25. Liebe?

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BELLA

Mit schnellen Schritten gehe ich auf Nathan zu, um ihm das Handy aus der Hand zu reißen. „Ich habe ihm angeboten, mich anzurufen, falls es ihm nicht gut geht.", erkläre ich ihm ruhig und lehne den Anruf trotzdem ab. Ich werde Karl später zurückrufen müssen.

„Ah, und hat der Typ keine anderen Freunde?", fragt er gereizt und ballt Fäuste. Warum muss er so übertreiben?

„Beruhig dich doch mal. Er ist nur ein Freund. Er macht gerade viel durch und du solltest ein wenig einfühlsamer sein.", schnauze ich ihn an und runzle die Stirn. Karl hat ihm nie etwas angetan, also verstehe ich nicht, warum er so ausrastet.

„Ein Freund?" Er lacht spöttisch. „Ich weiß doch, dass ihr beide mal miteinander rumgemacht habt und euer letzter Kuss ist auch nicht lange her! Der Typ steht auf dich und das weißt du!", brüllt er.

„Hör auf zu schreien, Nathan! Die anderen könnten uns hören!" Er fährt sich mit den Händen gestresst über das Gesicht. „Ich kann verstehen, dass es dich stört, aber Karl und ich sind nun nur Freunde. Ich kann nichts dafür, dass er auf mich steht. Außerdem ist das auch egal. Schließlich will ich nicht ihn, sondern dich. Schon die ganze Zeit über wollte ich nur dich."

Meine Stimme wird wieder sanfter und seine Schultern lockeren sich leicht, als ich einen weiteren Schritt auf ihn zugehe und ihm einen kurzen Kuss auf den Mundwinkel drücke.

„Ich vertraue dir auch. Es ist nur... Es stört mich einfach.", murmelt er leise. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und seine Hände wandern an meine Taille, um seinen Körper an meinen zu pressen. Geborgenheit umhüllt mich.

„Wenn du mir vertraust, warum stört es dich dann so?"

„Ich... Ich habe schlechte Erfahrungen gemacht und damals war es mir nicht so wichtig, da ich das Mädchen nicht wirklich auf diese Art mochte, aber bei dir ist es was anderes. Ich meine es ernst mit dir und will dich nicht verlieren." Seine Stimme ist rau, aber sanft. Zittrig atme ich aus. Was macht er nur mit mir? Jeder Zentimeter meines Körpers will seinen Schmerz nehmen und in Luft umwandeln.

Ich weiß sofort von wem er spricht. Amy hat ihn damals betrogen und ihn damit verraten. Auch wenn er sie nicht wirklich liebte, tut ein Verrat trotzdem weh. Man fühlt sich dadurch unsicher und erniedrigt. Als hätte man keine Liebe verdient. Ich wurde nie betrogen aber ich wurde verraten. Mein eigener Vater hat mich verraten und der Schmerz, den er in meinem Herzen verursacht hat, ist nicht heilbar.

Er hat mich seelisch und körperlich kaputt gemacht.

Eine tiefe Wunde wird immer auf meiner Haut brennen. Nathan wurde auch verraten und deswegen fällt es ihm schwer zu vertrauen. Er gibt es nicht zu und will nicht verletzlich wirken, aber in seinem Inneren hat sie auch eine tiefe Narbe hinterlassen.

Können wir unsere gegenseitigen Narben heilen, ohne uns dabei gegenseitig zu verletzen?

„Du wirst mich niemals verlieren.", flüstere ich gegen seine warme Haut. Ich stelle mich auf die Zehnspitzen und küsse ihn sanft auf die Wange und sein Körper entspannt sich endlich komplett.

[...]

„Viele Leute aus unserem Jahrgang gehen heute zum Strand. Kommst du auch?", fragt Nathan mit rauer Morgenstimme. Mein Kopf liegt auf seiner Brust und mein linkes Bein habe ich um seinen Körper geschlungen, während wir noch in meinem kuscheligen Bett liegen.

„Ich weiß nicht. Müssen wir uns auch vor ihnen verstecken?" Diese Beziehung zu verstecken, bringt mich um. Ist es so falsch, dass ich ihn, wann ich möchte, einfach küssen und umarmen will? Es ist die reinste Folter, mich von ihm fernzuhalten. Ich will seine Nähe fühlen, ohne Angst davor zu haben, erwischt zu werden.

Love my EnemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt