Kapitel 12

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Matthews Sicht:

Es scheint sich alles zu beruhigen. Naja, zumindest versucht niemand mit mir zu reden. Tim geht mir faszinierend gut aus dem Weg, während ich andauernd mit Hayden zusammentreffe und wir uns bloß schweigend anglotzen. Noch schlimmer ist es mit Samuel. Ich bin mir nicht sicher, ob er mich in die Hölle wünscht, oder mir fast schon danken will. In einem Moment ist er großzügig und nett, dann wird er auf einmal kühl und kaltherzig. Vielleicht habe ich einiges bei uns verpasst. Ja, vielleicht sind wir alle etwas anders geworden. Womöglich sind wir verändert. Aber...durch was?

"Heute Abend ist Freier-Freitag." Ich verdrehe die Augen, als Gavin die Türen der Hütte euphorisch öffnet und uns grinsend mustert. "Und was soll das bedeuten?", mault Tim sofort schlecht gelaunt zurück. Gavin schüttelt bloß empört den Kopf. "Manchmal denke ich echt, ihr verpasst den ganzen Spaß des Lebens, Leute." Ein Feixen fließt über sein Gesicht. "Also, es ist sozusagen ein Trinkspieltag. Ich weiß, hört sich ziemlich kompliziert an. Aber so ist es gar nicht. Okay? Also. Der Plan lautet, wir gehen rüber zur Hütte acht, die größte Hütte von allen. Eigentlich sind alle von Camp da. Auch Hazel und Katelyn, unter anderem auch Kaya und andere." Ich seufze frustriert, ziehe meine Decke über den Kopf. "Ihr seid alle so angespannt, in letzter Zeit. Kommt doch mal von eurem hohen Ross. Ich sag's euch, ihr werdet alt und alleine sterben und auf eurem Grab steht: Single, das ganze Leben lang." Wir lachen im Chor.

"Okay, ich bin dabei.", stimmt Hayden als erster zu, was mich überrascht schnaufen lässt. Auch Tim lässt sich schnell auf das verlockende Angebot ein. Und natürlich schließt Samuel sich dem Trupp an. Nun liegen alle Blicke auf mir. "Matthew?" Ich sehe seufzend auf, deute mit einem Daumen nach oben an, dass ich einverstanden bin. "Das wird eine totale Katastrophe.", flüstere ich und lasse mich jetzt schon erschöpft auf die Matratze meines Bettes fallen. Wenn das ganze Camp dabei ist, kann das gar nichts Gutes bedeuten. Besonders wenn es Hazel, Katelyn und Kaya sind. Zusammen ist das Trio nämlich wie eine Bombe, nein eine Explosion im Dschungel. Und um ehrlich zu sein, habe ich keine Lust auf weiteres Gemotze und Stress. Aber ich will kein Spielverderber sein. Also setze ich einfach meine Maske auf und spiele das Spiel des Lebens.

In der Hütte ist es stickig und rappelvoll. Ich erkenne einige der Campmitglieder, von früheren Jahren. Manche stellen sich als neu vor. Einige von ihnen scheinen auch schon vor mir hier gewesen zu sein. Mein Blick wird von Maja aufgefangen, die mich zuckersüß anlächelt. Was alle an ihr hatten, habe ich früher nie verstanden. Sie ist zwar bildhübsch, aber arrogant. Und dieses Kombi ist tödlich. Fast schon widerlich. Neben ihr gereiht steht Lila und Della, einige ihrer vielen Freundinnen. Gott, wenn ich wüsste, über was die reden, würde ich wahrscheinlich ohnmächtig von meinem Stuhl fallen. Ich will mir gar nicht vorstellen, worüber die drei sich den Kopf aufbrechen. Hauptsächlich auf der anderen Seiten des Raumes sind die Jungs verteilt.

Einige Stunden vergehen und wir haben eine nette Zeit. Eigentlich ist es gar nicht so schlimm, wie ich dachte. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich schon ziemlich angetrunken war. Naja, eigentlich völlig. Aber das Gute ist, dass ich mich gut beherrschen kann, wenn es um Alkohol geht. Das war eines meiner Spezialgebiete. "Okay, lasst uns ein Spiel spielen." Als Katelyn uns Jungs verschmitzt anguckt, würge ich fast drauf los. "Also, kennt ihr das Midnight Spiel?" Ich werfe den Jungs einen schrägen Blick zu. Worüber reden die? "Es funktioniert so. Ein Raum, völlig dunkel. Wie eben die Mitternacht. An zwei Wänden werden jeweils sechs von uns stehen. Eine Seite des Raumes ist dann sozusagen Läufer. Die Personen die dort stehen, müssen auf die anderen zulaufen, sobald das Licht ausgeht. Sobald eine Person erreicht wird, muss diese geküsst werden. Körperkontakt ist strengstens verboten. Also, dürft ihr die Person nicht irgendwie erkunden, um zu wissen, wer wer ist. Verstanden?" Ich seufze. Darauf hatte ich ja mal so gar keine Lust, aber wenn ich jetzt gehen würde, würde das nicht sonderlich höflich rüberkommen. "Und wenn ein Junge vor nem anderen Typen rumsteht?", fragt Tyler, ein recht merkwürdiger, ruhiger Junge aus dem Camp. "Keine Ahnung. Improvisation. Bei Mädchen kann das auch vorkommen. Wahrscheinlich merkt ihr das gar nicht."

Worauf habe ich mich hier eingelassen? Zu meinem Glück muss ich mich nicht wirklich beim Spiel einmischen. Ich stehe nämlich an der Wand, an der man einfach nur warten muss. Einerseits empfinde ich ein aufregendes Kribbeln in meinem Bauch, andererseits könnte ich mich auch jede zweite Sekunde übergeben. Gegenüber stehen mehrere Mädchen, mit eingeschlossen von Maja, einer Tara und einem anderen Mädchen, dass glaube ich Jade heißt. An meiner Wandseite stehen ebenfalls einige Mädchen, die zu den anderen blicken. Jedoch entdecke ich auch mehrere Jungs, die sich etwas unschlüssig Blicke zuwerfen. Tyler, Hayden, Tim und Sam sind zu erkennen. Manche von ihnen kenne ich kaum, oder gar nicht. "Die Läufer schließen jetzt kurz die Augen, damit die anderen sich untereinander austauschen können, sprich die Reihenfolge ändern. Sonst könnten die Läufer ja beeinflussen, wer geküsst wird und wer nicht.", steuert uns Katelyn.

Sofort setzen wir uns in Bewegung, während die Läufer geduldig ihre Lider geschlossen halten. Nach einer Weile, stehen alle an ihren Plätzen. Ich ganz links, neben mir Callie und direkt dahinter James, der denke ich das erste Jahr im Camp ist. Eine nervöse Atmosphäre hängt in der Luft, als Katelyn ankündigt: "Sobald das Licht ausgeht, dürfen die Läufer losgehen.", sagt sie langsam. Und dann höre ich das Klick, das definitiv vom Lichtschalter ausgeht.

"Los."

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