16. Eine Gehirnerschütterung mit, äh... Beinkleidern?

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POV Anella:

Oh mein Gott. Mein Herz setzt aus, als ich Tyrian vor uns zusammenbrechen sehe. Dieses Bild von seinem blutüberströmten Gesicht meißelt sich schmerzlich unter meine Netzhaut und wird mich von nun an verfolgen. Das weiß ich genau.

Entsetzt renne ich auf ihn zu und versuche ihn aufzufangen, aber ich bin zu spät.

Er stützt sich keuchend auf seine Arme, während ihm eine seiner in Dunkelrot getauchten Locken ins Gesicht hängt.

Tyrian!

Noch nie habe ich ihn in solch einem Zustand gesehen, geschweige denn mir vorstellen können, dass ihm so etwas passieren könnte. In meinem Kopf war er immer der unbezwingbare Feenmann, welchen es kaum möglich ist zu erschüttern.

Sein jetziger Anblick treibt mir die brennenden Tränen in die Augen.

„Was ist passiert?", hauche ich, während ich ihn bei den Schultern packe, um ihn davor zu bewahren wieder nach unten zu kippen. Dabei fokussiere ich fest seine Augen und bin erleichtert, dass er meinen Blick mit klarem Fokus erwidert.

Er ist also bei vollem Bewusstsein.

„Nur ein Stein", wispert er und klingt dabei so unglaublich erschöpft.

„Wo ist Demari?"

Kuno hat sich nun auch neben mich gehockt und hält seinen ausgestreckten Zeigefinger vor Tyrians Gesicht. „Wie viele Finger siehst du?"

Tyrian hebt eine durchtränkte Augenbraue, zuckt kurz darauf allerdings zusammen, als diese Bewegung ihm wohl Schmerzen verursacht.

„Mir geht es gut!" Er starrt auf Kunos Hand, welcher diese kurz darauf dann auch wieder zurückzieht.

„Und Demari ist den Menschen gefolgt. Ich schätze Höhlenforscher und... keine Ahnung. Er behält sie im Auge."

Kuno und ich wechseln einen kurzen Blick, ehe sich mein Blick an Tyrians Verband haftet.

„Ein Stein sagst du? Ist die Wunde groß?" Ich mache Anstalten sein Verband zu öffnen, um nachzusehen, doch Tyrian hält mich zurück.

„Nicht, meinem Kopf geht es gut. Demari hat die Wunde schon versorgt. Ich bin nur ein bisschen erschöpft, das ist alles. Wir haben die Situation etwas unterschätzt."

Ich inspiziere ihn misstrauisch. Nach nichts sieht das definitiv nicht aus. Das ist schon ganz schön viel Blut...

„Was für eine Situation?", hakt Kuno angespannt nach und blickt dabei immer wieder prüfend in den Wald.

„Die Höhle, wir wollten... Wir haben die Spuren aus den Steinen gelöst, sodass niemand mit magischem Zugang an deren Informationen der Naturwesen gelangen kann, allerdings... Na ja, das war dann doch etwas viel für uns zwei alleine, ohne dass die Höhle einstürzt. Sie existiert zwar jetzt noch, aber... Ich glaube da hat sich irgendetwas geöffnet."

Erschrocken sehe ich ihn an. „Ihr wart in der Höhle, während sie beinahe eingestürzt wäre?"

„Was hat sich geöffnet?", will Kuno gleichzeitig wissen und betrachtet unseren blonden Gegenüber wachsam.

„Ich weiß es nicht. Um nachzusehen hatten wir keine Zeit mehr, dann sind ja die Menschen gekommen."

Tyrians Blick schwenkt wieder zu mir und ich erkenne eine klare Aussage darin.

„Bitte geht vorerst nicht mehr in ihre Nähe. Es könnte im Moment gefährlich sein. Und auch sonst solltest du dich äußerst wachsam bewegen, Anella. Es werden immer mehr Menschen aufmerksam und wir konnten einige fremde Spuren im Wald hier in der Nähe ausmachen, die relativ frisch sind."

Tanz mit dem Morgentau - Das Geheimnis der Tränen ~ Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt