33. Wenn das Herz nicht mehr schlägt und plötzlich alles stillsteht.

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Nein ...!

Das darf nicht sein! 

Nicht Kuno!

Nicht ...

Mein liebster Kuno!

Verzweifelt klopfe ich ihm erneut zwischen die Schulterblätter, doch es bringt einfach nichts. „Nein!" Brennende Tränen verwischen meine Sicht. „Nein-nein-nein!" Das geht nicht. Das darf nicht geschehen!

Nicht er!

Er ist so blass. So eisig kalt. Bitte, bitte nicht! 

„Kuno, du musst atmen", schreie ich laut und beginne seinen leblosen Körper zu schütteln. Plötzlich geht ein Zucken durch diesen und ein Husten durchbricht seine todbringende Stille.

Ein Schwall Wasser fließt aus seinen Lungen und er wird von kräftigen Würgeattacken erschüttert. „Kuno!" 

Er lebt! 

„Oh Kuno." Ich schnappe nach Luft, sowie allem, was mir zeigt, dass er noch da ist. Seinen Kopf und Schultern so haltend, dass das Meer leicht aus ihm hinausfließen kann.

Er japst heiser nach Atem. Seine Stimme klingt enorm angeraut. Vermutlich schmerzt es. „Kuno! Oh ... Kuno ..." Ich presse meine Lippen an seine Stirn und drücke ihn fest an mich.

„Oh mein Herz, du lebst." Nun brechen die Tränen endgültig aus mir hervor. Benetzen mein und sein Gesicht. „Kuno, ich dachte, ich hätte dich verloren. Du darfst mir nie wieder so einen Schock einjagen, hörst du? Kuno."

Wieder bricht ein Schwall aus seinem Mund, ehe er mit seinen wunderschönen braunen Augen unruhig zu mir auf blinzelt.

„A-an... -ella ..." Er klingt unglaublich rau und muss augenblicklich wieder husten. Ich lausche seiner Atmung. Sie geht abgehakt und ziemlich angestrengt. Als würde jedes Luftholen ihm Kraft kosten.

Sein Oberkörper fällt mir schlapp entgegen und ich stütze ihn so gut es mir gelingt. „Mein liebster Kuno ..." Ich senke meine Stirn an seine und streife ihm dabei die nassen dunklen Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Es tut mir so leid. So unendlich leid", schluchze ich und halte sein Gesicht mit beiden Händen fest. 

Nie wieder ... nie wieder werde ich ihm so einer Gefahr aussetzen. Beinahe wäre er ... Ich schaffe es gar nicht, diesen Gedanken zu Ende zu denken. Er wäre ... fast ... und das wäre ganz alleine meine Schuld gewesen. Ich hätte ihn beinahe umge...

Ein schmerzhaftes Keuchen entweicht mir. Fluten von Tränen ergießen sich aus meinen Augen und laufen die Wangen hinunter. Kuno hebt erschöpft seine Hand und fährt mit seinen Fingern über diese Stelle, ehe sie wieder ermattet nach unten sinkt.

„Du ... lebst", krächzt er in atemloser Erleichterung, woraufhin es ihn gleich darauf wieder durchzuckt. „Kuno, es tut mir so leid. So unglaublich ... es tut mir so leid. Mir tut es leid ..." Panisch kommen diese Worte immer wieder aus mir heraus. Wie bei einer CD, die einen Sprung hat. Ich kann es gar nicht stoppen. Als wäre das eine Art Schockreaktion und ich könne so das, was geschehen ist, rückgängig machen.

„So leid. Mir tut es so leid. So ... Mir tut ... Mir tut es leid ..." Kunos wunderschöne dunkle Augen, in denen ich es liebe zu versinken, nehmen einen besorgten Ausdruck an. „Mir tut es leid. Ich wollte nicht ... Es tut mir leid. So leid." Ein stechendes Schluchzen verlässt meine Kehle und ich klammere mich verzweifelt an ihm fest. Ich kann nichts mehr sehen. Da sind nur noch Tränen.

Das Bewusstsein über das, was gerade beinahe geschehen wäre, gräbt sich langsam an die Oberfläche und bringt meinen Körper zum Erzittern. Ich muss ihn halten. Kuno. Ich muss ihn hier weg vom Strand bringen. „Das Wasser. Wir sollten weiter ins Trockene", keuche ich und will ihn mit mir ziehen, doch irgendwie schaffe ich es nicht.

Tanz mit dem Morgentau - Das Geheimnis der Tränen ~ Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt