23. Erstes Date

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BELLA

„Nathan, du führst mich um 19 Uhr durch einen düsteren Wald. Wird das ein Date oder willst du mich mitten im Nirgendwo umbringen?", frage ich gereizt, während Nathan mich an der Hand noch tiefer in den Wald zerrt. Er hat behauptet, dass heute unser erstes Date stattfindet, doch darunter habe ich mir ein schickes Restaurant vorgestellt und keine Wanderung durch einen gruseligen Wald. Ich piss mir gleich ein!

„Warte doch mal ab. Du bist so ungeduldig.", motzt er, woraufhin ich nur die Augen verdrehe.

„Sei gefälligst nett zu mir! Das hier ist schließlich unser erstes Date! Auch wenn es sich nicht gerade so anfühlt. Hätte ich gewusst, dass wir wandern, hätte ich kein Kleid angezogen!", fauche ich und wische über mein Kleid, um den Dreck wegzubekommen, welcher von den verschiedenen Ästen stammt, an denen ich hängengeblieben bin.

„Erstens bin ich nett, zweitens besteht unser Date nicht aus Wandern und drittens siehst du in diesem Kleid sehr heiß aus, also bin ich sehr dankbar für deine Kleidungswahl. Außerdem sind wir gleich da. Hab Geduld.", sagt er und läuft vor mir weiter.

„Erstens bist du nicht nett, zweitens wandern wir gefühlt schon seit Stunden und dritt-", will ich aufzählen, doch werde von dem Gentleman Nathan unterbrochen.

„Wir laufen gerade mal seit sechs Minuten.", verbessert er mich. „Und hör auf, das hier Wandern zu nennen! Wir wandern nicht, sondern gehen ganz einfach wohin!"

„Ist doch das gleiche.", murmele ich mit dem Blick auf den Boden, um nicht über eine Wurzel oder so zu stolpern. „Was würdest du machen, wenn jetzt aus irgendeiner Ecke ein Serienmörder kommt und uns töten möchte?",frage ich mit einem nachdenklichen Blick.

„Du stellst so dumme Fragen.", murmelt er leise vor sich hin, doch laut genug, damit ich es höre.

„Aha, und ich dachte, du willst heute nett sein!", zische ich und höre sein schadenfrohes schmunzeln. Was ist das Gegenteil von einem Gentleman? Ein Nathan.

Nach wenigen weiteren Schritten hört der Wald auf und wir stehen mitten in einem riesigen Feld mit tiefem Gras und einzelnen Blumen. Meine Augen weiten sich, als ich die Picknickdecke mit einem Korb, zwei Weingläsern, einem Blumenstrauß, Kerzen, Kissen und einer langen Lichterkette erblicke. Es sieht so unfassbar schön aus. Dieser Anblick könnte genauso gut aus einem Märchen stammen. Außerdem geht die Sonne langsam unter und dadurch leuchtet der Himmel in einem rötlichen Ton, welches alles nur noch romantischer macht.

Wow", hauche ich noch immer erstarrt von dem wunderschönen Anblick. Nathan lächelt mich kurz an und packt dann sanft mein Handgelenk, um mich dorthin zu zerren. Dort lassen wir uns beide gegenüber von einander nieder und er öffnet den Korb, um lauter verschiedener Speisen rauszuholen. Er hat einen Erdbeerkuchen, Croissants, Weintrauben, Schokolade, Crackers, Cookies, Sushi und eine Flasche Wein mitgebracht. Er könnte mit alldem eine Großfamilie versorgen.

„Habe ich dir schonmal gesagt, dass du der Beste bist?", frage ich während ich die ganzen Speisen betrachte.

„Komischerweise nicht. Du hast dich heute nur über das Wandern beschwert." Er öffnet die Weinflasche und füllt unsere Gläser mit den Rotwein. Ich liebe Rotwein.

„Oh Gott. Stimmt! Das tut mir so so so so unfassbar leid! Du hast all das vorbereitet und ich habe mich nur bei dir beschwert. Ich bin schrecklich! Ich nehme alles zurück, was ich gesagt habe!", entschuldige ich mich mit großen Schuldgefühlen. Er reicht mir lächelnd ein Weinglas, welches ich dankend annehme.

„Du kannst es ja wieder gut machen.", sagt er mit einem schmutzigen Lächeln im Gesicht. Seine Beine hat er leicht eingeknickt und seine ganze Haltung ist locker und lässig.

„Ach ja?", flüstere ich, während ich mich auf die Knie stelle und zwischen seinen Beinen stehenbleibe. Seine Hände wandern an meinen unteren Rücken und meine Arme schlingen sich um seinen Hals, während ich beginne ihn sanft zu küssen. Der Kuss wird schnell inniger und leidenschaftlicher. Seine rauen Hände wandern hinunter und bleiben an der Hinterseite meiner nackten Oberschenkel stehen, wo er sie leicht massiert. Langsam löse ich mich von ihm und sehe von seinen angeschwollenen, nassen Lippen in seine dunklen Augen. Immer wieder bin ich aufgrund seines makellosen Aussehens sprachlos.

Seine Stirn presst er gegen meine, bevor er nervös einatmet. „Bella,... willst du-", beginnt er leise, doch stoppt, als meine Lippen erneut seine berühren.

„Ja", flüstere ich gegen seine Lippen, da ich seine Frage schon kenne.

„Also... bist du jetzt... meine Freundin?", geht er lächelnd sicher. Grinsend nicke ich. „Gut.", murmelt er und zieht mich wieder an sich, um seine Lippen auf meine zu pressen. Jeder Gedanke verschwindet, als sein Körper sich an meinen schmiegt. Während seine Hände über meinen Körper wandern, sind seine Berührungen rastlos. Millionen Funken elektrisieren meinen Körper.

Er ist mein Freund. Nur meiner. Endlich.

[...]

Grinsend stelle ich die Vase mit den Rosen, welche ich von Nathan bekommen habe auf meinen Schminktisch. Wir haben uns schon vorher wie ein Paar verhalten, aber jetzt sind wahrhaftig in einer Beziehung. Ich kann das immer noch nicht glauben. Es fühlt sich so surreal an. Rückwärts lasse ich mich nach hinten auf meinen Bett fallen und starre an die weiße Decke.

Sollte ich ihm von der Rückkehr meines Vaters erzählen? Nein. Das ist nicht nötig, da mein Vater mich sowieso nicht kontaktiert hat und das wahrscheinlich auch nicht vorhat. Oder? Wird er mich jetzt einfach in ruhe lassen? Wäre Nathan sauer, wenn er es irgendwann mal von jemand anderes erfährt? Er wäre definitiv wütend. Da bin ich mir sicher.

Trotzdem kann ich es ihm nicht sagen. Er würde sich nur grundlos sorgen machen. Außerdem würde er meine verletzliche und schwache Seite sehen und das kann ich nicht zulassen. Er darf mich nicht so sehen.

Als ein sanftes Klopfen an meiner Zimmertür ertönt, setze ich mich auf und beobachte, wie meine Mutter reinkommt. Ihr übliches unschuldige Lächeln umspielt ihre Lippen.

„Wo warst du denn heute, Bella?", kommt sie direkt auf den Punkt und mustert mich skeptisch, bevor sie sich auf den Stuhl meines Schreibtisches niederlässt.

„Ehm...Äh..", stottere ich mit dem Blick auf meinen Schoß. Soll ich ihr die Wahrheit sagen? „Auf... einem Date.", beende ich meine Antwort zögernd.

„Ein Date? Komisch. Nathan war heute auch auf einem Date. Man könnte ja fast denken, dass ihr beide miteinander ausgegangen seid.", gibt sie amüsiert von sich, als wäre es das Unrealistischste der Welt. „Diese Vorstellung ist zwar völlig absurd, aber wäre definitiv nicht sehr amüsant. Nathan und du könntet niemals eine Beziehung führen.", lacht sie, während sie aufsteht und auf mich zukommt.

Sprachlos sehe ich sie an. Was? Wovon spricht sie? Vor mir bleibt sie stehen und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.

„Sonst müssten wir definitiv wieder ausziehen.", lässt sie die Bombe platzen und verlässt das Zimmer. Sprachlos lässt sie mich zurück.

Das hätte ich mir denken können. Welche vernünftigen Eltern würden es akzeptieren, dass ihre Kinder sich unter einem Dach, wie sie, sich befummeln? Nathan und ich sind zwar keine Kinder mehr, aber trotzdem würden sie das nicht wollen. Jedes Elternteil würde es komisch finden, wenn sie wüssten, dass ihre Kinder im Nebenzimmer jugendfreie Dinge anstellen.

Trotzdem ist das ein großes Problem für Nathan und mich. Müssen wir unsere Beziehung jetzt etwa geheim halten? Trennen werde ich mich definitiv nicht. Wir sind gerade erst zusammen gekommen! Ausziehen möchte ich aber auch nicht, da mein Vater wieder auf freiem Fuß ist und das macht mir irgendwie... Angst.

Diese Situation ist einfach Scheiße!

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