26. Streit und Chaos

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BELLA

„Nathan?", flüstere ich und rüttele leicht seinen schweren Arm, welcher um mich geschlungen ist, doch er schläft einfach weiter. Kurz hebe ich meinen Kopf, um auf die Uhr zu schauen, welche auf meinem Nachttisch liegt. 4:32 Uhr.

Ich hebe seinen Arm und entferne ihn von mir. Langsam stehe ich von meinem Bett auf und gehe leise aus meinem Zimmer. Ich kann nicht schlafen. Morgen werden wir nach Barcelona fliegen und ich bin so aufgeregt, aber das ist nicht der einzige Grund.

Ich bin beunruhigt, da mein Vater zu ruhig ist. Er ist schon seit Wochen aus dem Gefängnis und hat sich trotzdem noch kein einziges mal gemeldet. Ich will zwar nicht, dass er sich bei uns meldet, aber trotzdem ist es merkwürdig.

Als er hinter Gittern gesteckt wurde, war er so unglaublich sauer. Ich war mir sicher, dass er sich rächen wollen würde, wenn er zurück kommt.

Mit langsamen Schritten gehe ich die Treppen hinunter und in die Küche. Ich mache das Licht an und koche etwas Wasser, um mir einen Kamillentee zu machen. Ich hoffe, dass mich das etwas müde machen wird.

Ich hole mir eine Tasse aus dem Schrank und mein Blick fällt auf ein Handy, welches auf der Theke liegt. Das ist das Handy meiner Mutter. Komisch. Sonst lässt sie es eigentlich nicht einfach so liegen.

Ich stelle die Tasse auf der Theke ab und greife nach dem Handy. Sie hat vier verpasste Nachrichten von einer unbekannten Nummer bekommen.

Hmm. Sollte ich nachsehen, wer es ist?

Ich entsperre ihr Handy, was nicht so schwer ist, da ihr Passwort mein Geburtstag ist und gehe auf den Chat zwischen ihr und der unbekannten Nummer.

Unknown: Warum gehst du nicht mehr ans Telefon?
Unknown: Ich habe gesagt, dass du rangehen sollst, wenn ich anrufe.
Unknown: Hast du mich denn nicht vermisst, meine Rose?
Unknown: Ich habe euch lange genug in Ruhe gelassen. Langsam werde ich ungeduldig. Wenn du nicht bald zurückrufst, komme ich euch mal besuchen. Wird bestimmt schön.

Meine Augen weiten sich und mein ganzer Körper, welcher mit einer Gänsehaut übersaht ist, beginnt zu zittern. Er ist wirklich zurück. Mein Vater ist zurück und.... und er will uns sehen.

Nur er nennt meine Mutter seine Rose. Dieser Spitzname widert mich an. Er widert mich an.

Warum hat sie mir nicht erzählt, dass sie Nachrichten von ihm bekommt? Warum hat sie mir das verheimlicht?

Mein Griff um das Telefon wird immer fester, während ich mir die Nachrichten immer und immer wieder durchlese. Ich will ihn nicht sehen. Ich will meinen Vater nie wieder sehen.

Ich wusste, dass er zurück kommen würde, aber ich habe es versucht zu verdrängen. Ich habe versucht, die Angst in mir zu verstecken und auszublenden. Doch das ist nicht möglich. Er wird kommen. Früher oder später wird er kommen und ich werde ihn sehen müssen.

Ungewollt schießen mir alle schlimmen Erinnerungen in den Kopf. Erinnerungen, in denen ich ihn anflehe aufzuhören, schluchze und weine. Erinnerungen, in denen ich Schmerzen und Narben ertragen muss.

Einige Tränen kullern über meine Wange und landen auf dem Bildschirm des Handys. Zittrig atme ich ein und lege das Handy wieder zurück an seinen Platz, nachdem ich die Tränen weggewischt habe.

Das laute Geräusch des Wassers, welches zu kochen beginnt, reißt mich aus meinen fürchterlichen Gedanken. Ich mache mir meinen Kamillentee und setze mich auf den Barhocker an der Kücheninsel.

Love my EnemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt