Kapitel 26

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Matthews Sicht:

Ich weiß das Timothy Recht hatte, mit dem was er gesagt hat. Im Endeffekt habe ich alles versucht, damit wir funktionieren. Das ist es doch, was am meisten zählen sollte, oder nicht? Ich meine, niemand kennt Hayden besser als ich und umgekehrt genauso. Wenn was auch immer das zwischen uns war, einfach nicht passt, dann könnten wir uns rein theoretisch einfach darauf einigen, weiterhin Freunde zu bleiben. Mit gebrochenen Herzen, weil Hayden sich vielleicht doch in dich verliebt hat, aber du dich nicht. Die Plagegeister meines Kopfes kehren wieder zurück und wispern mir Zweifel in den Schädel, die sich langsam aber sicher einnisten. Zweifel, die ich mit keinem einzigen Gegenargument erledigen kann.

"Guten Morgen.", grüße ich die Jungs gähnend, lasse mich neben Hayden fallen, als wäre nie etwas passiert. Tim nickt mir brummend zu, während Gavin beinahe erschreckend wach ist. Es ist gerade mal 8:48 Uhr, die Welt dreht sich für alle anderen noch viel zu schnell, aber ihm scheint es nichts auszumachen. Ächzend rutsche ich auf meinem Sitzplatz der Bank herum und gabele mein Essen auf. "Ich geh später ne Runde im Wald laufen. Kommt wer mit?", fragt Gavin motiviert, während er sein Frühstück mampft. "Ne.", kommt es aus Hayden und meinen Mund gleichzeitig geschossen. Für eine Milisekunde sehen wir uns beide verwirrt an, ehe wir uns rasch abwenden. Weird.

Timothy und Sam haben sich kurzerhand entschlossen, ebenfalls mit Gavin mitzugehen, was mich und Hayden alleine lässt. Die Hütte kommt mir besonders still vor, als ich und Hayden beide nur still in unserem eigenem Bett hocken und die Wand anstarren. "Hayden?" Angesprochener hebt sanft den Kopf. Mit einem Nicken signalisiert er mir, dass er zuhört. "Können...wir reden?", wispere ich kaum hörbar, spiele nervös mit meinen Händen. Automatisch vermeide ich den Augenkontakt zu ihm, spüre aber sogleich einen winzigen Ruck und das Einsinken meines Bettes. "Was?", murrt er genervt.

"Wegen dem, was passiert ist..." Ich sehe zögerlich zu ihm auf. "Lass es uns einfach vergessen.", grätscht er in meinen Satz hinein. "Oh. Ja. Klar.", erwidere ich sofort. "Dann wäre das ja geklärt." Sofort steht er wieder auf. Aber ohne das ich es will, greife ich nach seiner Hand. "Ich kann es aber nicht einfach so Mal vergessen.", sage ich, als er sich erneut zu mir umdreht. "Wieso nicht? Versuchs einfach." Ich schüttele den Kopf. "Ich kann es nicht, weil es mir etwas bedeutet hat." Seine Augen bohren sich in meine. "Sonst fällt es dir doch auch nicht schwer, etwas loszulassen, was dir viel bedeutet." Seine Worte sind eine Punktlandung. Sie schneiden tiefer, als sie sollten. "Spielst du gerade auf meine Mutter an?" Ich lasse sofort seine Hand los, greife nach meinen Kopfhörern und stehe auf. "Warte, so habe ich das gar nicht gemeint!" Ich drehe mich wütend zu ihm um. "Jetzt lügst du also auch noch?" Kopfschüttelnd verlasse ich das Zimmer, schalte meine Headphones an und lasse Musik laufen.

Einige Zeit lang vergeht, bis ich zurückkomme. Im Camp ist es bereits still, alle scheinen sich in ihre Hütten zurückzuziehen und zu schlafen. Aber ich sitze am Lagerfeuer, halte meine Hände über dieses. Die wohlige Wärme die das Feuer dabei austrägt, wärmt mich ebenfalls. Ich weiß, dass ich nicht hätte abhauen sollen. Aber ich konnte ihn einfach nicht länger ansehen. Vermutlich hätte es eh nur im Streit geendet. "Liefs scheiße?" Tim hockt sich neben mich auf den Boden, stopft einen Marshmallow zwischen seine Zähne. "Es lief bodenlos scheiße.", lasse ich es ihn wissen und lege meinen Kopf in den Nacken, um die Sterne am Himmel wahrzunehmen. "Glaubst du da draußen ist jemand, der dich jemals so sehr lieben wird, wie du es tust?" Tim sieht mich zögernd an. "Ich denke nicht, dass Menschen gleich lieben können." Verwirrt runzle ich die Stirn. "Du meinst also, dass man jede Person individuell liebt?" Er nickt zustimmend. "Ja." Er lehnt sich etwas zurück, stützt sich mit seinen Händen hinterm Rücken ab. "Glaubst du an die eine große Liebe?" Kopfschüttelnd mustere ich ihn. "Nein, dass tue ich nicht. Ich denke, dass wir viele Leute lieben. Aber keinen so, wie den ersten." Er lächelt traurig, stiert zum Horizont.

"Ich vermute, dass die Liebe eigentlich nur Hoffnung bringt, und sie am ehesten ist, sie wieder fallen zu lassen." Ein Seufzen entflieht mir. "Meistens ist das Leben unfair, Timothy." Er lächelt schwach. "Ich weiß, Matthew." Ich schmunzle, sehe ihn von der Seite an.

"Das Leben ist ein Fluch und ein Segen."

Dear Diary, I fell in loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt