14. Der Geruch aus alter Zeit

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POV Tyrian

„Wir sollten aufbrechen. Uns bleibt nicht allzu viel Zeit", bemerkt Demari und ich nicke. 

Wenige Minuten später haben wir eine ältere Fährte von Anella, Kuno und noch einigen anderen aufgenommen. Sie ist zwar schon sehr geschwächt, doch mithilfe der Erde, welche uns leise Hinweise entgegen haucht, finden wir ziemlich schnell zu der Höhle von welcher Anella uns erzählt hat. 

Vorsichtig tasten wir mit der wispernden Luft die Umgebung ab. Streifen durch die raschelnden Gräser auf der Ebene, nicht weit von der Stelle entfernt. Leuchtende Blumen verteilen sich auf dem kargen Untergrund und zeigen sich in ihren schönsten Farben.

Für einen kurzen Augenblick verfange ich mich in dem nickenden Spiel ihrer Blüten und lasse mich ganz von ihrem betörenden Duft einlullen. Ich merke, wie in mir etwas auf diese Schwingung reagiert, welche sich hier liebevoll gebildet hat. 

Zwar ist spürbar, dass die Frequenzwellen der... was auch immer es für welche sind, die scheinbar das ganze Land durchziehen, auch hier durchkommen, doch sie sind etwas abgeschwächter, als an all den anderen Orten. 

Es scheint mir, als hätte dieser Ort, welcher mal einem geschützten Kreis angehört haben muss, sich dazu entschieden, dass nun die Zeit gekommen ist, sich zu öffnen. Ob es sich hierbei um ein altes verlassenes Feenreich handelt? 

So ganz überzeugt bin ich von diesem Gedanken noch nicht, aber so manche Stellen grenzen sich einfach von den umliegenden ab, was ich unter anderem an den Pilzmyzelien vernehme. Und wenn man es genau verfolgt, dann ergibt sich von oben betrachtet ebenso ein fühlbares Areal, welches eben genau diese Schwingung in sich birgt. 

Auf dem Zentrum des Waldhügels ist die Präsenz von Anella, Kuno und einigen anderen Energien noch deutlich fühlbar. Sie müssen eine Verbindung mit der Erde eingegangen sein, welche sich immer noch aufrechterhält, auch wenn sie nicht mehr körperlich anwesend sind. 

Jedenfalls scheint die Natur hier ein kleines Bisschen gestärkter zu sein. Ungefähr so ähnlich wie auf der Lichtung, wenn auch nicht gar so ausgeprägt. 

Vor der Höhle verweilen wir für einen Augenblick und betasten die Umgebung, sowie die Situation ihres Eingangs. Zusätzlich ist eine andere Energiespur auszumachen, welche jedoch nicht so stark ist wie die von Anella und ihren Freunden, obwohl sie im Vergleich noch jünger ist. 

Vielleicht handelt es sich hier um Wanderer, die nun ebenfalls diese Höhle entdeckt haben und vor Kurzem vorbeigekommen sind? 

Wir schließen uns dem Windhauch an, welcher durch die Felsöffnung in die Erde zieht und uns pfeifend bis ins Innere der Höhle befördert. 

Es handelt sich hierbei eindeutig um ein langjähriges Versteck der Naturwesen, in welchem sie Rituale durchgeführt, Zauber veranstaltet und ihre Kräfte in Zaum gehalten haben. Die steinernen Wände sind gezeichnet, von Schmerz, Qual und Angst. 

Nicht selten wurden hier die Ringe erschaffen, von denen Anella auch einen besitzt, welcher nun allerdings wieder in seine eigene Kraft zurückgefunden und jetzt sozusagen sogar schon eine Freundschaft zu ihr entwickelt hat.

So grausam es auch ist, so weiß ich dennoch, dass die anderen zu der damaligen Zeit, wie auch heute keine andere Wahl sahen, als sich mit Kraft der Steine, vor allem in den Tagen um die Sonnenwende herum zu verbergen. Zwar nur solange die Energien nicht zu stark wurden und sie diese wieder abbekamen, aber bis dahin war es ihnen sicher oft eine Hilfe. 

Besonders in der Zeit der Hexenjagden, da sie oft mit ihnen verwechselt wurden. Diese sind heute meines Wissens leider so gut wie vollständig ausgerottet, da sie mit die stärksten Gegner der Menschen waren und ihre Energien teilweise auch aus anderen Dingen ziehen konnten, als der direkten Natur, auch wenn sie sehr stark mit ihr verbunden sind. 

Tanz mit dem Morgentau - Das Geheimnis der Tränen ~ Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt