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"David bleib stehen jetzt hab dich nicht so."
Über 100 Meter habe ich mich von Kevins Haus entfernt, bevor sich schnelle Schritte von hinten bemerkbar machen. Als ich einen Blick über die Schulter werfe, bleibt Sammael vor mir stehen.
"Wieso bist du denn jetzt so sauer? Aki hat doch Recht. Wir brauchen Kevin genauso dringend für unseren Seelen, wie du. Du musst ihn mit uns teilen."
"Weil es nervt euch, um mich zu haben, wenn ich mitten in der Arbeit bin.", ich schnaufe "Vor Seele 100 waren wir drei noch in der ganzen Stadt verteilt und keiner ist sich je über den Weg gelaufen. Bis vor kurzem war Aki wie vom Erdboden verschluckt.
Mir hat das gut in den Kram gepasst, denn dann konntet ihr mich nicht ablenken. Jetzt steht ihr plötzlich mitten in meinem Leben und funkt mir dazwischen!"
"Wir wollten dich nicht ablenken, ehrlich nicht. Aber findest du es nicht gut, dass dir deine Brüder diesmal helfen können? So kommst du doch viel schneller als die letzte Seele.", als er mit dem unschuldigsten Blick überhaupt auch noch lächelt, kriegt er mich damit fast weich.
"Das nennt ihr Hilfe? Ihr bringt mich ganz aus dem Konzept, wenn ihr ungeladen an den Orten auftaucht, an denen ich meine Seele suche! Das bringt meine ganzen Pläne ins Chaos."
"Such sie doch einfach weiter und ignorier uns, du Heulsuse.", Aki kommt plötzlich hinter Sam hervor.
"Provozier mich nicht, Akuma.", warne ich ihn.
"Komm runter. Wir tun Nichts weiter, als um dich herum unser eigenes Leben zu leben."
"Genau".
Ich schnaube ungläubig "Leben? Ihr habt doch gar kein Leben auf der Erde. ICH habe ein Leben. Du Aki fickst jedes Mädchen, das dir über den Weg läuft und in deine Richtung schaut und was du die ganze Zeit machst Sam keine Ahnung. Dabei habt ihr selbst noch alle Hände voll zu tun mit euren eigenen Seelen."
"Ist ja nicht so, als hätten wir ein Zeitlimit einzuhalten, oder? Ich wiederhole mich, aber niemand von uns das Verlangen einen Rekord in der Seelensammlung aufzustellen und die nächste Legende zu werden, außer dir David. Was ist also das Problem, wenn wir uns einfach Mal eine Pause von der ganzen Seelenjagd gönnen wollen?"
Ergeben hebe ich die Hände hoch. Eine Diskussion mit Aki führt zu Nichts. Er wird mir immer widersprechen, egal ob ich recht habe oder nicht. "Weißt du was? Macht was ihr wollt. Nur bleibt mir weg damit. Geht mir einfach aus dem Weg. Mit Dämonen, die keine klaren Ziele haben kann, ich Nichts anfangen.", mit diesen Worten drehe ich mich um und laufe einige Schritte in irgendeine Richtung- bis aus der Ferne laute Stimmen durch die Nacht hallen.
"-los!"
"- sagen... -oder... --unangenehm!"
Irritiert blicke ich in die Dunkelheit. "Woher kam das?"
"Schon herausgefunden, Sam?", fragt Aki an Sammael gewandt. Der hebt bloß seine Hand, bedeutet uns ruhig zu sein und dreht seinen Kopf langsam von einer zur anderen Seite, während seine blauen Augen konzentriert auf einer Stelle ruhen.
Ich komme nicht herum Stolz zu sein, als ich ihn dabei beobachte. Sammael hat von uns dreien mit Abstand das beste Gehör. Der Junge hört alles. Da bringt Flüstern auch Nichts. Nicht nur, dass er alles in einem Umkreis von einem Kilometer hört. Er kann auch die Richtung bestimmen, aus der das Geräusch kommt.
Ich erinnere mich noch genau, dass wir mal für seinen Geburtstag eine Party geplant hatten. Sogar Morax hat an dem Tag mitgefeiert, obwohl er sich normalerweise nie für solche Dinge begeistern kann. Aber Sam ist insgeheim sein Liebling, das wissen wir. Und das ist auch okay so. Sammael macht nicht annähernd so viel Ärger wie Aki und ich und hält sich immer an Morax Regeln. Wahrscheinlich ist das der Grund, wieso er Sam ein wenig bevorzugt. Uns stört das nicht weiter, da es nicht allzu auffällig ist. Schließlich bleibt Morax sein desinteressiertes Selbst.
Jedenfalls wurde die Party absichtlich außerhalb unserer Gegend geplant, zur Sicherheit, dass uns niemand belauschen konnte. So dachten wir wirklich würden wir ihn überraschen und dass er mit gar Nichts rechnet. Immerhin hatten wir ihn extra für den Überraschungseffekt den ganzen Tag ignoriert. Leider war uns zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst, dass er dieses Super Gehör besitzt. Bei der Geschenkeübergabe ist er dann geplatzt und hat gestanden, dass er es die ganze Zeit über gewusst hat. An dem Tag wurde uns klar, dass das wohl seine besondere Gabe war. Danach haben wir es sogar hin und wieder geschafft diese Gabe für unseren Vorteil zu nutzen. Beispielsweise kann niemand in der Öffentlichkeit über uns lästern. Sam erzählt es mir. Ich erzähle es Aki. Und Aki verprügelt sie dann. Ziemlich praktisch.
Als Sam schließlich stumm mit dem Finger in eine Richtung zeigt, verändert sich augenblicklich all unsere Energie. Ohne dass eine Absprache notwendig wäre, laufen wir drei zeitgleich los.

Nach und nach nähern wir uns einer abgelegenen dunklen Seitengasse. Die Stimmen werden lauter. Wir sind wohl kurz davor auf die Menschen zu treffen.
"-Na los, kleine. Rück schon raus mit der Kohle."
Das ist der erste Satz, den ich ganz klar verstehe. Hier müssen sie sein. Der Reihe nach lehnen wir uns an die Wand hinter uns und lauschen heimlich dem Gespräch.
"Ich habe kein verdammtes Geld. Wie oft muss ich mich eigentlich noch wiederholen, bis du es endlich verstehst?!"
Nachdenklich runzle ich die Stirn. "Irgendwoher kommt mir diese Stimme bekannt vor...", denke ich innerlich.
"Du lügst! Ich habe doch genau gesehen in was für ein Auto du immer einsteigst!"
"Dieses Auto gehört mir aber nicht! Außerdem habe ich noch nicht mal einen Führerschein!"
"Du traust dich echt was mir so mitten ins Gesicht zu schreien, du kleine-."
"Ah!"
Bei dem Schrei zucke ich instinktiv hoch. Gestresst ziehe ich an Akumas Lederjacke.
"Was ist passiert!?", zische ich so leise wie möglich.
"Warte-", wispert er und streckt vorsichtig den Kopf über die Kante. Einige Sekunden starrt er in die Gasse. Den weiteren Verlauf des Gesprächs blende ich unbewusst für die nächsten Sekunden aus.
Als er sich dann wieder zu uns dreht, ist sein Blick eisig.
Fragend schüttle ich den Kopf.
"Da ist ein Typ. Mit einem Mädchen."
"Und?", will Sam wissen.
Langsam beugt er sich näher zu uns. Wir stecken die Köpfe zusammen.
"Sie liegt auf dem Boden. Er hat sie wohl geschlagen..."
Augenblicklich spannt sich mein gesamter Körper an. Der Reihe nach nicken Aki und Sam. Das reicht zur Vergewisserung.
Es spielt keine Rolle ob Tier, Mensch, Alien, Engel, Dämon, Teufel oder Gott. Kein männliches Wesen hat das Recht sich an einer Frau zu vergreifen. Ich selbst behandle Frauen teilweise auch zu rabiat. Aber niemals würde ich es wagen sie zu verletzen. Und bestimmt gibt es auch genug Dämonen, die unsere Meinung nicht teilen.
So hat uns Morax nun mal erzogen. Wir haben keine Mutter oder Schwester, die wir mit unserem Leben beschützen können. Und eigentlich widerspricht es unserer Natur Menschen zu beschützen. Das hält uns aber nicht auf.

Wir sind Morax Schüler.
Wir haben Ehre.
Und vor allem: Machen wir keine Ausnahmen.

"Ich schätze dukommst heute noch dazu jemanden zu verprügeln, Aki."

Souls - Die letzte Seele | GrmanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt