Ich kann nicht anders, als zu grinsen. Ich stehe in meinem Lieblingslager, inmitten von Frankreich, und kann von weitem schon die aufgeregten Stimmen hören. Am meisten freue ich mich auf meine Freunde. Hayden, Samuel, Gavin, und Timothy. Vier idiotische Jungen, die mein Herz schon längst für sich erobert hatten. Lange muss ich nicht suchen, um diese zu finden. Mit meinem wenigen Gepäck, werde ich sofort herzlich empfangen und erhalte einen brüderlichen Klopfer, auf den Rücken von jeden von ihnen.
"Wie war's in London?", fragt Hayden nachhakend. "Gut.", erwidere ich sofort, schmunzle als ich seine frisch gefärbten Haare ansehe. "Hot, aber du solltest aufpassen, dass dir die Haare nicht bald vom Kopf fallen.", gebe ich lachend von mir und wuschele durch das feurige Rot. Dieser Idiot färbte seine Haare eindeutig zu oft. "Was auch immer. Die anderen Vollpfosten sind noch nicht da und langsam fucked es mich ab, dass die Idioten zu spät kommen." Er atmet tief auf und sieht auf seine Uhr, am rechten Handgelenk. Seine haselnussbraunen Augen verlaufen perfekt mit dem rot seiner Haare. Für einen Moment verharre ich und sehe meinen besten Freund haarscharf an. "Was glotzt du so?" Ich grinse, boxe ihn gegen die Schulter und deute mit einen Nicken auf unsere Hütte, in der wir die nächsten Monate verbringen würden. Das war mein stilles Zeichen für: Ich bringe meine Sachen weg.
Als ich vom Chaos in der Hütte zurückkehre, erkenne ich von weitem Kaya, die sich genervt die Haare rauft. "Matthew?" Als sie mich sieht, erhellt sich ihre Miene augenblicklich und sie kommt auf mich zugerast. Ihre schlanken Arme legen sich um meinen Nacken, ihr Kopf vergräbt sich in meiner Halsbeuge. "Auch dir hallo." Sie reagiert erst gar nicht, genießt die innige Umarmung. Kaya war so etwas wie meine Kindheitsfreundin.
Früher haben wir uns irgendwann aus den Augen verloren. Und seid drei Jahren gehen wir immer zur selben Zeit, im selben Monat, ins gleiche Camp. Und jedes Mal schaffen wir es, uns ohne auch nur eine Nachricht, auszutauschen. "Fertig mit rummachen? Ich will nämlich auch mit dem Dickkopf reden." Ich öffne meine Augen und starre in die von Timothy. "Scheiße, hab ich dich lange nicht mehr gesehen.", entfährt es mir und ich schiebe Kaya sanft von mir, bevor ich Tim eine rasche Umarmung gebe. In den letzten Jahren waren wir alle ziemlich enge Freunde geworden und eigentlich war es fast nicht auszudenken, was geschehen würde wenn wir uns nicht mehr treffen würden.
"Ja, hatte bisschen Stress zu Hause.", er verdreht genervt die Augen, deutet aber mit einem Kopfnicken zu Gavin und Samuel, die neben Hayden stehen und schon neugierig zu mir rüberblicken. "Die Trottel können übrigens auch nicht mehr auf dich verzichten, also tu mir bitte den Gefallen und drück ihnen einen Kuss auf." Ich verzieh das Gesicht, laufe aber auf die anderen zu und klatsche jeweils bei beiden ein. "Lang nicht gesehen, Matt.", grüßt Sam, schmunzelt als er Tim sieht. Die beiden hatten schon seid Ewigkeiten ein Ding am laufen, aber irgendwie hielt es nur so lange, wie das Camp eben auch anhält. Danach sind sie wie Fremde. Eigentlich etwas traurig, wenn ich darüber nachdenke. Aber, hey...es ist deren Sache. Nicht meine.
Hayden funkelt Kaya mit einen Ausdruck an, den ich nicht ganz deuten kann an. Wer weiß, was die schon wieder für ein Problem miteinander hatten. Die beiden waren wie Feuer und Wasser, sie konnten sich - weiß Gott warum - nämlich gar nicht ausstehen. "Ich schwöre euch, als ich meinen Eltern erzählt habe, ich will nochmals hierhin, haben sie gefragt, ob ich keinen Bock mehr auf meine Schwester habe, oder ob es hier Drogen gibt.", tratscht Gavin los. "Was hast du ihnen erzählt?", frage ich sofort. "Na, das letzte. Sonst hätten sie mich geköpft. Egal, die Ausrede hat gezogen." Ich verziehe das Gesicht. Was für beschissene Eltern hat der Typ eigentlich? Und wieso zur Hölle findet er das normal? Unauffällig mustere ich alle von ihnen. Tim scheint nicht wirklich viel an sich geändert zu haben. Er hatte immer noch den Boy-next-door-vibe und sah somit ziemlich freundlich aus. Seine dunkelbraunen Haare waren dieses Sommer etwas länger, während Gavins Buzz Cut wie immer schlicht wirkte. Samuel wirkte wie ein Streber, schien sich also auch nicht wirklich viel geändert zu haben. "Juckt niemanden, also halt die Fresse, Gavin. Wie liefs in England? Sprichst du jetzt auch britisch?", werde ich sofort ausgefragt. Ich lache.
"Ne, eigentlich nicht. War auf ein paar echt guten Konzerten, hatte etwas Stress mit Mädels und deren Typen. Naja, meine Eltern warn sehr begeistert. Sie haben mich einmal im Monat angerufen, wenn überhaupt." Ich zucke mit meinen Schultern, blicke jeden von den Jungs zögernd an. Einige von ihnen kräuseln die Nase, andere beißen sich bloß verschwiegen auf die Lippen. "Und...ansonsten lief alles glatt?" Ich verstecke meine geballten Fäuste in meinen Hoodie-Taschen.
"Ja, alles okay.", sage ich, höre selbst die Lügen in meinen Worten. Sam nickt, senkt sanft den Kopf. Er ist der einzige, der weiß das ich Moms und Dads chirurgische Klinik übernehmen soll. Eigentlich habe ich es ihm nichtmals gesagt. Er hat es aus Zufall herausgefunden, als ich meine Uni-Anmeldungen rausgeschickt habe. Aber er hat zum Glück beschlossen, dass es gut ist, den Mund zu halten. Denn manche Probleme lösen sich auch nicht, wenn andere davon bescheid wissen. Sie machen es nur komplizierter.
"Ich geh noch eine Runde im Wald laufen. Kommst du mit?", flüstert Hayden in mein Ohr, streicht sanft über meine Hand, als ob er wüsste, was für ein Chaos gerade in mir herrscht. Ich weiß, dass er versucht mich aufzumuntern. Aber ich weiß nicht, ob ich all das in mir behalten kann, wenn er erstmal beginnt mich zu durchlöchern. Mein kleiner Finger tickt sanft des seinen an, was unser kleines Geheimzeichen für "Alles okay.", ist. Er lächelt leicht, nickt aber dann und lässt von mir ab. Er sieht nochmals zu mir, bevor er sich neben den anderen einreiht und alles um sich herum wieder perfekt ausblendet. Das ist eins, was wir gemeinsam haben.
Wir sind gut im Schauspielern. Zu gut.
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Dear Diary, I fell in love
RomansaEin vergangenes Jahr. Ein neuer Sommer. Fünf unzertrennliche Freunde. Ein gemeinsames Abenteuer. Mein Herz schlägt viel zu schnell, als er mich so ansieht. Seine Augen starren mir auf die Lippen, während seine Hand sanft eine Haarsträhne aus meinem...