tat es ihr gleich und so begaben wir uns nach draußen und liefen los.
Der Regen prasselte erbarmungslos auf uns nieder und binnen Sekunden hatte ich das Gefühl durchnässt zu sein.
Lauren neben mir hatte ebenfalls den Kopf eingezogen und trottete im gleichen Tempo neben mir her.
In nicht mal mehr zwei Stunden würde der Unterricht beginnen.
Ich musste mit ihr sprechen, aber wie? Ich musste das klären. Ich musste das beenden. In nicht mal zwei Stunden wäre sie in völliger Realität wieder meine Schülerin. Meine aufmüpfige, regelbrechende Schülerin die ich eigentlich so sehr verachtete. Ich musste etwas sagen.
>>Lauren...?<<, setzte ich fragend an und sah dabei konzentriert in die Ferne.
Sie antwortete nicht gleich.
>>Ich weiß was du mir sagen willst...<<, erwiderte sie nur und der gekränkte Ton in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
Überrascht sah ich sie von der Seite an, doch sie sah mich nicht an.
Sie starrte auf den matschigen Boden unter uns und zog das Tempo noch einmal an, so als wolle sie von mir davon laufen. Ich zog ebenfalls an um mit ihr Schritt zu halten.
Was sollte ich jetzt noch sagen?
Was sollte ich jetzt überhaupt sagen?
Diese ganze Situation hätte ich vermeiden können, wenn ich mich im Griff gehabt hätte. Wenn ich darauf verzichtet hätte meine Schülerin zu ficken.

———————————————————————

Hey ihr Lieben, ich freue mich sehr, dass ihr so fleißig lest und votet, das bedeutet mir sehr viel. Gerade überarbeite ich die Geschichte ja auch noch einmal ein bisschen, also gebt mir gerne ganz viel Feedback, damit ich weiß ob ihr mit der Entwicklung so auch happy seid. Das würde mir sehr helfen und mich sehr freuen!

Vielen Dank und ganz viel Liebe
Karla

Dominate meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt