POV Kuno:
Nachdem wir noch einen kurzen Zwischenstopp bei unserer Unterkunft gemacht haben, um auszuchecken, fahren wir direkt zum Flughafen. Ab da geht alles ziemlich schnell. Mein Herz pocht immer noch alarmbereit, als erwarte es mir jederzeit entrissen zu werden.
Ich hoffe Oisín und Niall halten ihr Wort und dass wir unseren Vertrauensvorschuss in sie nicht bereuen werden.
Anella wirkt ziemlich niedergeschlagen und zugleich unter Strom. Ihre Augen wandern aufgeschreckt über den Flughafen. Verloren in dem Trubel der Menschenmassen, Schildern, blinkenden Lichter und hektischen Zeit-Intervallen.
Ich lasse ihre Hand kein einziges Mal los. Zum einen, damit sie mir nicht verloren geht und ich sie sicher ins Flugzeug führen kann und zum anderen, weil es mir scheint, als würden wir beide gerade diesen Halt brauchen.
Das drückende Unheil zieht auf und legt sich in einer beunruhigenden Intensität auf unser Gemüt.
Ob wir noch rechtzeitig kommen? Simo hatte vorhin zwei Fotos in die Gruppe geschickt, auf dem der Wald zu sehen war. Tatsächlich waren überall rote Markierungen an den Stämmen. Vivien hatte sich sogar daran erinnert, wo Elchor wächst, sodass sie nachschauen konnten. Da ist ihr Orientierungssinn definitiv besser als meiner.
Anella bekam aus Schock für einen Moment einen Schwindelanfall, als sie die Linie auf Elchors Rinde erspähte. Ich habe gemerkt, wie sich dieses Bild in ihre Netzhaut gebrannt hat. Seitdem hat sie fast kein Wort mehr gesagt. Sie starrte nur geistesabwesend aus dem Auto, bis wir am Flughafen ankamen.
Ihr Atem geht unnatürlich und ich mache mir echt verdammt große Sorgen. Sie ist jetzt schon so blass. Wie soll dann erst der Flug werden.
Vivien, Simo und Jim kümmern sich gerade darum, so viele Menschen wie möglich zusammenzutrommeln, um sich für den Erhalt des Waldes einzusetzen und auch Nick gibt sein Bestes von seinem Urlaub aus.
Sogar Miranda hatte nochmal nachgefragt, ob ich bei Jayden erfolgreich war. Garret hat mich zurückgerufen und steht jetzt im Kontakt mit Vivien und Simo, da ich ihm von der Situation berichtet habe.
Mein Blick wandert zu Anella. Ihre Stirn ist an meine Schulter gelehnt und es wirkt fast als würde sie schlafen, doch ich weiß, dass sie wach ist. Einen Fensterplatz haben wir so kurzfristig leider nicht mehr erwischt.
Ihre Hand hält den Stein ihres Vaters fest umklammert. Ob dieser wirklich etwas bringt und sie vor den Strahlungen schützt? Ich hoffe es wirklich.
Als wir endlich landen ist Anella so blass um die Nase, dass ich ernsthaft Angst um sie habe, doch als ich sie danach frage, meint sie es geht schon und dass es vor allem noch die Nachwirkungen des Traumes sind. Das allerdings beunruhigt mich erst recht.
Es ist mitten in der Nacht, als wir landen und es dauert noch eine Weile, ehe wir unser Gepäck wieder haben und vom Flughafen aus mit dem Nachtzug in unserer Heimatstadt ankommen.
Wir hatten noch nicht einmal wirklich die Möglichkeit Anella an einem Flecken Natur aufzuladen. Alles ist zugebaut und betoniert. Sie schläft beinahe die ganze Fahrt, wenn auch unruhig. Sie schreckt immer wieder kurz auf, nur um wenige Sekunden darauf wieder weg gedriftet zu sein.
Ich streichele ihr beruhigend durchs Haar. Meine Lippen sind auf ihrem Kopf platziert, ohne dass ich sie wieder von ihr wegnehme. In Gedanken gefangen, summe ich ihr eine hauch leise, hoffentlich tröstliche Melodie. Es ist eines der ruhigeren Stücke aus Irland, zu der sie im Pub so glücklich getanzt hatte.
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Tanz mit dem Morgentau - Das Geheimnis der Tränen ~ Band 3
Romance~ Band 3 ~ Anellas Träume rücken immer näher. Teilweise kommt es ihr sogar so vor, als würde sie diese bereits leben, doch sind sie wirklich so nahe, wie sie scheinen, oder hat sie etwas Grundlegendes übersehen? Was verbirgt sich hinter denen ihres...