Kapitel 14

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POV - Alicia Morgan

Ich wusste nicht aus welchen unerfindlichen ich mich hatte von Sarah überreden lassen in einen Pub zu gehen, Fakt war nur, dass ich es bereits seit eintreten in diesen bereute.
Die Luft war stickig, die Musik schrecklich und die Leute bereits so betrunken, das sie auf den Tischen tanzten.
Das einzig gute hier, sollte wohl der Whisky sein, der einzige Grund warum ich eigentlich mitgekommen war. Und um mich irgendwie zu beschäftigen. Ich war unruhig. Schon den ganzen Tag war ich durch mein Haus getigert, hatte geputzt, gelesen, gekocht, Sport gemacht und Klausuren korrigiert, doch es hatte mir keine innere Ruhe beschert. Mein Kopf war immer noch bei Lauren Fallmont und wie sie völlig von Sinnen in meinen Armen lag. Aus welchem Grund auch immer hatte ich für einen kurzen Moment so etwas wie Sorge empfunden und dieses Gefühl nagte noch immer tief in meinem inneren ein unschönes Loch in meine harte Fassade.
>>Jetzt schau nicht so<<, schrie mir Sarah über die Musik entgegen, denn offensichtlich war ihr mein wenig begeisterter Gesichtsausdruck nicht entgangen.
Ich hingegen rümpfte nur die Nase, vor allem um irgendwie diese Mischung aus Gerüchen aufdröseln zu können, doch es gelang mir nicht.
Es roch nach Alkohol und Rauch, aber wonach genau konnte ich nicht einordnen.
Ich ließ mich etwas angewidert von den beißenden Gerüchen auf einen der alten Barhocker sinken, welcher gefährlich wackelte, so als warteten seine Beine nur darauf zusammenzubrechen um mich fallen zu sehen.
Der Tresen bestand aus mehr oder weniger dunklem Holz und die Flecken auf dem Holz zeugten von keiner guten Pflege.
Die irische Musik im Hintergrund strapazierte zusätzlich noch meine Nerven.
Es wurde Zeit etwas zu trinken. Heute sollte Alkohol die Lösung sein.
Wie gerufen schlitterten in diesem Moment zwei Gläser mit Whisky über den Tresen und ich fing diese ab, bevor ich eines an Sarah weiter reichte. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit schwankte verführerisch durch das Glas.
>>Jetzt lass uns Spaß haben, du kleiner Miesepeter<<, sagte sie und hob ihr Glas. Ich warf ihr einen tadelnden Blick zu, konnte aber ein Lächeln doch nicht unterdrücken. Ich konnte Sarah nicht böse sein. Zumindest nicht dauerhaft und sie wusste genau, wie sie meine Stimmung heben konnte.
>>Skål<<, sagte ich und stieß an.
Wir leerten unsere Gläser und ich musste Sarah recht geben, der Whisky war wirklich gut.
>>Was war eigentlich gestern mit Lauren Fallmont? Ich habe gehört, du hast sie abgemeldet?<<, fragte Sarah nun neugierig und ich verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke.
Wieso hatte sie das Talent immer den Finger automatisch in die Wunde zu legen? Sarah hatte diese Frage ganz bewusst gestellt, denn sie wackelte mehr als interessiert mit ihren Augenbrauen um mich aus der Reserve zu locken.
Ich hatte schon seit wir den Pub betreten hatten das Gefühl, beobachtet zu werden und nach dieser Frage kam es mir umso stärker vor.
Doch immer wenn ich mich umsah, konnte ich niemanden entdecken. Manchmal waren meine Sinne immer noch auf Verteidigung gepolt.
>>Sie ist vor meinen Augen zusammengebrochen, also war es ja tragischerweise meine Zuständigkeit<<, erläuterte ich kurz und klang dabei desinteressierter als ich tatsächlich war.
Ganz im Gegenteil, ich hatte in diesem Moment in den absoluten Notfallmodus geschaltet. Mein ganzer Körper war in Alarmbereitschaft gewesen und so richtig hatte sich dieses Gefühl noch immer nicht gelöst.
Nie zuvor hatte ich mich wirklich stark um jemand anderen außer mich gesorgt und nun auf einmal, sorgte ich mich um eine Schülerin die mir eigentlich fast fremd war, auch wenn sie mich irgendwie faszinierte und gleichzeitig bis zur Unendlichkeit reizte.
Ihre Art triggerte mich und rief Seiten in mir hervor die ich eigentlich immer gut unter Kontrolle hatte.
Ich war schon wieder so in Gedanken versunken das ich nicht gemerkt hatte wie Sarah nun Wodka bestellt hatte.
>>Und gehts ihr besser?<<, fragte Sarah nun und schob mir mein Glas zu.
>>Woher soll ich das wissen?<<, fragte ich etwas unwirsch und leerte das Glas in einem
Zug, ohne diesmal mit Sarah anzustoßen.
>>Könnte ja sein, das du etwas Interesse für deine Schülerin hast...<<, erwiderte Sarah provokant und leerte auch ihr Glas.
>>Nein..., nicht wirklich<<, antwortete ich nur knapp und starrte in mein leeres Glas.
Sarah schüttelte lachend den Kopf, denn sie wusste das ich es nicht so böse meinte, wie es klang.
>>Ach Alicia, lass uns das Thema wechseln und noch ein paar Gläser trinken und dann tanzt du mit mir<<, forderte Sarah was ich lachend verneinte.
>>Vergiss es, hier tanze ich nicht<<, meinte ich protestierend und nahm im gleichen Moment das Glas Gin an, das mir gereicht wurde.
Durcheinander trinken war zwar noch nie eine gute Idee gewesen, aber das war mir jetzt auch egal.
Wir stießen an und als der Alkohol keine halbe Stunde später meinen Verstand benebelte, meinen Körper entspannte und die Zunge lockerte fand ich mich doch recht schnell auf der Tanzfläche wieder.
Inzwischen war es weit nach Mitternacht und der Alkohol in Kombination mit dem Wunsch abzuschalten ließ mich ausgelassen tanzen.
Eigentlich war irische Musik ja doch gar nicht so schlecht.
Inzwischen war ich froh darüber nur meine weiße Bluse und die grauen Jeans angezogen zu haben, war es draußen doch etwas kalt gewesen, so bewahrte es mich hier drinnen vor dem Hitzekollaps.
Ich krumpelte meine Ärmel nach oben und tanzte weiter mit Sarah, welche inzwischen sehr arg betrunken war.
Es war immer wieder aufs neue eigentlich keine gute Idee, sofort mit dem harten Alkohol zu beginnen, aber so Zeugs wie Wein oder Bier konnte ich einfach nichts abgewinnen.
Die Zeit verging und der Pegel stieg immer weiter, bis ich gegen zwei Uhr früh selbst extrem betrunken war.
So hatte ich es lange nicht mehr übertrieben.
Die Masse der Menschen im Pub hatte sich nicht wirklich verkleinert und auch wenn ich es inzwischen eigentlich gar nicht mehr wahrnahm wenn mich jemand anrempelte, so tat ich es diesmal doch. Es fühlte sich an wie ein kleiner Stromschlag der mich völlig unvermittelt traf.
Mit leicht verschleiertem Blick wandte ich mich zum Protest ansetzend um und blickte direkt in das Gesicht von Lauren Fallmont.
Ich riss entsetzt die Augen auf.
Das konnte nicht wahr sein, sie hier?
Und ich völlig betrunken.
Sie sah nicht weniger entsetzt aus, denn selbst in meinem betrunkenen Zustand sah ich ihre Unterlippe vor Panik zittern.
Das war sicher eine Illusion. Mein vom Alkohol angegriffenes Gehirn spielte mir sicher einen Streich.
Ich schloss kurz die Augen und versuchte mich zu besinnen. Ich atmete tief durch. Zumindest soweit es mir bei dieser Luft möglich war.
Als ich meine Augen wieder öffnete war Lauren verschwunden.
Hatte ich mir das wirklich nur eingebildet? Angespannt sah ich mich im Raum um, erkannte jedoch ihren Schopf braunen Haares in der Menge wie er sich Richtung Toilette drängte. Für einen Moment stritten sich zwei Seiten in mir. Eine, die ihr folgen wollte und eine andere, die mich anschrie sofort diesen Pub zu verlassen. Doch meine Neugierde gewann binnen Sekunden den eigentlich schon entschiedenen Kampf.
Ich setzte mich ebenfalls in Bewegung und quetschte mich durch die Menschenmassen in dem Pub. Warum wollte ich ihr nah sein? Warum konnte ich sie nicht ignorieren?
So viel unfreiwilligen Körperkontakt hatte ich seit meinem letzten Konzertbesuch vor zehn Jahren nicht mehr gehabt.
Etwas atemlos erreichte ich die Tür der Toilette und drängte mich in diese.
Hier herrschte gedämpftes Licht, es roch gegen aller Erwartungen nach einem starken Rosenduft und die grauen Fliesen waren überzogen mit Schriftzügen und Bildern.
Zwei Kabinen standen zur Verfügung welche aus massivem Holz bestanden.
Ein großer Spiegel und zwei Waschbecken fanden sich an der rechten Seite und auf der linken, an die Wand gelehnt, stand Lauren.
Etwas in mir ließ mich alle Vorsicht vergessen. Etwas in mir war geradezu hungrig nach dieser Situation. Hungrig nach ihr.
>>Lauren...?<<, fragte ich leise wobei ich versuchte ein lallen zu vermeiden.
Sie schreckte auf.
>>Mi-Miss Morgan?<<, lallte sie fragend und versuchte mich mit glasigen Augen zu fixieren.
>>Was machst du hier?<<, fragte ich und konnte den tadelnden Unterton nicht ganz aus meiner Stimme verbannen. War sie etwa betrunken?
>>Trinken<<, antwortete sie knapp und stieß sich von der Wand ab um mir etwas näher zu kommen. Damit bestätigte sich meine These. Ein kurzer Moment der Vernunft keimte in mir auf, der sich in einem tadelnden Vorwurf der Unvernunft gegen den Pubbesitzer kanalisierte.
>>Wenn ich mich nicht irre bist du nicht 21, du dürftest weder in diesem Pub sein, noch betrunken...<<, stellte ich nachdenklich fest.
Lauren lachte.
Sie hatte ein wirklich schönes lachen. Ihre Gesichtszüge spannten sich auf eine so schöne, sorglose Weise an.
Der Alkohol tat mir wirklich nicht gut.
>>Sie sind doch auch betrunken und meine Lehrerin, das ist für Sie wohl peinlicher als für mich<<, erwiderte sie und kam mir noch ein Stück näher, während ich mich mit verschränkten Armen an die Wand gelehnt hatte.
>>Achja?<<, fragte ich provokant und ich sah wie ihre Augen kurz aufblitzten.
Ich hätte nicht so viel trinken sollen. Ich sollte gehen. Sofort. Doch ich blieb stehen.
>>Schon..., stellen Sie sich mal vor das macht die Runde in der Schule, dann wäre die Ohrfeige ihrerseits mir gegenüber fast langweilig<<, meinte sie gespielt nachdenklich und kam mir noch etwas näher.
Das Lallen war deutlich zu hören.
Wäre sie nicht so betrunken, hätte sie sich das wohl nie getraut. Erstaunlich wie viel Selbstvertrauen doch in ihr steckte, wenn sie mir nicht gerade nüchtern gegenüberstand.
>>Drohst du mir etwa?<<, fragte ich spielerisch und sah sie herausfordernd an.
Es herrschte ein eigenartiges knistern zwischen uns und die Luft schien geladen zu sein.
Der Alkohol führte langsam aber sicher zu absoluter Gleichgültigkeit bei mir.
Es war mir völlig egal das Lauren meine Schülerin war oder das wir hier in einem öffentlichen Pub waren.
Dieses knistern schien mich süchtig zu machen und ich wollte es stärker spüren. Ich wollte sie stärker spüren.
Inzwischen stand Lauren so nah vor mir das sie sich rechts und links neben meinem Kopf abgestützt hatte.
Eine ungewohnte Dominanz ihrerseits, hatte sie doch sonst so brennende Angst vor mir.
Sie fuhr sich nervös durch die Haare und ich sah wie sie sich auf die Unterlippe biss.
>>Nein..., das würde ich mich niemals trauen Miss Morgan<<, sagte sie leise und ihre Augen fixierten mich.
Ich sah sie überheblich an.
Trotz ihres Zustandes, fiel es ihr schwer mir länger in die Augen zu sehen.
Ich tauchte unter ihrem Arm hinweg und lief um sie herum, während Lauren sich langsam von der Wand löste und sich ebenfalls zu mir umwandte.
Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und fischte kurzerhand eine Zigarette aus ihrer Hosentasche.
Sofort verdüsterte sich meine Miene.
Nun trat ich einen Schritt auf sie zu.
>>Pack das weg<<, forderte ich sie kalt auf und das Grinsen in Lauren's Gesicht verriet mir das sie genau das hatte provozieren wollen.
Doch entgegen meiner Ansage, zog sie ihr Feuerzeug aus der Tasche und und zündete diese an.
Sie nahm einen genüsslichen Zug und blies den Rauch in den Raum.
Ich kam Lauren nun noch zwei Schritte näher und stützte mich nun mit den Händen neben Lauren's Kopf ab.
Sie sah mich provokant an und führte die Zigarette wieder zum Mund, doch ich nahm sie ihr bei dieser Bewegung aus der Hand und schmiss sie zu Boden. Ein laszives Lächeln zierte ihre Lippen. Ich musste hart Schlucken.
>>Bestrafen Sie mich doch...<<, flüsterte sie und sah mich eindringlich an.

Dominate meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt