35. Überraschung

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BELLA

„Wenn ich Lewis heirate, erzählt mein Vater mir endlich, wo meine Mutter steckt." Ich trinke einen Schluck von dem Wasser, welchen mir Nathan gegeben hat. Er sieht mich nachdenklich an.

„Und was ist mit Lewis? Warum macht er das?", fragt er, während ich sein Gesicht mustere. Er hat sich verändert. Er sieht... männlicher aus. Seine Augen wirken dunkler. Sein Dreitagebart passt perfekt zu seinem markanten Gesicht. Er hat jetzt eine kleine Narbe an seiner Augenbraue. Von wo sie wohl stammt? Außerdem hat er seit neustem einige Tattoos, welche ich an seinen Armen erkennen kann.

Er war früher schon viel muskulöser, als der Rest der Jungs in der Schule, aber nun... Er könnte mir mit einer Berührung den Arm brechen. Seine Schultern sind so breit, dass ich mich ohne Probleme hinter ihm verstecken könnte und niemand würde mich finden. Seine Arme sind so groß wie mein Kopf, verdammt! Wie viel hat er bitte trainiert?!

„Ähm, ich bin nur sein Alibi. E-Er ist schwul." Scheiße, warum bin ich plötzlich so nervös? Ich sage die Wahrheit, aber seine Anwesenheit bringt mich trotzdem zum zittern.

Er nickt langsam. Wir sitzen gerade am Esstisch. An unseren alten Stammplätzen.

Und warum will dein Vater überhaupt, dass du ihn heiratest?" Ich muss schwer schlucken.

„Als er im Knast war, bekam er Schutz von einem Mann und seiner Gruppe. Der Anführer wollte eine Gegenleistung für den Schutz. Ich sollte seinen Sohn heiraten, doch mein Vater wollte das nicht, denn dieser Junge ist anscheinend mal im Gefängnis gewesen, da er Mädchen vergewaltigt hat. Deshalb soll ich Lewis heiraten. Damit ich keinen Vergewaltiger heiraten muss."

Nathan fährt sich gestresst über das Gesicht. Das waren wohl zu viele Informationen gleichzeitig. Er sieht mich lange nachdenklich an. Sein Kiefer spannt sich an. Boah, warum macht er mich so nervös, verdammt?! Angespannt spiele ich mit meiner Kette.

Sein Blick wandert zu meinem Hals. Er blinzelt mehrmals. „Du hast sie immer noch?" Seine Stimme ist rau und tief.

Ich blicke auf meine Kette hinab und nicke langsam. Die Kette mit der Schleife. Die Kette, welche mir Nathan zum Geburtstag geschenkt hat.

„Ich habe sie nie abgenommen." Unsere Augen verschmelzen. Als würden wir beide alle Erinnerungen wieder erleben. Unser erster Kuss... Als wir das erste mal die drei besonderen Wörter gesagt haben... Ist das alles nur noch unsere Vergangenheit? Keine Zukunft?

Er räuspert sich und steht auf. „Warte kurz." Er geht die Treppen hinauf und verschwindet aus meinem Sichtfeld. Ich atme tief durch und knalle meinen Kopf auf den Tisch. „Er ist so hübsch.", flüstere ich gegen den Tisch.

Als ich höre, dass er wieder zurückkommt, hebe ich meinen Kopf wieder an und stehe auf. Er hat sich angezogen. Wohin will er denn jetzt?

„Komm mit." Er drückt mir meine dunkelblaue Jacke in die Hände, welche ich sofort anziehe. Wir verlassen das Haus und steigen in sein Auto.

„Wohin fahren wir?", frage ich, während ich unauffällig den Duft seines Autos in mich aufnehme. Es riecht nach Nathan. Schön.

„Überraschung.", antwortet er knapp und fährt los.

„Nathan?", frage ich nach einer Weile.

„Ja?"

„Wie geht es Hailey und Lydia? Ich konnte sie beim Essen gar nicht sehen, weil ihr so schnell wieder weg wart." Ich vermisse die beiden.

„Es geht ihnen gut. Was hast du erwartet? Dass wir mit euch deine Verlobung feiern, nachdem du einfach gegangen bist?"

„Joa.", murmele ich kleinlaut und schaue hinaus aus dem Fenster. Wo sind wir?

Als er sich dann abschnallt, will ich das gleiche tun und aussteigen, doch er versperrt die Tür. „Äh, was tust du?"

„Du bleibst hier.", antwortet er, bevor er aussteigt. Äh, wie bitte? Will er mich verarschen? Was soll ich hier bitte solange tun?

Genervt verschränke ich die Arme vor der Brust und lehne mich zurück. „Arsch.", flüstere ich und sehe stur nach vorne.

Nach einer halben Stunde öffnet sich die Autotür und er steigt wieder ein.

„Wo warst du?", frage ich sofort und kann nicht verstecken, dass ich genervt bin, da er mich im Auto eingesperrt hat.

Ohne zu antworten, fährt er einfach weiter.

„Dann halt nicht.", murmele ich und schaue wieder aus dem Fenster. Warum ist er jetzt so?

Die ganze Fahrt über sind wir still. Langsam wird es schon dunkel draußen und ich spüre, wie meine Augenlider langsam schwer werden und ich in einen tiefen Schlaf falle.

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Die Wärme umhüllt mich. „Bella.", nehme ich seine leise Stimme wahr und spüre seine zärtliche Berührung auf mir. „Bella.", wiederholt er und rüttelt leicht an mir. Langsam öffne ich meine Augen.

„W-Was zum- Wo sind wir?" Das Zimmer ist dunkel. Nur ein kleines Nachtlicht erhellt den Raum. Ich liege in einem bequemen Bett und bin in einer flauschigen Decke eingekuschelt.

„In einem Hotel. Steh auf." Ich setze mich langsam auf und sehe Nathan verwirrt an.

„W-Warum? Ich muss nach Hause. Lewis macht sich bestimmt sorgen." Er verdreht die Augen und krempelt die Ärmel seines weißen Hemdes hoch. Seine gebräunte Haut, welche mit Tattoos verziert ist, kommt zum Vorschein.

„Steh jetzt auf.", sagt er ungeduldig. Genervt stehe ich auf und streiche mein weißes Kleid mit kleinen, rosa Schleifen glatt.

„Was ist los mit dir? Vorher warst du noch nett und jetzt verhältst du dich so komisch mir gegenüber!" Er ignoriert mich und greift nach meinem Handgelenk, um mich aus dem Zimmer zu ziehen, doch ich entziehe mich aus seinem Griff.

„Lass mich los!" Ich hasse es, wenn er so ist. Dann erinnert er mich immer an den alten Nathan. An den Nathan, der sich nicht für mich interessiert hat. Sein Kiefer zuckt, während seine Schultern sich anspannen. Er hat wohl keine Nerven mehr für mich.

„Bella, provozier mich nicht und komm einfach mit!" Seine raue Stimme lässt die Gänsehaut auf mir brennen. Grob packt er mich am Arm und zieht mich aus dem Zimmer, bis in den Fahrstuhl. Wütend senke ich meinen Blick.

Früher war er nie so gegenüber mir. Er hat nie so mit mir geredet und mich so behandelt.

Die Fahrstuhltüren öffnen sich wieder und er zieht mich grob raus. Ich vermisse den alten Nathan.

Wow. Wir kommen in einem großen, schönen Saal an. Ein langer Gang in der Mitte führt zu einem weißen Tisch, welcher am anderen Ende des Raumes steht. Überall sieht man schöne, feine Blumen mit zärtlichen Blüten, während die hellen Sterne durch die großen Fenster scheinen. Es ist wunderschön.

Als wir dann am Ende des Ganges ankommen, drückt Nathan mich auf eines der Stühle vor dem weißen Tisch. Er setzt sich neben mich. Ich runzle meine Stirn und sehe ihn verwirrt an. „Nathan, was wird das hier?" Eine Vermutung macht sich in mir bereit, welche ich mich nicht traue, auszusprechen. Das kann nicht sein. Er sieht mich monoton an, bis ein freches Grinsen sich auf seinen Lippen breit macht.

„Wir heiraten."

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(A/N)

Hallooooooo,

Eure Meinung über Nathans Tat – –>

Ich bin gestresst wegen der Schule aber versuche trotzdem regelmäßig Kapitel rauszubringen. Abitur macht echt kein Spaß!

Hab euch lieb!   (:

Eure Rosyyy (;

Love my EnemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt