Folter

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Spielten deine Gefühle auch schon verrückt? So verrückt, dass man sie nicht einmal mehr einordnen konnte? Schlug dein Herz auch einmal so verrückt, dass man denkt, es würde gleich aus der Brust springen? Auch so durcheinander, dass man nicht mehr klar denken konnte? So ging es mir nach dem recht seltsamen Gespräch. Warum auch immer. Hatte er Andeutungen gemacht, die ich als erstes gar nicht kapiert habe? Mir wurde das alles erst so recht klar, als ich im Bett lag und nachdachte. Naja, richtig nachdenken konnte ich nicht. Ich war viel zu sehr verwirrt und ich hasse diese Verwirrung. Ich hasse den Typen. Aber wenn ich ihn so hasse, warum geht er mir nicht aus dem Kopf!?

Am nächsten Tag habe ich soweit das Gespräch auch schon wieder aus meinem Kopf verbannt und muss nicht mehr die ganze Zeit dran denken. Dies hatte mich schon sehr lange wachgehalten. So lange, dass ich schon angefangen habe zu fluchen. Doch jetzt hab ich ganz andere Gedanken. Heute soll ein Gast für Ciel kommen und jeder ist mit irgendwas beschäftigt. Ich habe keine Ahnung wer kommt und warum. Genau deswegen bin ich auch ein wenig neugierig. Ich gehe runter in die Küche, wo momentan ziemlich viel gearbeitet wird. Ich setze mich auf einen Stuhl und schaue ihnen zu. „Wer kommt den eigentlich heute?", frage ich. „Lady Elizabeth kommt heute zu besuch. Die verlobte des jungen Herrn.", antwortet Sebastian. „Die was!? Der ist schon verlobt!?" „Ja, sie wurden schon einander versprochen, als sie geboren wurden." „Ähm...ok? Ist das denen überhaupt recht?" „Nun ja, Lady Elizabeth ist begeistert. Meinen jungen Herrn ist es recht egal." „Ja, stimmt. Viel hat er später ja nicht mehr davon.", murmel ich vor mich hin, damit die anderen es nicht hören. Aber Sebastian hört das natürlich. Daraufhin schaut er mich an. Ich stehe derweil vom Stuhl auf und zucke mit den Schultern. „Daran kann auch ich leider nichts ändern. Sonst würde ich es tun. Aber ich kann keine Wunder vollbringen. Ich bin eben auch nur ein Mensch." Dann gehe ich aus der Küche raus. Natürlich haben mich die anderen Fragend angesehen. Sie wissen ja nicht worum es geht. *Aber es ist wahrscheinlich auch besser wenn sie es nicht wissen. Schließlich vergöttern sie Ciel und Sebastian und wenn sie wüssten was Sebastian in Wirklichkeit ist und auch wissen, was mit Ciel in nicht mehr ganz so langer Zeit passieren wird, dann wäre es wahrscheinlich für sie das schlimmste. Ich konnte es schon auf den ersten Blick sehen. Sie fühlen sich hier mehr als nur wohl. Vielleicht gibt es auch einen bestimmten Grund warum aber den kenne ich nicht und ich denke, wenn sie alles wüssten, würde es das auch alles zerstören. Also sollten sie es hier genießen, so lange es noch geht. Ewig wird es nicht halten. Mir tut das alles so schrecklich leid. Warum musste ich auch nur hierher kommen? Warum wurde mir befohlen hierzubleiben? Das Schicksal wollte es so. Warum auch immer. Sollte ich was daran ändern? Wohl kaum. Daran kann ich nichts ändern. Es war schließlich Ciels Wunsch, den packt mit dem Teufel einzugehen. Doch das alles mit ansehen zu müssen ist nicht schön. In dem Wissen, das Ciel bald schon nicht mehr hier sein wird, dass alle Bediensteten Traurig sein werden und wahrscheinlich auch niemand weiß, was mit Ciel und Sebastian passiert ist. Sie werden beide wohl einfach verschwinden. Ich denke nicht, dass sich Sebastian noch so große Mühe machen wird, es wie einen Unfall aussehen zu lassen.*

Ich schüttele den Kopf. *Ich sollte aufhören über so was nach zu denken.* Ich gehe an dem Haupteingang vorbei und sehe schon, wie ein blondes Mädchen hereinstürzt und Ciel heftig umarmt. „Cieeeel ♥", sagt sie fröhlich. „Lizzy, lass los!", meint er und kann sich nur schwer aus dem Würgegriff befreien. „Schön dich endlich wiederzusehen." Sie lächelt ihn fröhlich an. Dann wandert ihr Blick zu mir. „Wer bist du denn?" „Das ist Akira und sie arbeitet neuerdings mit mir zusammen.", meint Ciel. *Wow, ich arbeite mit ihm zusammen und nicht für ihn. Mal ein großer Fortschritt.* „Hallo.", sage ich. „Hallo, mein Name ist Elizabeth aber nenn mich bitte Lizzy." „Schön dich kennenzulernen." Sie nickt freundlich. Dann gehen sie und Ciel in den Speisesaal. Ich verfolge Bard in die Küche und setze mich wieder auf den Stuhl. „Kochst du jetzt?", frage ich. Er nickt lächelnd. „Natürlich, ich bin hier doch der Chefkoch." Ich ahne schlimmes. Es bewahrheitet sich auch, denn es geht soweit, dass das Essen im Topf plötzlich explodiert und nun in der ganzen Küche verteilt ist. Natürlich nicht, ohne das ich etwas abbekommen habe. „Das ist jetzt nicht dein ernst!?", frage ich etwas genervt und wische mir das Schleimartige zeug aus dem Gesicht. Er kratzt sich am Hinterkopf. „Mhmm, ich weiß selber nicht was schiefgegangen ist. Naja, ich probiere einfach was neues.", meint er und steckt sich eine Zigarette in den Mund. „Nein, lieber räumst du jetzt hier auf, sonst bekommst du sehr wahrscheinlich Ärger. Ich kann dir auch helfen.", meine ich seufzend und stehe auf. Dann ziehe ich ihm die Zigarette aus dem Mund und schmeiße sie in den Müll. Protestierend schaut er mich an. „Rauchen ist nicht gesund. Merk dir das. Und in der Küche sollte man nicht rauchen. Schließlich kochst du hier und niemand will essen, dass nach Rauch stinkt." „Ja, ja, schon gut." Plötzlich geht die Tür auf und Sebastian schaut fassungslos in den Raum rein. „Was ist denn hier passiert!? Bard! Das wirst du sofort sauber machen und du gehst dich waschen!", meint er zu mir. „Nein, ich helfe ihm noch vorher." „Ich sagte, du gehst dich waschen! Bard macht das hier alleine!" Genervt nicke ich. Schließlich weiß ich, dass ich ihn nicht mehr so reizen sollte.

Sofort gehe ich auch auf mein Zimmer und gehe mich sauber machen. Dann ziehe ich mir auch frische Sachen an und gehe nach draußen. Da setze ich mich auch einfach auf die Wiese und schaue mich im Garten um. „Und? Ist die Küche wieder sauber?", frage ich. Sebastian, der hinter mir steht, sagt, „Ja, es ist alles wieder sauber." „Gut, und warum bist du jetzt hier?" „Warum nicht?" Ich seufze genervt. „Willst du das Spielchen wirklich spielen? Ich habe dazu nicht wirklich Lust." „Keine Sorge. Ich bin nicht wegen dir nach draußen gegangen." Ich verschränke die Arme. „Das habe ich auch nicht gedacht!" Er grinst mich an und geht ein paar Schritte weiter. Dann kommt auch schon eine schwarze Katze maunzend zu ihm. Sie schmiegt sich schnurrend an seine Beine und er hebt sie sofort hoch. „Du hast hier eine Katze?", frage ich.

„Sozusagen aber mein junger Herr erlaubt mir nicht sie zu behalten. Er ist allergisch gegen Katzen und will mich vermutlich auch damit ärgern." Ich lache. „Du bist ja ein ganz armer." Er streichelt sie und sie schmiegt sich schnurrend an ihn. „Was findest du nur an Katzen? Alles andere ist dir soweit eigentlich egal. Außer Katzen, die liebst du über alles." „Ich kann es nicht genau erklären. Katzen sind einfach was Wunderbares. Ihre schönen Augen, ihr wunderschönes, glänzendes Fell und ihre samtweichen Pfoten. Einfach wunderbar und sie sind auch einerseits wild und eigenmächtig. Anderseits auch so wunderschön, verschmust und zahm. Aber auch nur, wenn sie will." Er fängt an mysteriös zu lachen. „Da kenne ich noch so jemand." „Ähm...ok? Ich mag Katzen auch aber nur, weil Nala immer vor meinem Fenster ist und somit ist sie zu meiner Katze geworden. Auch wenn ich sie nicht mehr so oft sehe, kommt sie immer wenn ich wieder da bin. Sie ist schon eine treue Katze." „Sie wird hier schon auftauchen." Fragend schaue ich ihn an. „Wie?" „Sie wird hierher kommen. Weil sie zu dir will. Leider kann sie nur nicht ins Haus." „Ich hoffe, du hast recht. Hier würde sie wenigstens von dir was zu essen bekommen."

Dann höre ich auch schon, wie Lizzy raus in den Garten geht. Sebastian lässt die Katze los und geht zu ihr hin. Er sagt zu ihr irgendwas und danach geht er. Lizzy kommt sofort zu mir. „Hallo Lizzy. Was machst du denn hier im Garten? Hat Ciel denn keine Zeit?", frage ich. Sie seufzt. „Nein, leider nicht. Er hat zu tun." Sie scheint auf einmal zu überlegen und macht Anstalten, mich etwas zu fragen. Fragend schaue ich sie an. „Ist etwas?" „Ja, schon. Ich frage mich, was zwischen dir und Sebastian ist." „Was!?" „Nun ja, es hat nur so ausgesehen. Würde mich aber freuen." Sie strahlt mich an. „Ist aber nicht so.", meine ich und verschränke die Arme. *Wird das mich mein Leben lang verfolgen!?* Ich stehe auf und gehe mit ihr wieder rein. Sofort kommt Ciel auf Lizzy zu. „Ich möchte, dass du hier momentan nicht das Anwesen verlässt. Du wirst nicht nach draußen mehr in den Garten gehen." „Warum denn, Ciel?", darauf erwidert er aber nichts. *Was ist denn jetzt auf einmal los? Steht wieder Gefahr an?* Schnell folge ich ihnen. Als sie dann ein wenig weg von Lizzy sind, so dass sie nichts hört, frage ich, „Warum soll Lizzy denn das Anwesen nicht mehr verlassen? Ist was vorgefallen?" Ciel dreht sich zu mir um. „Nichts, was dich angeht und auch dir empfehle ich drinnen zu bleiben." „Mir egal was du empfiehlst! Ich habe gedacht, ich soll mit dir zusammenarbeiten! Dann muss ich schließlich auch wissen, was los ist!" „Du arbeitest für mich. Außerdem wirst du bei diesem Fall nicht helfen." Dann geht er mit seinem Butler in sein Arbeitszimmer. *Was erlaubt sich das Kind eigentlich!? Für ihn arbeite ich schon mal gar nicht! Von ihm lasse ich mir auch ganz sicher nichts sagen, auch wenn ich so mit meinem Leben spiele. Außerdem bin ich doch eigentlich hier, um ihm mit seinen Fällen zu helfen. Also warum will er mich dieses mal nicht helfen lassen!? Wahrscheinlich, weil ich ihm bei meinem Fall eins reingewürgt habe. Naja, ich kann auch nichts tun. Ich weiß nicht worum es geht und wenn er es mir nicht sagt, kann ich nicht helfen.*

Ich zucke nur mit den Schultern und laufe durch das Anwesen. Doch dann bemerke ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung draußen und bleibe sofort stehen. *Was war das!? Schleicht hier jemand um das Anwesen herum? Oder bin ich nur paranoid?* Ich schüttele den Kopf und laufe weiter. Doch wieder sehe ich was und beschließe draußen nachsehen zu gehen. *Auch wenn ich gesagt bekommen habe, dass ich nicht rausgehen soll. Ich will jetzt wissen wer draußen rumschleicht!* Mit schnellen Schritten gehe ich zur Tür und mache sie auf. Dann schaue ich mich um. Aber ich kann nichts entdecken. *Habe ich mich doch nur geirrt?* Ich laufe ein wenig durch den Garten und versuche ausschaue zu halten. Leider ist es sehr schwer, weil es mittlerweile schon etwas dunkel geworden ist. Deswegen beschließe ich auch, es sein zu lassen und nochmal reinzugehen. Doch ich bekomme irgendwas übergehauen und falle hin. Noch verliere ich aber nicht das Bewusstsein. Doch aufstehen kann ich nicht. Ich merke wie mir warmes Blut runterläuft. *Was zum!?* Mit mühe versuche ich aufzustehen aber sofort bekomme ich ein Tuch vor Mund und Nase gedrückt. Ich versuche mich zu wehren und kann meinen ersten Angreifer auf den Boden werfen. Doch sofort bekomme ich von einer anderen Person das Tuch vor die Nase gehalten. Leider werden meine Lieder auch schwerer und ich verliere das Bewusstsein.

Als ich wieder aufwache, merke ich, dass ich an der Wand mit Ketten gefesselt bin. Aber richtig kann ich alles noch nicht realisieren. Mein Kopf dröhnt noch und mir ist schwindelig. *Ist das Ciels Auftrag? Soll er diese Männer schnappen?* Ich schaue mich um aber niemand ist in dem Raum. Es sieht mir aus wie eine Folterkammer. Überall klebt noch Blut und auch die Verschiedenen Folterinstrumente sind mit Blut noch verschmutzt. Schnell versuche ich irgendwie rauszukommen aber leider funktioniert das überhaupt nicht. *Mist! Das sind schwere Ketten und keine Seile! Aber auch wenn es Seile gewesen wären. Sie haben mir alle meine kleinen versteckten Klingen abgeholt. Damit hätte ich wenigstens ein Seil aufschneiden können aber so, geht das nicht.* Vor mir geht die Tür plötzlich auf. Geschockt schaue ich in die richtung und mich überkommt Angst. *Ich kann mich nicht wehren und bin hilflos. Genau diese Hilflosigkeit hasse ich!* „Was wollt ihr von mir!? Was wollt ihr bezwecken!", frage ich wütend. Der Mann vor mir lacht. „Ganz einfach, wir wollen nur deine Organe." „Was!?" „Wir können sie dann schön verkaufen. Aber nicht ohne dich vorher noch ein bisschen zu foltern. Schließlich will ich auch noch Spaß an der Sache haben." „Ihr verschleppt also einfach Leute, foltert sie und schneidet ihnen die Organe heraus?" „Nun ja, genau genommen nur die Organe von Frauen. Ich weiß nicht wieso, ich wäre mit allem zufrieden aber unser Käufer möchte das so." „Und was habt ihr vor dem Anwesen gesucht?" „Wir sollten spezielle Organe beschaffen." *Meint er etwa die von Lizzy!?* „Aber dann kamst du uns gerade recht. Er wird sich auch mit deinen zufrieden geben und wenn nicht, können wir sie uns immer noch schnappen." Ich lache etwas. „Als ob ihr ins Anwesen kommen könntet. Vorausgesetzt ihr möchtet den Teufel höchstpersönlich sehen und den werdet ihr noch sehen." „Soll ich davor Angst haben?" Bedrohlich kommt er auf mich zu. Vorher bleibt er aber dann stehen und versucht sich zu entscheiden, was er von den Waffen verwenden soll. Ich schlucke schwer und fange etwas an zu zittern. *Ich habe Angst. Solche Angst. Warum hab ich das!? Weil ich hilflos bin!?*

Als erstes entscheidet er sich einfach nur für ein Messer und kommt auf mich zu. Er bindet mir den Mund zu und fängt an in meine Oberschenkel zu schneiden. Ein fürchterliches Brennen breitet sich aus. Mir treten Tränen in die Augen. „Warum weinst du denn? Tut es so sehr weh?", fragt er mit einem Grinsen und macht weiter. Doch dann wird es ihm anscheinend zu langweilig und er nimmt sich eine Peitsche. Jetzt wird mir so richtig bange. Er schneidet mit seinem Messer mein Kleid auf und versetzt mir den ersten Hieb auf der Brust. Vor Schmerz zucke ich zusammen. Dann versetzt er mir den nächsten Hieb. Die Hiebe kommen immer mehr in kürzeren Abständen und Tränen laufen mir meine Wangen hinunter. So einen schmerz habe ich in meinen ganzen Leben noch nie gespürt. So hilflos war ich auch noch nie. *Warum musste meine Neugier nur so groß sein!? Warum konnte ich nicht auf ihn hören!? Warum muss mir das passieren!?* Vor Schmerz kneife ich die Augen zusammen und als auch kein Hieb mehr folgt, öffne ich sie wieder langsam. Ich sehe, dass auf meinem Körper mehrere rote Striemen sind. Dann schaue ich wieder zu dem Typen. Er legt die Peitsch beiseite und nimmt sich eine Kettengeisel. Die Kettengeisel ist so ähnlich wie die Peitsche doch anstatt dass Lederriemen dran befestigt sind, sind schwere Ketten dran. So kommt er auf mich zu. Ich fange an noch mehr zu weinen und zappele wie eine verrücte um irgendwie loszukommen. Doch durch das, komme ich nicht von den Ketten los. Ich habe auch keine andere Idee. *Werde ich hier sterben?*
Als er vor mir steht, holt er gerade aus und ich kneife schnell meine Augen zusammen. So bereite ich mich auf den Schmerz vor. Doch mit einem lauten Knall geht die Tür plötzlich auf. Der Typ lässt die Kettengeisel sinken und dreht sich erschrocken um. Niemand anderes als Sebastian steht in der Tür.

Black Butler-Die erste PolizistinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt