20. Die Düfte der Welten

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„Gute Nacht Kuno. Träum' etwas Schönes", necke ich ihn spielerisch, während ich eingekuschelt in seinen kräftigen Armen liege. Er schmunzelt. „Na hoffentlich das Gleiche wie du." Sein Griff um den Stein meines Amuletts verstärkt sich.

„Vielleicht sollten wir meine Hand lieber festbinden. Nicht dass ich sie im Schlaf doch aus Versehen noch loslasse."

Ich schüttele den Kopf. „Das wirst du nicht. Ich vertraue dir." 

Er schluckt und nestelt dann an meinem Schlafkleid herum, um es wieder über meine Schulter an die richtige Position zu ziehen, da es ein wenig verrutscht ist.

Wahrscheinlich will er nicht, dass man später zu viel meiner Haut sieht. Ich würde ja fast die Augen verdrehen, aber stattdessen tue ich es ihm nach und streife nun auch noch meine Haare nach vorne, sodass sie die Stelle mit dem Knutschfleck verdecken. 

Kuno runzelt die Stirn und ich sehe, wie es in seiner Hand zuckt diese Strähne sofort wieder zur Seite zu schieben, doch er hält sich gerade noch zurück.

Er ist wirklich... wirklich... Ich versinke in seinen Augen und plötzlich füllt sich die gesamte Umgebung mit dieser wohlig dunkelbraunen Energie, welche mich mit sich davon trägt. 

Der Takt meines Herzens, gemischt mit seinem beruhigenden Atem murmelt mir sanfte Melodien entgegen und irgendwann werde ich plötzlich von flimmernden Strahlen geblendet.

Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe einzuschlafen, doch plötzlich stehe ich tatsächlich auf der Lichtung. Die Sonne ist gerade erst am Aufgehen, das heißt wir haben noch Zeit. 

„Kuno? Tyrian?" Ich drehe mich einmal um mich selbst, doch weder von dem einen, noch dem anderen ist etwas zu sehen. Hat es etwa nicht geklappt? 

Kann es sein, dass Kuno noch nicht eingeschlafen ist? Oder ist seine Hand beim Schlafen doch von meinem Amulett gerutscht?

Reflexartig lege ich meine Finger an die Stelle, wo es sich normalerweise befindet. Eine außergewöhnlich starke Wärme geht davon aus. Kuno dürfte sich also in der Realität nicht sehr weit weg befinden.

Vielleicht kann er nicht schlafen? 

Ein Windhauch weht meine Haare leicht zur Seite, sodass mein Hals wieder entblößt wird. Schnell wische ich sie zurück an ihren Platz, um das Kussmal abermals zu verdecken. Es verwundert mich, dass ich diesen Lufthauch gerade wirklich gespürt habe. Er war warm und... irgendwie... vertraut? War das etwa Kuno? 

Kann ich ihn durch den Traum fühlen, weil er in echt neben mir liegt? Ist er noch wach und hat mir die Haare zur Seite gestrichen? 

Kann er etwa nicht schlafen, weil er sich Gedanken über das macht, was Tyrian an mir sehen soll und was nicht? Das würde ihm auf jeden Fall ähnlich sehen, auch wenn das nicht in seinem Entscheidungsspektrum liegt. 

Ich seufze und achte besonders auf den kitzelnden Luftzug, welcher mit meinen Haaren spielt und in sanften Kreisen über meine Haut weht. So würde es sich also höchstwahrscheinlich anfühlen, wenn Kuno sich in Wind verwandeln könnte...

Ich liebe es. 

Warm, kräftig, bestimmt und mit seiner unglaublich liebevoll einzigartigen Energie, welche ich überall und in jedweder Form wiedererkennen würde.

„Kuno, wenn du noch wach sein solltest, dann beeil dich mal ein bisschen. Wir haben nicht allzu viel Zeit hier auf der Lichtung!"

Ich habe zwar keine Ahnung, ob ich jetzt für ihn hörbar im Schlaf gesprochen habe, aber einmal ist es ja schon so gewesen, also ist es einen Versuch wert.

Tanz mit dem Morgentau - Das Geheimnis der Tränen ~ Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt