Überlegungen

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Lautes klirren ertönt. Schnell eile ich in die richtung und sehe eine Maylene, die auf dem Boden liegt. Um sie herum liegen Scherben. „Geht es dir gut?", frage ich und helfe ihr hoch. „Oh nein! Nicht schon wieder!" Sie sammelt schnell die Scherben ein. „Kann es sein, dass du heute noch zerstreuter als sonst bist? Ist etwas passiert? Du warst schon gestern so." Etwas beschämt weicht sie meinem Blick aus und schaut zu Boden. „Nein, es ist nichts. Alles ist in Ordnung." Sie Blick auf und lächelt mich an, dabei schaut sie mir aber immer noch nicht in die Augen. „Bist du dir sicher?", hake ich nach. Aber sie nickt nur und sammelt weiter die Scherben ein. „Komm, geh neue Teller holen. In der Zwischenzeit hebe ich hier alles auf." Sie überlegt etwas, nickt aber dann. Ich knie mich runter und sammele die Scherben auf. „Was ist denn hier passiert?", seufzt Sebastian. „Mir sind ein paar Teller runtergefallen.", sage ich, um Maylene zu schützen. Sebastian schaut mich skeptisch an. „Und warum hattest du die Teller?" „Ich wollte mich nützlich machen. Mir war langweilig." „Wir wissen doch beide, dass du es nicht warst. Solch ein Missgeschick würde dir nicht passieren, oder? Es ist nett, dass du Maylene helfen willst aber das ist ihre Arbeit." „Ich kann ihr doch wohl ein wenig helfen. Ich habe hier doch sowieso nichts zu tun." „Nun gut, wenn du hier helfen willst, dann kannst du den Stall ausmisten." „Ist das dein ernst?" Auf Sebastians Lippen steht wieder sein grinsen. „Natürlich meine ich das ernst." Ich seufze.

Sofort mache ich mich auch an die Arbeit. Aber ich bin ja auch selber dran schuld. Was habe ich auch erwartet? Das ich Maylene helfen soll oder Finny? Naja, ehrlichgesagt, habe ich das auch erwartet aber nicht, dass ich hier noch den Stall ausmisten darf. In Zukunft helfe ich nicht mehr. Aber es gibt eindeutig schlimmere Arbeiten. Ich habe schon oft Leichen gesehen und musste sie untersuchen und da beschwere ich mich ernsthaft darüber, dass ich einen Stall ausmisten muss!? Ich sollte froh sein, mal nicht die ganze Zeit in meinem Zimmer zu sitzen. Ohne Aufträge ist es hier ziemlich langweilig. Außerdem wollte ich heute eigentlich was mit Daniel machen aber die zwei wollen einfach nicht dass ich hier weggehe. Wahrscheinlich, weil sie nicht wollen, dass ich irgendwas verrate aber wer würde mir auch das alles glauben? Wenn ich nicht selber wüsste, dass sie existieren, würde ich selber jemanden für verrückt halten, wenn er behaupten würde, dass übernatürliche Wesen existieren. Aber ich weiß es nun mal besser. Was auch nicht immer vorteilhaft ist.

Als ich den Stall fertig ausgemistet habe, füttere ich noch schnell die Pferde. Am liebsten würde ich mir jetzt ein Pferd nehmen und in die Stadt reiten. Aber ich muss diesem drang widerstehen. Auf Ärger habe ich nicht wirklich Lust. Da spare ich mir das lieber.
Ein Maunzen reißt mich aus meinen Gedankengängen heraus. Ich schaue richtung Tür und erblickte eine schwarze Katze. Nach genauerem Hinsehen erkenne ich, dass es Nala ist. „Nala!?", frage ich unglaubwürdig und knie mich zu der Katze runter. Ich streichele ihr über den Kopf. Sofort fängt sie an zu schnurren. Also hatte Sebastian wirklich Recht. Sie ist hier tatsächlich aufgetaucht. Vielleicht möchte sie was zu essen. Ich erhebe mich wieder und laufe richtung Anwesen. Nala trottet mir hinterher. Leider muss sie draußen warten und ich schließe schnell die Tür, bevor sie reinkommen kann. Mit schnellen Schritten gehe ich in die Küche und erblicke Bard, der gerade dabei ist ein Stück Fleisch zu massakrieren. Von dem Fleisch hat er eindeutig zu viel abgeschnitten. „Bard? Das Fleisch, was du da liegen hast, schmeißt du doch weg, oder? Könnte ich das haben?" Etwas verwirrt schaut er mich an. „Ja, sicher. Ich kann es nicht gebrauchen. „Ok, danke." Ich nehme mir einen kleinen Teller aus dem Schrank und verfrachte das Fleisch drauf. Ich eile wieder nach draußen und stelle es der Katze vor die Nase. Schnurrend fangt sie an es zu essen.

„Habe ich dir nicht gesagt, sie wird kommen?" Ich drehe mich zu Sebastian um. „Ja, ehrlichgesagt, hätte ich das nicht gedacht. Aber du hattest recht." Ich lächele ihn an. Auf einmal ertönt eine Explosion. Sebastian fängt an zu seufzen. Daraufhin muss ich loslachen. „Anscheinend war Bard gerade dabei das Fleisch zu braten." „Hilf mir beim sauber machen. Wenn du es schon so witzig findest." „Schon gut. Ich wollte ja helfen." Ich folge ihm rein. Wie auch erwartet, ist die Küche auch zum größten Teil zerstört oder dreckig. Das Fleisch und andere Sachen kleben an den Wänden. Bard ist voller Ruß und rappelt sich gerade auf. „Das war wohl zu viel.", meint er und steckt sich eine Zigarette an. „Bard, wie oft habe ich dir hier schon gesagt, du sollst mit deinen Waffen nicht Kochen!? Egal mit welcher." „Entschuldigung, Sebastian. Ich wollte, dass es schneller fertig ist. Das dauert mir hier alles zu lange." „Bard, ich koche zwar selber so gut wie nichts aber du musst dir einfach mehr Zeit lassen. So kann das doch nichts werden. Außer vielleicht ein Chaos das andere dann wieder wegmachen müssen.", meine ich. „Ja, ich weiß." Seufzend verlässt Bard die Küche. „Er wird nie daraus lernen, oder?", frage ich. Sebastian schüttelt den Kopf. Dann krempelt er sich die Ärmel hoch und klatscht in die Hände. „Dann lass uns anfangen." Sebastian richtet sofort die kaputten Schränke. Ich mache alles sauber und versuche das Zeug von den Wänden zu bekommen.

Etwas erschöpft lege ich den Lappen beiseite und bin froh darüber auch alles ab bekommen zu haben. Die Küche sieht relativ nochmal in Ordnung aus. Sebastian inspiziert nochmal alles und nickt zufrieden. Er dreht sich zu mir um. „Vielen Dank für deine Hilfe." Er beugt sich zu mir vor. Aus Reflex trete ich einen Schritt zurück, aber er hält mich fest. Seine Lippen berühren meine. Ich wehre mich dagegen einfach nicht mehr. Lasse es einfach geschehen. Natürlich grinst er dabei. Vermutlich lacht er mich aus und fühlt sich bestätigt, dass Menschen schwach sind. Aber das ist mir egal. Ich will mich nicht mehr wehren. Ich schaffe das einfach nicht. Außerdem würde er es sowieso nie aufgeben. Leider weiß ich nicht, ob er sich daraus nur einen Spaß macht, oder nicht. Ich hoffe es mal nicht. Aber sogar das würde ich auch von einem anderen Mann hoffen. Aber er ist ein Teufel. Damit habe ich mir mein eigenes Grab geschaufelt. Ich weiß nicht ob ich es vielleicht sogar bereuen würde aber was kann ich schon dagegen machen? Er bringt meine Gefühle trotz allem durcheinander. Und genau das macht mich schwach und verwundbar.

„Du wirst hier jetzt nicht mehr gebraucht. Du kannst in dein Zimmer gehen." Ich nicke zögerlich und verlasse die Küche. Im Flur treffe ich auf Maylene, die immer noch meinen Blick meidet. Ich will sie gerade am Arm festhalten, als sie plötzlich über ihre Füße stolpert und sich der Länge nach hinlegt. Sofort gehe ich zu ihr hin und helfe ihr auf. „Danke.", murmelt sie. „Was ist denn los mit dir? Habe ich dir irgendwas angetan? Wenn ja, dann tut es mir total leid. Aber es wäre schön, und auch hilfreich, zu erfahren, was es war. Du meidest meine Blicke die ganze Zeit." „Um Gottes willen, nein! Nein, du hast gar nichts falsch gemacht. Daran liegt es gar nicht." „Um was dann?" „Gestern habe ich dich und Sebastian im Garten ziemlich nah beieinander gesehen und generell macht ihr den Eindruck, als ob ihr euch sehr nahe steht.", sagt sie Traurig und läuft auch dabei rot an. Etwas verwundert schaue ich sie an. „Warte mal...bist du in ihn verliebt?", frage ich überrascht. Ihr Gesicht wird noch rötlicher. „Es tut mir so leid, Maylene. Das wusste ich nicht!" „Das hättest du auch nicht wissen können. Aber was ist zwischen euch?" Ich schlucke einmal schwer. Was soll ich denn dazu sagen? „Ich kann dir dazu leider nicht einmal eine ordentliche Antwort geben. Ich weiß es selber nicht so genau. Ich weiß, dass klingt komisch aber es ist so.", sage ich wahrheitsgemäß. Sie nickt dazu nur.
„Ich muss mich wohl damit abfinden, oder?", meint sie mehr zu sich selbst. „Sebastian interessiert sich einfach nicht für mich." Ein schlechtes Gewissen überkommt mich aber es ist auch besser so. Sie weiß nicht was er ist und sie hat es nicht verdient bei einem Teufel unterzugehen. Was würde passieren, wenn die Angestellten wüssten was Sebastian in Wahrheit ist und was er mit Ciel anstellen wird? Würden sie ihn dann immer noch verehren? Er hat sie zwar hierher gebracht und darüber sind auch alle froh, aber sie mögen auch ihren Herrn. Und wenn Sebastian Ciels Seele hat, dann verlieren sie alles. Sebastian würde sich dann einen Dreck um das Anwesen scheren. Somit würden die Angestellten Sebastian hassen, wenn sie das wüssten. Aber leider kann ich daran nichts ändern. Ich werde nichts über die Existenz von übernatürlichen Wesen verraten. Also muss ich den Untergang mit ansehen. Ob ich es nun will oder nicht. Mein Schicksal kann ich nicht ändern, genauso wenig wie ich das Schicksal des Anwesens nicht ändern kann. Ich muss alles seinen Lauf lassen. Auch wenn ich das nicht will.

Sie lächelt mich noch einmal an und dreht sich dann rum. „Ich muss dann noch weiter arbeiten." Ich schaue ihr noch hinterher und gehe dann selber weiter. Sie sollte sich glücklich schätzen. Aber sie weiß es nicht. Es ist besser so.
Ich mache die Tür auf und gehe in mein Zimmer. Da schaue ich mich erst einmal um. Langsam schlendere ich auf mein Bett zu und lasse mich einfach drauf fallen. Wie würde alles aussehen, wenn ich nicht wüsste, dass es übernatürliche Wesen gibt? Hätte ich es in meiner Karriere soweit geschafft? Würde ich jetzt hier sein? Vielleicht hätte ich auch Rache für meine Eltern gewollt und hätte meine Seele verkauft. Wer weiß? Aber ich bin froh, dass es nicht soweit gekommen ist. Meine Seele will ich behalten und nicht verkaufen. Außerdem bekomme ich so oder so Hilfe bei dem Mörder. Ich weiß zumindest, dass es sich nicht um einen Menschen handelt. Undertaker sagte mir, dass ich es nicht alleine schaffen könnte und mir Sebastian zu Hilfe holen sollte. Ich will es nicht aber ich will auch nicht sterben. Also bleibt mir bei dieser Sache nichts anderes übrig. Ich bin nur ein normaler Mensch und schwach. Ich wäre schneller Tod, als ich schauen könnte. Und das möchte ich verhindern. Sterben kann ich zwar, aber erst nachdem er Tod ist und niemanden mehr Schaden anrichten kann. Ich weiß, die Welt wimmelt nur so von Mördern und Verbrechern und ich kann nicht alle hinter Gittern bringen oder ausschalten aber ihn werde ich aufjedenfall beiseiteschaffen. Auch ich will Rache. Schließlich hat er beide meiner Elternteile auf dem Gewissen. Das kann ich einfach nicht vergessen und ignorieren. Wie kann man das auch?

Ein klopfen reißt mich aus meinen Gedanken und ich erhebe mich. Sebastian steht in der Tür und mustert mich grinsend. „Seit wann stehst du denn da schon!?" „Schon eine ganze Weile aber du warst in Gedanken. Ich habe ein paar Mal geklopft." „Wirklich!? Entschuldigung, ich habe es nicht gehört. Was willst du hier? Mich nerven?" „Keineswegs. Ich wollte dir nur einen Tee vorbeibringen." Er kommt in mein Zimmer rein und stellt den Tee auf einen kleinen Tisch neben dem Fenster ab. Dann geht er wieder richtung Tür. „Was passiert eigentlich mit dem Anwesen, wenn du das bekommen hast, wonach du so sehr strebst?", frage ich. „Dies wird dann nicht mehr mein problem sein." „Das war klar. Warum habe ich eigentlich gefragt? Ciel wird einfach verschwinden oder für Tod hingestellt. Genauso wie du und die Dienerschaft darf damit leben." Er dreht sich zu mir um. „Ich interessiere mich nicht für sie. Ich möchte nur die Seele, meines jungen Herrn. Was danach geschieht, hat für mich kein Interesse mehr. Das solltest du doch am besten wissen. Schließlich weißt du doch alles über uns." „Ja, mir war das klar. Dennoch wollte ich nachfragen. Die Angestellten vergöttern dich ja nicht umsonst. Hätte doch sein können, dass du dich in irgendeiner weiße dich für sie interessierst." Sebastian lacht etwas. „Das ist mein Job sie einzustellen und dafür zu sorgen, dass sie ihre Arbeiten ordentlich erledigen. Mehr nicht. Ich habe nur darauf geachtet, dass der junge Herr Angestellte bekommt, die das Anwesen verteidigen und den jungen Herrn beschützen können. Nur darauf kam es an." „Gut. Das wollte ich nur wissen. Dann liegt es an mir, sie wenigstens davor zu beschützen, auf der Straße zu landen.", meine ich. „Du kannst nicht alles verhindern." „Das weiß ich."

„Warum hast du überhaupt nachgefragt, wenn du es dir schon denken konntest? Wolltest du etwas Bestimmtes hören?" „Nein, deine Antwort war mir, wie schon gesagt, klar. Aber ich wollte sicher gehen:" „Nein, ich habe an was anderes Gedacht. Vielleicht willst du hören, dass ich dich mitnehme oder bei dir bleibe?" Ich fange an etwas zu lachen. „Nicht wirklich. Wenn du weg bist, wird mein Leben einigermaßen nochmal normal sein und ich muss hier nicht mehr im Anwesen sein. Außerdem habe ich dann auch nochmal meine Gefühle unter Kontrolle. Wenn du zurück in die Hölle gehst, würde ich da ganz bestimmt nicht mitkommen." Sebastian kichert. „So schlimm ist es nicht. Ich werde mir noch überlegen, was ich tun werde. Aber ich es dir schon einmal gesagt, mich wirst du nicht mehr los. Ich kann dich auch ganz schnell unfreiwillig mitnehmen." „Nein, danke! Mir ist das scheißegal, wo du hingehst aber ich bleibe hier und mache meine Arbeit.", sage ich wütend. „Du kannst wohl an nichts anderes denken, oder?" „Doch, ich denke an vieles aber das ist nun mal der Hauptbestandteil meiner Gedanken." „Du bist wie eine Marionette und Scotland Yard zieht die Fäden." „Nein, die einzigen, die hier die Fäden ziehen, seid ihr! Ihr haltet von Scotland Yard vielleicht nicht viel aber für mich ist es mein zu Hause. Du kannst es verstehen, oder auch nicht. Das ist mir egal. Schließlich kann ich dich genauso verstehen. Und will es auch ehrlichgesagt nicht. Ich kann zwar so einiges herausfinden aber das übersteigt meine Fähigkeiten." „Es wäre doch viel zu langweilig, wenn du das könntest. Und zu sehen, wie du dein Köpfchen anstrengst, ist sehr amüsant." „Denk doch was du willst!" Wütend verschränke ich die Arme. „Nur damit dir eins klar ist, mit mir wirst du es nicht leicht haben!", meine ich. „Keine Sorge. Ich werde schon zurechtkommen. Mit der Dienerschaft habe ich es schließlich auch nicht leicht." Ich seufze. „Von mir aus. Mach du doch was du willst. Das ist mit echt zu mühselig. Was machst du eigentlich noch hier? Hast du nicht noch was zu tun? Oder besteht deine Aufgabe darin, mich zu nerven?" „Eigentlich habe ich nichts mehr zu tun. Aber jetzt schon..."

Black Butler-Die erste PolizistinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt