Tjamand fuhr aus dem Albtraum hoch. Sie schwitzte und zitterte gleichermaßen, ihr Herz hämmerte wild und unregelmäßig, während in ihrem Kopf die Bilder ihres Traumes herum wirbelten. Sie beruhigte sich langsam wieder, nachdem sie gemerkt hatte, dass sie sich immer noch in derselben Höhle befand und keine Gefahr drohte. Der Morgen graute, Licht fiel durch den kleinen Spalt in dem Felsen.
Sie sah dünne Rauchzungen in den Himmel steigen, wo die Stadt zwischen den Bäumen lag. Vermutlich war es schlimmer zerstört als Sovrial. Der nächtliche Angriff hatte sie überrascht und niemand hatte sich darauf vorbereiten können.
Tjamand kroch aus der Höhle. Alle ihre Glieder taten ihr weh und bei jeder Bewegung, die sie tat durchzuckte sie Schmerz, doch sie stieg auf ihr Pferd und ritt den schmalen Weg entlang, den sie zuvor gekommen war. Falls es Überlebende gab, waren sie sicher verletzt und vielleicht konnte sie noch einige Vorräte mitnehmen.Sie fühlte sich unendliche allein, so wie sie auf ihrem Pferd dem Weg folgte und die kühlte Morgenluft um ihre Nase wehte. Sie stellte sich vor, wie sie das Tor passierte, wie Thoas sie begrüßte und die Stadt noch immer in altem Glanz vor ihr lag. Wie sie sich umarmten und schließlich aufbrachen, um ihre Aufgabe zu erfüllen.
Tjamand schloss für einen Bruchteil einer Sekunde die Augen und unterdrückte die aufkommende Trauer.
Sollte sie zurück nach Sovrial? Zurück in die Gilde, zu Benedictus? Sie wusste es nicht. Was sollte sie dort tun? Auf einen nächsten Angriff warten oder Steine in den See werfen? Tjamand beschloss, zunächst die Stadt noch einmal näher auszukundschaften. Oder die Trümmer derjenigen. Denn als das Tor in Sicht kam, sah sie bereits das angeschlagene Tor und Steinbrocken, die auf dem Boden lagen. Sie wollte zu Fuß durch die Straßen streifen, weswegen sie das Pferd vor dem Tor anband.Stille.
Lediglich vereinzelte Flammen knisterten noch und wanden sich im Wind, doch sonst war kein Laut zu hören.
Der Angriff musste schlimmer geendet haben, als sie es sich ausgemalt hatte. Dennoch zwang sie sich, weiterzugehen und die Körper, die fast unter den Trümmern begraben waren, nicht zu beachten.
Die Kapelle war zerstört, die kunstvollen Statuen entstellt und zersplittert.
Sie schreckte zurück, als sie ein Ächzen hörte und sah sich hektisch um. Neben ihr, fast verschüttet von den Trümmern der Häuser, lag ein Junge, dessen Gesicht von Blut überströmt war. Zuerst war sie entsetzt von all dem Blut, aber dann bemerkte sie seinen flachen Atem. Sein Brustkorb hob sich kaum merklich und sie begann mit klopfenden Herzen, die Trümmer von ihm wegzuräumen. Die Steinbrocken und Holzlatten waren schwer, doch nach einiger Zeit hatte sie es geschafft, alles fort zu räumen. Die dunklen Augen des Jungen beobachtete sie bei jeder Bewegung, trotzdem untersuchte sie seine Wunden.Die Wunde auf seinem Kopf war nicht so schlimm, wie sie befürchtet hatte und sonstige schwere Verletzungen waren ausgeblieben, lediglich an seinem Bein war noch ein tiefer Schnitt.
Vorsichtig hob sie ihn hoch und hörte sein gepresstes Stöhnen und wusste, dass er in diesem Moment leiden musste.Mit zusammengebissenen Zähnen trug sie ihn zum Ausgang des Tores.
Tjamand hatte keine Kraft mehr, nach weiteren Menschen zu suchen, weswegen sie den Jungen auf das Pferd setzte und das Tier den Weg hinauf führte. In regelmäßigen Abständen untersuchte sie seine Wunden und ob er noch atmete.Die Wolken verdichteten sich über ihr und bildeten eine graue Decke über ihr. Es donnerte und die ersten, dicken Tropfen fielen vom Himmel auf sie herab. Es dauerte nicht lange, bis sie beide bis auf die Knochen durchnässt waren. Tjamand fror in der Kälte und konnte sich nur noch langsam voran schleppen.
In der Ferne sah sie etwas Oranges leuchten. Was konnte das sein? Die Angst war durch die Müdigkeit gedämpft und sie hielt darauf zu. Doch ihre Beine waren schwer, ihr Kopf voll mit unklaren Gedanken und ihr Bauch und ihr Mund schrien nach Wasser und nach etwas Essbaren.Schließlich, als das Orange schon größer geworden war, rief sie noch etwas in den Himmel, aber dann sackte sie auf dem schlammigen Weg zusammen und blieb liegen.
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Schwarzes Feuer / on hold
Random》Wenn die Schwarzen Seelen die Macht erlangen wird die Sonne verdunkelt werden und nie wieder erstrahlen.《 Tjamand und alle Bewohner der Sonnenwelt bereiten sich darauf vor. Denn es ist bald soweit. Sie werden kommen. Danke an Knightly_Mia für das...