Das Schloss des Herren wurde vor Jahrtausenden von einem Dämon namens Aurelius S. erbaut. Er hat sich damals für den Gotik Stil entschieden und diesen hat er in dunklen Tönen durchgesetzt. Das Innenleben des Schlosses hat dafür seine Tochter, Cäcilia K. gestaltet. Vater und Tochter müssen beide ein Vorliebe für die dunkle Farbe gehabt haben, denn auch das Innere wurde mit dunklen Akzenten versehen. Nachdem man durch die Tür tritt, scheint der großflächige Raum erstmal leer. Das liegt aber lediglich daran, dass einige der Dekorationen und Möbelstücke für normale Dämonen wie mich unsichtbar erscheinen, um die langjährige, blutige Geschichte des Schlosses und der Herrschaft von Lord Abbadon vor unwürdigen Augen zu schützen. Ich weiß demnach nicht, wie es hier wirklich aussieht. Alles, was ich sehe, ist ein mächtiger, goldener Kronleuchter der mitten an der Decke herabhängt, und links und rechts von mir zwei große, breite, dunkle Treppen. Diese führen mehrere Stockwerke hoch. Wie viele ist für mich nicht zu erkennen, sie könnten bereits im zweiten Stock enden, oder unendlich lang sein. Immerhin weiß ich auch nicht, wie groß das Schloss wirklich ist. Im zweiten Stock befindet sich jedoch das Büro des Herren, das weiß ich dank Morax.
Während ich die Treppen hinaufsteige, spüre ich, wie mein Herz immer schneller zu schlagen beginnt. Das liegt unter anderem daran, dass ich Lord Abbadon gleich das erste Mal gegenübertreten werde. Gleichzeitig mache ich mir aber sorgen, ob er meine Brandblasen direkt bemerken und auf sie ansprechen wird. Wir Dämonen sind nur gegenüber physischem Schaden der Menschen immun, nicht gegenüber der Hölle oder anderen Dämonen. Allerdings sind Dämonen des Feuers, eine Gruppe Dämonen von besonderer Abstammung, eine Ausnahme. Diese sollten auch gegen das Höllenfeuer resistent sein. Deswegen bin ich so verwirrt. Schließlich gehöre ich zu den Dämonen des Feuers. Ich hätte mich nicht verbrennen können. Also was ist los?
Dreimal klopfe ich an der schwarzen Tür, bevor sie geöffnet wird. Vor mir steht Morax, der durch das Licht des Raumes hinter ihm nur schwach erleuchtet wird. Ich will ihn gutgelaunt begrüßen, doch er presst sofort seinen Finger an seine Lippen und befiehlt mir wortlos damit still zu sein. Ich gehorche brav und lasse mich von ihm in den dunklen, jedoch großräumigen Raum führen. Nachdem wir schließlich drinnen stehen und die Tür hinter uns mit einem lauten Knall zufällt, habe ich kaum genug Zeit mich umzusehen. In dem verschwindenden Licht und der zunehmenden Dunkelheit konnte ich eine Vorstellung des Büros bekommen. Es ist spärlich eingerichtet, fast schon leer. Zu den wenigen Möbelstücken gehören zwei dunkelrote Stühle, das wars. Ansonsten hängen insgesamt 3 gelbe Kerzen von der Decke. Und obwohl Flammen stark flackern, beleuchten sie das Zimmer nur so stark, dass man die eigene Hand gerade so erkennen kann. Die Dunkelheit dient als Schutz für normale Dämonen, denn uns ist es leider nicht gestattet den Herren mit bloßen Augen zu sehen. Man sagt seine Gestalt wäre so abscheulich, dass einem Blut aus den Augen schießen würde und man so erblinde. Nur die stärksten Dämonen der Hölle sind in der Lage ihm direkt gegenüberzutreten. Dazu gehört auch Morax.
„Dantalion."
Ich erstarre bei dem Klang meines eigenen Namens. Nein, es ist nicht mein Name, der mich in dieses Gefühl versetzt, sondern die Stimme, die ihn ausspricht. Ich schwenke den Blick vorsichtig zu Morax neben mir, um zu hinterfragen. Es kann nicht sein, das muss ich mir einbilden.
Sein Gesicht ist nicht zu erkennen, nur seine blauen Augen sind in der Dunkelheit sichtbar. Zu meiner Frage komme ich allerdings nicht. Denn als ich beobachte, wie sich seine Augen plötzlich schnell von einer Seite zur anderen bewegen verstehe ich sofort. Er schüttelt seinen Kopf.
Augenblicklich gefriert mein Blut förmlich zu Eis Die Realisation trifft mich wie ein Schlag. Morax hat recht. Es ist niemand anderes mehr im Raum. Jeder der da sein muss, ist es bereits. Diese tiefe, grollende Stimme, die sich anhört wie entfernter doch gleichzeitig annähender Donner, gehört niemand anderem als Lord Abbadon, dem Herrscher der Hölle höchstpersönlich!
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Souls - Die letzte Seele | Grman
ParanormalSeit Anbeginn der Zeit sammeln Engel die Seelen gefallener Menschen ein, um sie im Himmel aufzunehmen. Sind sie allerdings nicht schnell genug, kann es passieren, dass Dämonen ihnen zuvorkommen und die Seele in die ewige Verdammnis der Hölle entführ...