34. Ich brauche sie.

241 10 0
                                    


NATHAN

Mein Herz schlägt immer noch rasend schnell, wenn ich an ihren Duft denke. An ihre grünen, funkelnden Augen. Ihr langes schwarzes Haar.

Sie ist perfekt. Noch nie habe ich so etwas perfektes gesehen.

Doch ihre Tränen sind wie Gift für mich. Ich konnte mir das nicht ansehen. Ich konnte nicht mitansehen, wie meine erste Liebe ihre Verlobung mit einem anderen Mann feiert. Meine erste und letzte Liebe.

Ich wollte immer dieser Mann sein...

Doch sie ist nicht glücklich. Das weiß ich. Warum tut sie dann aber all das? Warum verlässt sie ihn dann nicht?

Ich bin so verzweifelt süchtig nach ihrer Nähe, dass ich sie nach all dem wieder zurücknehmen würde. Ich brauche sie. Ich kann nicht ohne sie.

„Du solltest langsam echt mit ihr abschließen. Schließlich ist sie bald verheiratet. Sie ist nicht mehr dein Problem. Du kannst auch ohne sie glücklich werden. Wenn du dich mal umguckst, würdest du bemerken, dass es noch viele andere Frauen gibt, welche sich freuen würden, mit dir zusammen zu sein." Hannahs Worte ignoriere ich einfach. Sie hat keine Ahnung.

Ich kann nicht ohne sie glücklich werden. Sie war nie mein Problem. Sie war immer die Lösung von all meinen Problemen. Mein Glück, mein Schmerz. Sie war alles in einem.

„Nathan, hörst du mir überhaupt zu?", Hannahs nervtötende Stimme reißt mich aus den Gedanken.

„Nein, du redest zu viel." Empört reißt sie ihre Augen auf.

„Mit Bella hättest du nie so geredet.", murmelt sie verletzt. Sie hat recht. Dazu wäre ich nicht in der Lage.

„Du bist nicht Bella. Sie ist etwas besonderes." Ich merke, wie ihr Körper sich langsam anspannt. Sie wird wütend.

„Ach wirklich? Vielleicht bin ich nicht Bella, aber ich bin diejenige, die die ganze Zeit für dich da war, während deine geliebte Bella mit einem anderen Typen Spaß hatte. Sie hat dich verlassen, verdammt! Hätte sie dich wirklich geliebt, wäre sie nicht gegangen. Sie hat dich nie gelie-" Mit einem lauten Schlag auf den Tisch unterbreche ich sie.

„Hannah, ich habe nie nach deiner Meinung gefragt, also nerv mich nicht damit. Verpiss dich jetzt. Ich habe sowieso kein Bock auf dich.", zische ich gereizt. Wütend stürmt sie aus der Küche und verlässt endlich mein zu Hause.

Während deine geliebte Bella mit einem anderen Typen Spaß hatte...

Sie hat dich verlassen...

Hätte sie dich wirklich geliebt, wäre sie nicht gegangen...

Ein schmerzhaftes Ziehen breitet sich in meinem Kopf aus. Zischend lege ich meine Hand auf meinen pochenden Kopf. Was hast du nur mit mir gemacht, Bella?

°°°°°°°°°°°°°°°

BELLA

Mit einem schnell schlagenden Herzen steige ich aus dem Taxi und betrachte das Haus vor mir. Nichts hat sich verändert.

All die Erinnerungen...

Ich setze einen Fuß vor den anderen, doch halte vor der Tür inne. Ich muss das tun. Ich muss ihm die Wahrheit sagen. Das bin ich ihm schuldig.

Ob er mich überhaupt reinlassen wird? Ob es ihn überhaupt interessiert? Ob er mir zuhören wird?

Zögernd klopfe ich an der Tür. Als ich Schritte höre, beginnt mein Körper zu schwitzen. Warum bin ich bloß so nervös?

Die Tür wird aufgerissen. Mein Herz macht einen Sprung.

Nathan.

Die graue Jogginghose und das schwarze T-Shirt passen perfekt zu seinem muskulösen Körper. Seine dunklen Haare und der kurze Dreitagebart stehen in Harmonie mit seinem markanten Gesicht. Diese dunklen Augen...

Er ist geschockt. Seine Augen sind aufgerissen. Sein Mund steht leicht offen. Ich muss stark schlucken. Ich habe ihn so vermisst.

„Darf ich reinkommen? Ich muss dir viel erzählen."

°°°°°°°°°°°

Ich bin hier. Ich sitze auf seinem Bett, als wäre nie etwas passiert. Als hätte ich ihn nie verlassen.

„Was willst du?" Seine Stimme klingt kühl und distanziert. Meine Mundwinkel zucken enttäuscht nach unten. Das habe ich verdient.

Ich räuspere mich und spiele weiterhin mit dem Saum meines violetten Kleides. „I-Ich finde, du hast die Wahrheit verdient." Ich senke meinen Blick.

Ich habe ihn so vermisst.

„Das interessiert mich alles nicht." Seine Stimme war noch nie so... kalt. So emotionslos. Doch seine Worte tun noch mehr weh. Er interessiert sich nicht für mich. Nicht mehr.

Ich hebe meinen Blick. „A-Aber, wieso?" Er steht vor mir und sieht auf mich herab, während ich noch immer auf der Kante seines Bettes sitze.

„Warum sollte es mich denn interessieren? Du wirst heiraten, Bella! Du bist verlobt, verdammt!", faucht er wütend. Sofort springe ich auf. Ich hasse es, wenn man mich anschreit. Ich weiß, dass ich ihn verletzt habe, aber ich wollte das doch alles in Ruhe klären und ihm die Wahrheit erzählen. Warum zum Teufel, kann er mir nicht einmal zuhören?!

„Deswegen interessiere ich dich nicht mehr?! Wir sind zusammen aufgewachsen, Nathan! Also benimm dich nicht so, als wären wir Fremde!" Als ich seine kalten Hände um meine nackten Arme spüre, welche mich gegen seinen Schrank drücken, keuche ich erschrocken auf.

„Du hast uns zu Fremden gemacht, Bella! Also tu jetzt nicht so, als wäre nie etwas passiert! Du bist einfach gegangen, ohne dich noch einmal umzudrehen. Du hast uns alle einfach hier gelassen. Weißt du, wie schlimm das für mich war, jeden Tag mit der Hoffnung aufzustehen, dass du zurückkommst und jeden Abend mit der Befürchtung einzuschlafen, dass du für immer weg bist?!", brüllt er und der Griff um meine Arme verfestigt sich.

„Ach, denkst du, es war nur für dich schlimm?! Wenigstens hattest du deine Familie an deiner Seite! Eine Mutter, die dich unterstützt und dir beisteht und eine Schwester, welche für dich da ist, wenn du sie brauchst!" Ich schubse ihn weg von mir. Zum ersten mal möchte ich seine Nähe nicht spüren. „Ich weiß nicht mal, wo meine eigene Mutter steckt, verdammt!", brülle ich, während mir unkontrolliert die Tränen über die Wangen laufen.

Sein Blick verändert sich. Er wirkt verwirrt. „Du weißt nicht, wo Carol ist?" Seine Stimme ist leiser. Ruhiger. Sanfter.

Endlich...

Ich schüttele meinen Kopf. Die Tränen stoppen nicht. „Sie ist gegangen.", hauche ich. Er starrt mich einige Sekunden schockiert an, bevor er seine starken Arme sanft um mich legt, welche mich vorhin noch so grob gepackt haben. Ich erwidere die Umarmung schwach, doch kralle mich dann in sein Shirt und schluchze in seine Brust.

„N-Nathan, ich will Lewis nicht heiraten." Ich drücke mich fester an ihn. Sein Duft beruhigt mich. Ich fühle mich so geborgen bei ihm. Endlich wieder zu Hause.

„Dann heirate ihn bitte nicht. Komm zurück.", flüstert er und haucht mir einen Kuss auf den Haaransatz, bevor er seine Hand auf meinen Hinterkopf legt, um mich fester an ihn zu drücken. Ich will ihn nicht mehr loslassen.

„Ich muss."

„Warum?" Er löst sich leicht von mir, um mir in die Augen sehen zu können.

„M-Mein Vater. Er ist zurück." Er verkrampft sich.

/////////////

(A/N)
Oh, noooo

Werden die zwei kaputten Seelen zueinander finden, oder wird das Schicksal ihr schlimmster Feind sein?

Es kommt noch viel auf euch zu, liebe Leser. Viel Spaß bei den folgenden Kapiteln!

LG

Rosyyyy (;

Love my EnemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt