Ein alter Freund

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Am nächsten Morgen gehe ich ganz normal zu Scotland Yard. Ich hätte noch gedacht, dass Sebastian auftauchen würde, um mich zu holen, weil ich einfach verschwunden bin aber zum Glück war dem nicht so. Worauf ich ziemlich ehrleichtert bin. Das war wirklich peinlich genug. Ich gehe sofort zu Lina und erzähle ihr alles, um dies loszuwerden. Sie hört mir zu und versteht mich, was mich ziemlich glücklich macht. Leider weiß auch sie nichts darauf, was mir helfen könnte und rät mir einfach, ich solle auf mein Herz hören. Obwohl ich darauf gerne verzichten würde. Es hatte mir bereits nichts als nur Ärger gebracht und ich denke wirklich, dass ich mich damit ins Pech hineinstürze wenn ich mich auf Sebastian einlassen würde. Aber das sind nur Vermutungen. Doch es kann nicht gut gehen. Schließlich ist er ein Teufel und er sieht Menschen als niedere Wesen an. Hat er dann überhaupt Gefühle für mich? Es könnte auch sein, dass er nur mit mir Spielt und soweit möchte ich es nicht wirklich kommen lassen.

Daher das ich einfach zu viel in Gedanken bin, laufe ich voll in jemanden hinein. „Es tut mir leid. Entschuldigung.", meine ich schnell und schaue hoch, in ein grinsendes Gesicht. „Auch dich begrüße ich herzlich.", meint er. Unglaubwürdig starre ich ihn an. „D...Daniel!? W...was machst du denn hier!?" Er fängt an zu lachen. „Wow, das ist ja mal eine tolle Begrüßung. Erst läufst du in mich hinein und dann stehst du einfach nur vor mir und starrst mich an. Statt hier vor mir zustehen und Wurzeln zu schlagen, könntest du mich auch mal umarmen, oder nicht?" „J...ja, natürlich!" Stürmisch schmeiße ich mich in seine Arme. „Ich bin so froh, dass du hier bist! Wie kommt es dazu!? Du wurdest doch nach Deutschland versetzt!" „Nun ja, ich durfte mich jetzt endlich entscheiden, ob ich da bleiben will oder ob ich hierher zurück will. Und da wollte ich mich erst informieren, ob du überhaupt noch hier bist. Aber ich habe erfahren, dass du hier nicht mehr so oft Arbeitest sondern bei jemand anderen. Warum? Als wir hier noch zusammen gelernt haben, wolltest du unbedingt hier bleiben." „Ja, schon aber das ist wirklich eine lange Geschichte. Dennoch arbeite ich immer noch hier. Ich wechsele sozusagen ab." „Naja, ich werde dann wohl hierher zurückkommen. Also haben wir alle Zeit der Welt und du kannst mir alles erzählen. Ich werde hier aber momentan nur für ein paar Tage bleiben. Ich wollte mich als erstes nur überzeugen ob ich wirklich hierher zurück soll. Dann komme ich aber sofort wieder." „Ich freue mich so sehr, dass du wieder hier Arbeiten willst! Ich habe dich so sehr vermisst!" Ich umarme ihn wieder heftig. „Ich dich doch auch. Es war nicht leicht dich alleine zu lassen. Nach den ganzen Ereignissen." „Ich wollte ja dass du gehst. Sie haben dich dort gebraucht. Ich hatte gehofft dass du wieder zurückkommst. Schließlich bist du mein Partner und auch mein bester Freund."

Wir gehen an meinen Arbeitsplatz und er befiehlt mir sofort, ihm alles zu erzählen was passiert ist. Ich fange von Anfang an. Natürlich lasse ich die Geschichte mit dem Teufel weg. Er weiß nämlich nichts davon und er solle es auch nie erfahren. Deswegen sage ich ihm auch einfach, dass ich mich entschieden habe, mit Ciel Phantomhive zusammenzuarbeiten, weil er mich darum gebeten hätte und ich somit viel mehr erreichen wollte. Auch lasse ich das mit Sebastian und mir weg. Davon möchte ich nicht wirklich reden. Stattdessen erzähle ich ihm von Lina. Daraufhin ist er ein wenig überrascht und hätte auch niemals damit gerechnet, dass mein Vater eine Freundin hatte. Schließlich kannte er meinen Vater ebenfalls. Wir waren schon sehr früh miteinander befreundet. Er war mein einziger Freund den ich jemals hatte. Außer ihn hatte ich keine anderen Freunde. Bis heute bin ich dankbar, dass mein Vater uns miteinander vorgestellt hatte, weil auch er mit Daniels Vater befreundet war.

Nachdem ich ihm auch alles berichtet habe, fangen wir an, über alte Zeiten zu reden und was wir damals alles gemacht haben. Ich bin wirklich froh, dass er wieder hier ist. So glücklich war ich schon lange nicht mehr. Aber jeder wäre froh, wenn nach langer Zeit der beste Freund wieder zurückkommt. „Wirst du jetzt, wo ich wieder da bin, hier auch wieder öfters auftauchen?", fragt er. „Ich kann dir ehrlichgesagt nichts versprechen. Schließlich lebe ich auch in dem Anwesen und kann oder darf nicht immer weg." „Du darfst ja wohl noch selber entscheiden wo du sein willst, wenn du keine Aufträge bei dem Kerl hast.", meint er. „Ja, schon. Wie schon gesagt es ist ein wenig kompliziert." „Verheimlichst du was vor mir? Ich habe das Gefühl, dass du in der ganzen Sache mir nicht alles erzählt hast." „Tut mir leid. Ich kann dir wirklich nicht mehr sagen. Alles was in dem Anwesen Phantomhive passiert, bleibt auch in dem Anwesen. Zum größten Teil. Tut mir leid." Er seufzt. „Schon gut. Du darfst nicht viel sagen. Das verstehe ich. Dann wechsele ich mal das Thema. Hast du was über den Mörder deines Vaters herausgefunden? Entschuldigung wenn ich dich das frage aber das hast du ausgelassen. Außer du willst auch darüber nicht reden." Ich lächele ihn an. „Schon gut. Ehrlichgesagt habe ich so gut wie gar nichts über ihn herausgefunden. Nur, dass er auch meine Mutter auf dem Gewissen hat. Das wurde mir von Mister Abberline und allen anderen Verschwiegen." „Was!?" Ich nicke. „Ja und wahrscheinlich werde ich die nächste sein. Die Morde haben vor kurzem wieder angefangen und ich wollte logischerweise herausfinden, wer jetzt dafür verantwortlich ist. Dabei bin ich leider selber in Gefahr geraten und der Mörder hat sein Zeichen bei mir hinterlassen. Wahrscheinlich um mir zu sagen, dass ich als nächstes dran bin. Er schlug mich nieder und ritzte mir sein Zeichen ein." Ich krempele meinen Ärmel hoch und zeige ihm die Narbe. „Dummkopf!", meint er und schnipst mir auf die Stirn. „Aua! Was sollte das!?", protestiere ich. „Was fällt dir ein, alleine den Mörder zu suchen! Du weißt ganz genau, dass das nicht gut ausgehen kann! Da hätte doch noch viel Schlimmeres passieren können!" „Ja, ich weiß. Ich tue es auch nie wieder. Aber nachdem das passiert ist, hat die Mordserie plötzlich wieder aufgehört." „Naja, jetzt bin ich da um dir zu helfen. Und in was für eine scheiße bist du noch so reingeraten?" „Nun ja, vor ein paar Tagen bin ich in eine Folterkammer geraten und...wurde gefoltert." Er knallt die Hände auf den Tisch und steht auf. „Ist das dein ernst!? In was geratest du eigentlich immer rein!?" „Beruhig dich und setz dich wieder. Die ganzen Kollegen schauen schon. Es muss ja sonst keiner was davon erfahren."

Er atmet einmal tief durch und setzt sich wieder hin. „Und wie bist du da nochmal herausgekommen?", fragt er nun ruhig. „Bevor der Typ noch schlimmeres machen konnte, kam der Butler von Ciel Phantomhive. Er heißt Sebastian und er hat mich zum Glück gerettet." „Da hattest du wirklich nochmal glück. Was hättest du gemacht, wenn er nicht gekommen wäre!? Kannst du einmal aufhören, dich ständig in Gefahr zu bringen!?" „Nein kann ich anscheinend nicht. Ich wurde jetzt schon soweit ich weiß zum zweiten mal entführt, wurde einmal fast vergewaltigt und halt niedergeschlagen." „Ver...vergewaltigt!? Wer hat dich dieses mal daraus geholt!?" „Auch der Butler." „Was würdest du nur ohne ihn machen!? Ich lasse dich so schnell nicht mehr aus den Augen! Du schaufelst dir dein eigenes Grab!" „Ich weiß." Ich überlege. Ich schaufele mir mein eigenes Grab... Undertaker! „Danke! Du hast mich gerade auf eine Idee gebracht!" „Was!?", fragt er ziemlich verwirrt. „Was hast du denn dieses mal vor!?" „Ich habe dir doch gerade noch von dem Mörder erzählt und das ich so gut wie nichts über ihn rausgefunden habe." „Äh...ja?" „Ich habe noch eine Option, die ich total außen vor gelassen habe." „Ist das dein ernst und ich habe dich darauf gebracht!? Du machst jetzt nichts alleine!" „Keine Sorge. Ich hole mir nur Informationen rein. Das ist nichts Gefährliches. Ich werde aus eigener Faust nicht mehr ermitteln." „Dennoch ist es schon gefährlich die Informationen zu bekommen, oder nicht?" „Keine Sorge. Der Kerl der mir Informationen geben kann, ist nicht gefährlich. Zumindest wüsste ich mal nichts davon. Mein Vater ging auch immer zu ihm." Er seufzt. „Dann Vertraue ich dir mal. Obwohl ich es wahrscheinlich bereuen werde." „Keine Sorge. Außerdem gehe ich dort auch heute nicht hin. Ich will jetzt mit dir ein wenig Zeit verbringen."

Dann sehen wir beide, wie Mister Abberline ziemlich hektisch an meinem Arbeitsplatz vorbei läuft. Er schaut kurz in unsere richtung und erblickt Daniel. Sofort bleibt er stehen. „Daniel, was machst du denn hier?", meint er total fröhlich und begrüßt ihn herzlich. „Ich Arbeite ab sofort wieder hier." „Das ist ja toll. Dann kannst du vermutlich auf sie besser aufpassen als ich. Du musst mir auch unbedingt sagen, was du so erlebt hast aber heute nicht. Ich bin in Eile. Meine Frau bekommt ihr Kind." „Was!? Ist es schon soweit!? Dann wünsche ich deiner Frau viel Glück, dass die Geburt gut verläuft.", meine ich. „Danke." Sofort verlässt er Scotland Yard. Daraufhin schaut mich Daniel fragend an. „Seine Frau bekommt ein Kind?", fragt er. „Ja, das habe ich dir noch gar nicht erzählt. Aber jetzt weißt du es. Er ist total aufgeregt.", lache ich. „Das kann man nachvollziehen. Ist sein erstes Kind, oder?" Ich nicke. „Wäre schön, wenn du mir wirklich alles erzählst.", lacht er. „Entschuldigung, dein plötzliches auftauchen hat mich etwas verwirrt. Da habe ich das total vergessen." Er grinst mich an. „Dann gehe in dich und überlege, was du noch ausgelassen hast." „Nein, ich habe wirklich nichts mehr. Sonst habe ich dir alles erzählt." „Bist du sicher?", hakt er nach und kann sich ein Lachen nicht verkneifen. „Vielleicht was über dich. Hast du dich vielleicht endlich mal entschlossen, nicht mehr alleine zu sein?" Ich stupse ihn spielerisch an. „Du weiß ganz genau, dass ich dazu wirklich keine Zeit habe." „Keine Zeit? Ist das dein ernst? Komm schon! Du wärst mit mir zusammengekommen wenn ich nicht weggehen musste. Ich hatte wenigstens gehofft, dass du jetzt endlich jemand anderes gefunden hättest." „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Schließlich waren wir ziemlich jung. Aber ich hatte wirklich besseres zu tun als mich umzusehen und jemanden zu finden. Schließlich musste ich mich hier hocharbeiten." „Du bist ein hoffnungsloser Fall." „Naja, wer will schon eine Frau in Männerklamotten", meine ich lachend. „Du bist doch auch selber daran schuld." Ich seufze. „Können wir das Thema wechseln? Du machst mich sonst noch fertig." „Schon gut.", lacht er wieder.

Wir beschließen ein wenig spazieren zu gehen und so fängt er an zu erzählen, was er alles erlebt hatte. Schließlich war ich diejenige, die die ganze Zeit jetzt geredet hat. Ich möchte aber auch nicht immer nur von mir reden sondern auch mal was von ihm hören. Bevor er mich noch mehr durchlöchert. Mir gefällt es zwar nicht ihm nicht die ganze Wahrheit zu erzählen, was los ist und das ich doch irgendwelche Gefühle zu jemand anderem entwickele und total verwirrt bin. Das muss er einfach nicht wissen. Vielleicht werde ich es ihm noch erzählen aber vorerst lasse ich es. Es wäre auch leichter, wenn ich ihm das mit dem Teufel erklären könnte aber dadurch könnte ich ihn nur unnötig in Gefahr bringen und natürlich will ich das nicht. Es ist einfacher, wenn er über diese Sache im Unklaren bleibt. Er könnte sowieso nichts ausrichten wenn er es wüsste. Es würde ihm überhaupt nichts bringen. Aber ich hasse es einfach ihn anzulügen.

Nach einer weile sind wir auch wärend dem Gespräch zu mir gegangen. Da konnte ich ihm zwar nichts anbieten aber wir haben einfach weiter geredet. Wir merken nicht einmal, dass es schon dunkel wird. Bis Daniel aus dem Fenster schaut. „Tja, ich denke, es wird Zeit mal zu gehen. Wir sehen uns aufjedenfall Morgen.", meint er. „Gut. Aber wo kommst du eigentlich unter?" „Ich habe mir für die paar Tage erstmal ein Gasthaus ausgesucht, wo ich unterkomme. Wenn ich dann wieder zurück nach Deutschland gehe, werde ich mir auch eine Wohnung beschaffen und meine ganzen Sachen einliefern lassen." „Du musst doch nicht in ein Gasthaus gehen. Du kannst auch gerne hierbleiben. Ich kann dir gerne meine Wohnung überlassen. Schließlich lebe ich zurzeit im Phantomhive Anwesen." „Du hast mir doch gesagt, dass du momentan noch nicht viel Lust hast zurückzugehen oder?" „Ja, schon. Aber so wie ich die beiden kenne, werden sie mich wieder zurückholen. Deswegen kannst du auch gerne hierbleiben." „Nein, danke. Bleib du schön bei dir zu Hause. Ich komme ja schon unter. Ich will nicht dass du wegen mir wieder zurück musst, weil ich deine Wohnung habe." Wir verabschieden uns und er geht aus der Tür raus.

„Ich habe schon gedacht, er würde überhaupt nicht mehr gehen.", ertönt eine Stimme, die mich kurz zusammenzucken lässt. Wütend drehe ich mich um. „Schon einmal was von Privatsphäre gehört!?" Sebastian setzt sein Teuflisches grinsen auf. „Wer ist er?" „Warum willst du das wissen? Er ist ein alter Freund und mein ehemaliger Kollege sozusagen. Wir haben zusammen gelernt. Aber das ist doch egal! Was machst du hier!?" „Was sollte ich denn hier machen? Warum fragst du das immer? Du sollst zurückkommen." „Nein, danke! Der Kleine hat mir überhaupt nichts zu sagen! Ich gehe doch nicht mehr zu euch zurück! Von mir aus helfe ich euch bei Fällen aber mehr nicht! Ich habe keine Lust mehr da zu sein! Bei ihm nicht und am meisten bei dir nicht!" „Da hat wohl mein junger Herr ausgeplaudert, dass er Bescheid über uns weiß." „Es gibt kein uns! Und ja, er hat es ausgeplaudert! Ich hatte ja gehofft, dass er es nicht herausfindet oder gesagt bekommt! Meine Hoffnung war wohl vergeblich!" „Tue nicht so, als würdest du das alles bereuen. Denn das tust du nicht." „Das ist noch das schlimme! Ich will es bereuen und will dich dafür hassen aber das tue ich nicht!", platzt es aus mir heraus.

Black Butler-Die erste PolizistinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt