1. Speisen und Hass

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BELLA

„Müssen wir uns wirklich jede Woche mit denen Treffen?" frage ich meine Mutter genervt und mit einem Hauch Verzweiflung in meiner Stimme.

„Schätzchen, du weißt ganz genau, dass Lydia meine beste Freundin ist und ich weiß, dass du sie auch liebst, also erwarte ich von dir auch, dass du ihre Familie liebst. Du kannst nicht ewig Nathan hassen. Er ist Lydias Sohn und du musst ihn mindestens genauso sehr akzeptieren, wie du auch Lydia und Hailey akzeptierst." antwortet sie, als würde sie verstehen, wie schwierig es für mich ist mit Nathan jedes blöde Wochenende Essen zu gehen.

Doch ich stimme nur zu, da sie sowieso schon sauer auf mich ist, weil meine Lehrerin ja unbedingt meiner Mutter eine Mail über mein inakzeptables Verhalten im Unterricht berichten musste.

Lydia ist Nathans Mutter und ich liebte sie vom ganzen Herzen, da sie mich quasi mit großgezogen hat, denn Lydia und meine Mom sind seit dem sie Jugendlich sind beste Freundinnen und unzertrennlich. Das ist natürlich super und jeder Traum von besten Freundinnen, doch echt Scheiße für Nathan und mich. Hailey ist seine kleine Schwester, welche zwar erst 11 Jahre Alt ist, doch sie ist ziemlich frech. Ich liebe sie trotzdem, weil ihre süßen Hamsterbacken immer zum Kneifen bereitstehen. Sie ist Zuckersüß, aber sie ist mindestens genauso frech wie ihr Bruder.

........

Vor dem Restaurant angekommen, gucke ich mich nochmal in meinem kleinen Spiegel an, um sicherzugehen, dass ich einigermaßen in Ordnung aussehe und steige dann mit zittrigen Händen aus. Wie kann es sein, dass wir uns jede verdammte Woche treffen und ich trotzdem immer aufgeregt bin, wenn ich zu ihm gehe. Denn würde man sich den Rest unserer Familien wegdenken, dann wäre das ja schließlich ein Date. Doch ich denke, dass das mal wieder nur mein Wunschdenken ist.

Als ich ins Restaurant eintrete treffen sich meine Augen mit denen von Lydia und sie hat, wie immer, ein breites Lächeln im Gesicht. Dieses Lächeln steckt mich direkt an und ich kann nicht anders als ebenfalls über beide Ohren zu strahlen und schon nimmt sie mich in die Arme und auf einmal fühle ich mich so wohl und warm und meine Aufregung ist verschwunden. „Wie ist es denn nur möglich, dass du von Tag zu Tag immer schöner wirst, meine Liebe?" Ich lache nur bis ich eine Stimme hinter mir höre.

„Das hat sie von mir." höre ich meine Mutter mit voller Stolz sagen und Sekunden später schließt sie sich unserer Umarmung an, bis ich dann fast gar keine Luft mehr bekomme und ich mich aus der Umarmung auskämpfe, bis sich nur noch meine Mom und Lydia umarmen und zwar nicht gerade kurz.

„Ihr trifft euch so oft und trotzdem benimmt ihr euch jede Woche so, als hättet ihr euch ewig nicht mehr gesehen." sage ich mit einem Lächeln auf meinem Gesicht, welcher aber einen Augenblick später schon wieder verblasst, da ich Nathan hinten mit Hailey am Tisch sitzen sehe und beide sehen angeekelt aus.

Als wir alle dann endlich am Tisch saßen, und jeder jeden begrüßt hat, kam der erste Kommentar von Hailey, welche heute wohl nicht die beste Laune hat, denn mit einem kalten Blick, hörte ich sie die Worte sagen „Ihr seid mir alle echt unangenehm und ich hoffe ihr wisst, dass es mir total peinlich ist, wenn ihr euch so lange umarmt!" Sie sah Lydia und Mom so angewidert an, dass ich nicht anders kann, als laut aufzulachen und das bringt die beiden dazu direkt mit einzusteigen.

Nathan hingegen guckt die ganze Zeit nur auf sein Handy und schreibt wahrscheinlich mit einer von den unzähligen Mädels, die auf ihn stehen. Ich kann gerade nicht deuten, ob ich sauer bin, weil er während des Essens unhöflich ist und nicht von seinem Handy wegsieht oder ob ich einfach nur eifersüchtig bin.

Was es auch ist, es bringt mich dazu, sein Handy in der nächsten Sekunde aus seiner Hand zu reißen und er schaut mich überrascht mit großen Augen an.

„Gib es mir sofort zurück" sagt er, während er mir so finster in die Augen blickt, dass ich es ihm wirklich fast zurückgegeben hätte.

Aber nur fast.

„Und was wenn nicht?" antworte ich mit einem provozierenden Lächeln im Gesicht.

Er versteift sich und langsam habe ich das Gefühl, dass etwas auf diesem Handy ist, was er mir unbedingt verheimlichen will und das macht mich nur noch neugieriger und bringt mich dazu mit seinem Handy ins Bad zu rennen. Nathan läuft mir natürlich sofort hinterher und sieht verdammt wütend aus, doch so langsam habe ich mich an diesen Blick gewöhnt also ist das nicht so schlimm.

„Ach Kinder hört doch auf. " höre ich meine Mutter uns hinterherschreien und ich weiß ganz genau, dass ihr das gerade sehr peinlich ist, doch ich muss unbedingt wissen, was so Wichtiges auf diesem Handy ist.

Im Bad angekommen, gehe ich in eine Kabine und verschließe die Tür hinter mir und hoffe, dass Nathan nicht in die Mädchentoilette kommt. Doch als ich dann höre, wie er mit voller Wucht an die Tür meiner Kabine klopft, ist dieser Gedanke schnell verflogen und ich versuche nun so schnell es geht nachzusehen mit welchem blöden Flittchen er die ganze Zeit schreibt.

„Gib mir verdammt nochmal mein Handy zurück, Bella! Ich schwöre dir wenn du nicht gleich rauskommst-" versucht er zu sagen doch ich unterbreche ihn schnell indem ich die Kabinentür öffne und ihm sein Handy in seine Hand drücke und einfach still aus der Toilette verschwinde.

Ehrlich gesagt habe ich sein Handy auf dem Weg zur Toilette versehentlich wieder gesperrt und da ich seinen Code nicht kannte, habe ich einfach aufgegeben, aber natürlich habe ich ihm das nicht gesagt und habe jetzt vor ihm so getan, als hätte ich irgendetwas Abgefahrenes gesehen, obwohl ich eigentlich gar nichts sah.

„Was zum Teufel hast du gesehen?!" brüllt mir Nathan wütend hinterher, doch ich gehe einfach weiter und setzte meine schauspielerischen Künste ein und tue bisschen beleidigt und sauer, um ihn zu nerven.

„Fuck, hast du etwa den Chat gesehen?" brüllt er und ich könnte vor Neugier platzen, doch ich durfte mir nichts anmerken lassen und setzte mich dann schließlich wieder an unseren Tisch. Nathan tut dasselbe und verliert aber kein Wort mehr über was auch immer in seinem blöden Handy steht.

Der Rest des Abends vergeht friedlich und Nathan hat endlich auch sein Handy beiseite gelegt und das Essen war im Nachhinein eigentlich ganz lustig.

Love my EnemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt