Kapitel 9

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Matthews Sicht:

Kaum haben Hayden und ich die Luft geklärt, fangen die andern beiden mit streiten an. Samuel redet kein scheiß Wort mit Timothy, welcher ebenso rumschmollt, wie sein Gegenüber. Ich und Hayden wechseln nur genervte Blicke aus, weil wir beide jetzt schon wissen, dass sie sich bei uns beiden auskotzen werden. Aber ehrlich? Sie sind erwachsen. Können sie so eine scheiße nicht selber klären? Gavin hat sich noch nicht gemeldet, was schonmal bedeutet, dass die Beerdigung im Gange ist. Sonst wäre er nämlich längst zurück, oder hätte geantwortet. Stimmt doch, oder? Hazel war sich da aber auch nicht so sicher, denn sie hatte bei uns allen Zweifel ausgesprochen. Irgendwie habe ich Furcht davor, dass er irgendetwas ganz dummes anstellt. Und mit ganz dämlich meine ich, in die Fußstapfen seiner Schwester treten und ebenfalls Drogen nehmen und high sein, bis zum geht nicht mehr.

"Du tust es schon wieder.", murmelt Hayden mir leise zu. "Huch? Was?" Mein Kopf schießt verwirrt in die Höhe. "Was meinst du?", hinterfrage ich sofort, erhalte aber bloß eine abwinkende Hand. "Ach, egal." Ich nicke, versinke wieder in meinen Gedanken. "Fragst du Sam, oder Tim aus?", höre ich ihn gedämpft nachfragen. "Timothy.", erwidere ich nach kurzem Zögern und stehe dann auch schon auf vom Frühstückstisch, um Tim in die Hütte zu folgen. Denn genau dort heult er sich wahrscheinlich schon aus, weil Sam definitiv irgendetwas übereiliges gesagt hat. Und das nicht zum ersten Mal.

Als ich die Tür zum Zimmer öffne, entdecke ich sofort Tim, der die Decke über seinen Kopf gezogen hat, seine Handytaschenlampe leuchtet sanft durch diese. "Ich bins.", lasse ich es ihn knapp wissen, lege mich neben ihn und ziehe ihn in eine enge Umarmung. "Was ist passiert?", wispere ich und streiche über sein wuscheliges Haar, während sein Kopf nun halber aus der Decke rausguckt. "Samuel ist passiert.", sagt er wütend und lehnt sich frustriert an meinen Arm. "Also, so wie immer?"

Ein raues Lachen verlässt Timothys Kehle. "Rein theoretisch, ja." Ich lächle sanft, drücke ihn noch fester an mich. "Und praktisch gesehen?" Er verdreht die Augen. "Hab Stress mit meinen Eltern.", verlässt es seine Lippen. "Wegen ihm?" Er nickt zögerlich, sieht auf seine Hände. "Hey, es wird alles gut gehen, okay?" Er seufzt auf, schüttelt seinen Kopf. "Genau das ist ja das Problem. Mom hat uns schonmal blöd angemacht, weil wir zu nahe saßen. Matthew, wir saßen auf der anderen Seite des Bettes. Gegenüber."  Tränen treten in die Augen des seinen. "Und er hat es nichtmals gecheckt. Er hat bloß dagesessen und mich verwirrt angestarrt. Was soll ich ihm denn entgegnen? Ja, übrigens meine Eltern sind gegen Schwule und alles andere auch." Tim verzieht schnaufend das Gesicht.

"Ich meine, irgendwann musst du es ihm eh sagen, Timothy." Angesprochener stöhnt genervt auf, strampelt sich aus meinem Griff und steht auf. "Wohin gehst du?", frage ich sofort, bemerke wie schrill und alarmiert ich klinge, als könnte er nichtmals auf sich selbst aufpassen. "Ich bin nicht vier Jahre alt, Matt.", feuert er zügig zurück. "Das habe ich ja auch nie behauptet.", schnauze ich und beobachte jede einzelne seiner Bewegungen. "Es ist okay, auch Mal Hilfe zu brauchen.", füge ich leise hinzu.

"Habe ich das denn? Ich habe dich nie darum gebeten, Matt. Und wenn du denkst, dass ich dafür brauche, liegst du falsch." Mein entschuldigendes Lächeln rutscht, wie ausgeloschen, von meinen Mündern. "Wenn du das so siehst, kannst du dann auch alleine auf Sam zugehen und ihm sagen..." Ich atme tief ein, als plötzlich eine weitere Stimme im Hintergrund ertönt.

"Was soll er mir sagen?" Ich zucke erschrocken zusammen, als ich mich umdrehe und Sam entdecke. "Wie lange stehst du da schon?", wispere ich. "Lange genug. Worüber soll er mit mir reden?", stellt er seine Frage erneut. Tim öffnet seinen Mund, wird aber sofort unterbrochen. "Ich habe nicht dich gefragt, Timothy." Seine Stimme hat einen urplötzlichen kühlen Unterton. So als würde er darauf warten, dass ich mit meinen Worten aushole und mitten in sein Herz treffe. Und genau das habe ich vor. Denn es geht kein Weg daran vorbei. "Tu das nicht, Matthew. Bitte." Ich höre Timothy nicht zu, ignoriere das bittere Gefühl in meiner Brust. "Solls mir doch scheißegal sein, Tim. Ist dein Problem, nicht wahr? Und wenn du mich doch eh nicht brauchst, kannst du ja auch damit klarkommen, wenn ich es Samuel sage, nicht wahr?" Tims Gesicht wird leichenblass, als er realisiert das ich es vollkommen ernst meine. "Ich höre, Matt?", unterbindet Sam unser Gezanke. Geschwind drehe ich mich zu Tim um.

"Mein Ratschlag ist, ihm einfach ins Gesicht zu sagen, dass er es nicht wert ist, von Zuhause rausgeworfen zu werden, weil seine eigenen Eltern homophob sind. Am besten sag ihm noch direkt hinzu, dass dir deine Beziehung nie soviel wert war. War doch nur eine einmalige Sache, nicht wahr? Jedes Jahr, im Sommercamp. Tu nicht so, Tim. Dir hat's doch gefallen, ihn zu verarschen."

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