Matthews Sicht:
Der nächste Tag ist genauso komisch, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Hayden und ich gehen uns beinahe so perfekt aus dem Weg, dass man meinen könnte, wir wären einander völlig fremd. Dazu kommt, dass wir beide ziemlich introvert sind und nicht wirklich weniger stur sind, als der jeweilige andere. Im Prinzip ist es ein Wettlauf gegen die Zeit, wenn wir streiten. Wir warten nur darauf, dass uns jemand anzählt und anfleht, endlich zu reden. Aber es fällt beiden von uns schwer, den Mund zu öffnen, wenn man dem anderen dann mal gegenüber steht.
"Habt ihr euch gestritten?" Ich sehe zu Timothy auf, der mit Händen an der Flanke frustriert eine Haarsträhne aus der Stirn pustet. "Nein, alles gut.", lüge ich eiskalt. Tim verzieht sein Gesicht zu einer Grimasse. "Wen willst du eigentlich verarschen, Matt? Na komm, ich bin doch dein zweit bester Freund." Er quängelt beinahe schon, so wie er mich mit einem Schmollmund ansieht. "Wieso geierst du so auf Streit?", frage ich ausweichend, mustere ihn stirnrunzelnd, als er die Augen verdreht. "Ganz vielleicht, habe ich da so ein Gefühl, dass du gestern deine Unschuld verloren hast." Grinsend guckt er mich an.
"Was? Wie kommst du denn darauf? Nein!", plappere ich hastig und starre ihn fast schon sprachlos an. "Babe. Es war ein Scherz. Hast du dich mal angeguckt?" Nun verdrehe ich meine Augen. "Egal. Ihr habt also nh bisschen geknutscht. Na und?" Ich lasse mich rückwärts ins Bett fallen. "Ihr wart aber nicht so randvoll, dass ihr euch an nichts erinnert könnt, oder?" Ich stoße einen frustrierten Atem aus.
"Gott, Timothy. Das habe ich nie gesagt." Er lacht leise auf. "Tut mir leid. Ich bin bloß neugierig." Feixend wuschelt er durch mein Haar. "Ich weiß, du hattest schon nh paar Mal ein paar Jungs an deiner Seite, aber es war nie...naja, was spezielles, oder?" Ich nicke sanft. "Es war nie mehr, als...sinnloses Gerede.", nuschele ich leise. "Zumindest für mich.", hänge ich rasch an.
"Es ist normal. Ich und Sam warn auch so. Wir waren kompliziert, aber...im Endeffekt ist es irgendwann schon möglich." Ich sehe zu ihm auf. "Du und Sam. Auf der Party gestern lief zwischen euch was, richtig?" Sofort läuft er hochrot an, versteckt sein Kopf hinter seinen Händen. "Gibs einfach zu, Timothy." Er spickelt hinter seiner Handfläche hervor. "Okay. Wir haben uns ab- und zu geküsst.", sagt er verlegen, kratzt seinen Nacken. "Ist nichts neues für mich, aber ich bin froh." Zögernd wirft er mir ein Lächeln zu, welches ich sanft erwidere. "Aber mal was anderes. Deine Mom." Sofort verfinstert sich meine Laune und ich stöhne frustriert auf. "Hör auf.", tadelt Tim direkt. "Lass mich einfach reden, du sollst nur zuhören. Nichts anderes, klar?" Nickend setze ich mich auf, blicke Timothy abwartend an.
"Ich kann nicht sagen, dass ich weiß, wie hart es ist, wenn man durch so einen Scheißdreck gehen muss. Aber ich will das dir bewusst ist, dass ich hier bin. Wenn du jemanden zum Reden, oder zum Zuhören brauchst. Ich bin der beste Mann dafür." Ein Lächeln schleicht sich auf meine Züge, als er das sagt. "Danke.", entgegne ich. Mit erhobener Braue mustert er mich. "Es kommt also kein: Ich brauche dich nicht, und sonstiges Gehabe?" Augenverdrehend verneine ich. "Nope, habe keine Zeit für eine weitere Predigt von dir." Er umarmt mich fest, aber kurz. "Soll ich bei dir bleiben?" Kopfschüttelnd lasse ich mich wieder zurück ins Bett sinken, gebe ihm ein abwegiges Handzeichen. "Okay, ich bleibe." Seufzend drückt er mich zur Seite und quetscht sich neben mich ins Holzbett. "Leg dein Herz einfach offen. Die anderen sind damit beschäftigt, über irgendwelche Storys zu diskutieren." Ich lächle sanft. "Ich hab einfach Angst.", sage ich kaum hörbar.
"Vor was?", flüstert er zurück, starrt genauso wie ich an die schneeweiße Decke. "Vermutlich davor, dass ich ihn verliere als Freund." Er lacht abfällig. "Nein, ganz sicherlich nicht." Fragwürdig neige ich meinen Kopf zu ihm. "Du hast Angst vor anderen, Matthew. Du hast Furcht eine Enttäuschung zu sein, weil du ihn magst." Eine Weile lang herrscht Todesstille. "Du hast Recht.", stimme ich schlussendlich zu und streiche über meinen Arm. "Vielleicht habe ich Angst vor den Reaktionen meiner Freunde." Er seufzt nachdenklich, fährt eine Linie der Bettkante nach. "Weißt du, manchmal ist der Kopf so voll, aber das Herz so leer, dass man plötzlich nichts mehr fühlt." Ich lächle, höre Timothy geduldig zu. "Was meinst du damit?" Er zuckt ratlos mit den Schultern. "Nur du weißt, was du damit anfangen kannst." Ein knappes Nicken reicht aus, damit er weiß, dass ich ihn gehört habe. "Was wenn es nicht funktioniert?" Er dreht sich zögernd zu mir um. "Dann zählt der Gedanke." Ich runzele verwirrt meine Stirn.
"Du hast es versucht, Matthew. Das ist es, was zählt."
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Dear Diary, I fell in love
RomansaEin vergangenes Jahr. Ein neuer Sommer. Fünf unzertrennliche Freunde. Ein gemeinsames Abenteuer. Mein Herz schlägt viel zu schnell, als er mich so ansieht. Seine Augen starren mir auf die Lippen, während seine Hand sanft eine Haarsträhne aus meinem...