Kapitel 8

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Matthews Sicht:

Er hat mich einfach so stehengelassen. Ohne auch nur ein Wort zu sagen. Und ich wusste, wenn ich ihm jetzt hinterhereilen würde, würde er nur noch mehr zumachen. Um ehrlich zu sein hatte ich das schlechte Gefühl, dass irgendetwas hier vor sich ging. Denn das hatte sicherlich nichts mit Gavin zu tun, oder seiner Schwester. Hastig laufe ich zu den anderen herüber und fange augenblicklich Sams Blick auf. "Ich hab mies verkackt, Matt." Erst bin ich erleichtert, weil ich denke, Haydens Wutausbruch hatte nichts mit mir zu tun, aber ich erkenne schnell Sams Muster. Sein schuldiger Ausdruck deutet darauf hin, dass er es ihm erzählt hat. "Er weiß es." Ich fahre mir aufgebracht durchs Haar.

"Ich hab dir gesagt, du sollst deine beschissene Fresse halten.", brülle ich ihm frustriert an. "Ich war noch nicht bereit! Ich hätte es ihm selber gesagt, aber nein, du Idiot kannst ja nicht einmal dein scheiß Mundwerk halten!", fauche ich ihn weiter an. Alle anderen sind mucksmäuschenstill, lauschen gespannt meinen nächsten Worten. "Du kannst es auch direkt mit dem Helikopter ankündigen, ja - häng noch ein paar Flyer an die Hütten.", rede ich mich weiter in Rage. "Du hast es mir versprochen und jetzt stehen wir wieder ganz am Anfang! Aber, hey - dir kann's doch eh egal sein. Dein Leben ist doch fein. Nichts steht dir im Weg. Ja, okay vielleicht Tim, aber es sind ja seine homophoben Eltern, nicht deine, richtig? Und es ist dir auch scheißegal, was bei den andren zu Hause abgeht, solang du in deinem Leben alles raushältst." Kopfschüttelnd sehe ich Samuel an. Meine Hände fuchteln wild in der Luft rum und die Wut die in mit aufkocht, kann ich gar nicht richtig ausdrücken.

"Ich hab dir vertraut, okay? Aber vielleicht habe ich mich in dir geirrt." Sam sieht mich verletzt an, seine Augen huschen kurz zu Timothy, der ebenfalls hinzugerichtet aussieht. "Aber hey - sag es den anderen doch auch. Du hast doch bestimmt keine Scheu davor, oder?", stochere ich weiter, bevor sich sanfte Hände auf meine Schultern legen.

"Es reicht, Matthew." Tränen treten in meine Augen, als ich den vertrauten Geruch von Hayden einatme. "Was ist los?", flüstert Timothy zögerlich. "Er übernimmt das Krankenhaus seiner Eltern, das ist los.", antwortet Hayden schroff, ehe er wieder von mir ablässt. "Matt?" Ich sehe verärgert zu Tim auf, aber meine Wut verpufft fast augenblicklich, als ich seine Mimik sehe und verwandelt sich in einen Hauch von Scham. "Ich weiß, dass du vieles davon einfach so gesagt hast. Weil du dich scheiße fühlst. Und, hey. Das verstehe ich, okay? Aber was du gesagt hast über meine Eltern..." Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. "Es war bescheuert von mir. Sorry.", unterbreche ich Tim.

"Alles gut, niemand nimmt dir das übel. Außer Sam vielleicht, aber wenn, nur ein klitzekleines bisschen." Hayden neben mir schnaubt ungläubig auf. "Okay, ich korrigiere: Alle außer Hayden, weil er ein angekratztes Ego hat und dir lieber ein schlechtes Gewissen bereitet, wohlwissend das Sam zuerst bescheid wusste, ohne seinen besten Freund bei so nem' Scheißdreck beizustehen." Haydens Blick weicht sofort auf, als hätte er darüber noch gar nicht nachgedacht. "Fuck.", stößt er aus. Tim schüttelt nur glucksend den Kopf, sieht wieder zu mir. Zögernd lehnt er sich zu mir rüber, sodass nur ich seine nächsten Worte verstehen kann.

"Ich bin mir nicht sicher, was du über meine Familie weißt, Matthew. Aber du hattest in einem Recht. Sie mögen Samuel nicht. Oder sagen wir eher, sein Geschlecht." Ich lächle schwach, nicke ihm zu. "Ich weiß.", wispere ich zurück, drücke zögerlich seine Hand. "Und er weiß es." In meiner Aussage steckt ein stummes Fragezeichen. Kopfschüttelnd sieht Tim zu Sam, der immer noch ruhig auf einen Fleck blickt. "Ich will es ihm nicht sagen.", antwortet Tim zurückhaltend. "Also, behalte es für dich, okay?" Zuverlässig nicke ich erneut, lasse dann von ihm ab, stehe auf und stelle mich vor Hayden.

"Es tut mir leid."
"Ich hätte nicht sauer sein dürfen, sondern nachfragen sollen.", platzt es aus und beiden gleichzeitig raus, sodass wir erstmals lachen müssen. "Ich hasse es, dass wir kaum reden und ständig nur streiten.", erwidere ich schmunzelnd. "Das tue ich auch."

Dear Diary, I fell in loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt