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Das Feuer und die Hitze schlugen nach ihr, doch sie hielt dem stand und suchte stattdessen weiter. Der Rauch biss in ihrer Lunge, ihre Augen brannten von dem Rauch und tränten. Er ertönte nochmals. Der Schrei war leise, jedoch deutlich zu hören. So, als würde die Person immer schwächer. Das Knistern der Flammen ließ die Stimme untergehen und Tjamand lief in die Richtung, in der sie die Person vermutete. Um sie herum krachten Balken von den Häusern, die vom Feuer zerfressen und zersetzt wurden und knallten flammend auf die Straße. Tjamand hielt sich den Arm vor ihren Kopf, vor ihre Augen, um sich zu schützen. Dennoch rannte sie weiter, auch, wenn sie immer wieder strauchelte und brennenden Holz ausweichen musste.

Da! Sie entdeckte eine zusammengekauerte Gestalt, die sich an eine Mauer drückte. Ohne zu zögern, lief sie darauf zu. Das Knistern des Feuers lag ihr in den Ohren und sie spürte, wie ihr Hals kratzte. Sie bekam keine Luft mehr, durch den Rauch, der in der Luft lag.

Endlich war sie bei der Gestalt angelangt, sie schien bewusstlos.

Hustend und keuchend hob sie sie hoch und drehte sich um sich selbst. Überall waren Flammen und Rauch.

Sie blinzelte schneller, damit der Rauch ihre Augen nicht zu sehr reizte, damit er ihr nicht die Sicht nehmen konnte.

Tjamand versuchte einzuatmen, doch von dem Rauch wurde ihr übel und schwindelig. Taumelnd ging sie einige Schritte. Sie stolperte die Straße entlang, als plötzlich schwarze Punkte vor ihren Augen tanzten und sie seitlich auf die Steine fiel.



Langsam schlug sie die Augen auf. Um sie herum war immer noch die brennende Stadt, nur, dass die Flammen jetzt bereits soviel gefressen hatten, dass sie fast nicht mehr lodern konnten. Langsam erstarb das rote Feuer.

Tjamand spürte, wie ihr Hals bei jedem Atemzug kratzte und wehtat. Ihre Augen brannten und sie rappelte sich mühsam auf. Die Gestalt neben ihr lag immer noch unbewegt an derselben Stelle, ihr Atem ging nur noch flach.

An der Größe war zu erkennen, dass es nur ein kleineres Kind sein konnte. Kurz schloss Tjamand die Augen und fasste all die Kraft, um das Kind aus dem Dorf zu tragen.

Vor ihren Augen tanzten immer noch Punkte und um sie herum regnete es schwarze Asche. Von den Häusern war nichts mehr übrig, außer Bergen von Ruß.

Jeder Schritt war für sie eine unbeschreibliche Anstrengung und die Stimmen, die nach ihr schrien, konnte fast nicht mehr hören. „Tjamand!", schrie Thoas und obwohl er laut rief, drang es nur dumpf an ihr Ohr. Dennoch blieb sie taumelnd stehen und sah sich um. Sie erschrak, als sie seine Hand spürte, die sie stützte.

„Tjamand, hörst du mich? Ich bringe dich zurück, ja?", sagte er und erhielt von Tjamand nur ein monotones Nicken als Zeichen, dass sie verstanden hatte.

Sie ließ sich vollständig von ihm leiten, ihre Schritte waren schwerfällig und klein.

Ihr einziger Trost für ihren Schmerz war, dass sie das Kind gerettet hatte. Es atmete noch, wenn auch unmerklich. Es darf nicht sterben! Sonst war alles umsonst!

Sie hörte von weit weg Stimmen, sah Menschen, sie zu ihr kamen, die ihr Fragen stellten, doch sie konnte sie nicht verstehen.

„Tjamand", hörte sie Thoas Stimme und war auf eine Art und Weise froh darüber, „trink das. Wir werden uns um sie kümmern."

Erst einige Momente später realisierte sie, dass mit „sie" das Kind gemeint war, das ihr sanft aus den Armen genommen wurde.

Zitternd nahm sie das kleine Fläschchen. Es war aus Ton und hatte einen kleinen Korken als Verschluss. Es gab ein leises Geräusch, als sie ihn unsicher und mit zitternden Fingern herauszog. Als die Flüssigkeit in ihren Mund kam, freute sie sich über den süßen Geschmack, doch als sie schluckte, brannte sie im Hals. Dennoch trank sie weiter, bis das Gefäß leer war.

„Danke", krächzte sie heiser, obwohl sie nicht wusste, ob sie sich für den ekelhaften Sud bedanken sollte. Er brannte immer noch in ihrem Hals.

Die Flasche wurde ihr aus der Hand genommen und sie spürte, wie Thoas sie hochzog. „Ruh dich aus", sagte er beruhigend und brachte sie zu einem Stofffetzen, der zusammengelegt war. Schwankend ließ sie sich darauf nieder und spürte fast augenblicklich, wie die Erschöpfung sie in den Schlaf gleiten ließ.

Schwarzes Feuer / on holdWhere stories live. Discover now