V.

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Es war nun zwei Jahre her, das Robin, Tuck und Little John Nottingham verlassen hatten. Jeder hatte die Hoffnung aufgegeben, daß sie noch leben würden.
Aber Marian hoffte immer noch im Stillen, wenigstens eine Nachricht zu bekommen, wie es Robin denn gehen würde.

Ein neuer Tag begann, es war alles so wie immer. Die königliche Familie aß zusammen und danach ging jeder seinen Aufgaben nach. König Richard regierte, der Sheriff stattete dem Dorf einen Besuch ab und Marian besuchte Scarlett in der Küche. Vielleicht konnte sie sich ja mit Backen ablenken.
Schließlich wurde eine Trompete geblasen und lauthals verkündet: ,,Alle königlichen Mitglieder und Ritter von Wichtigkeit möchten sich jetzt bitte im Thronsaal einfinden!".
Also ließ Marian den Teig, den sie grade geknetet hatte, zurück und ging in den Thronsaal.
,,Meine lieben Freunde. Ich finde, es ist eine wunderbare Idee, für heute Abend ein Bankett zu veranstalten. Sowas hatten wir schon seit langem nicht mehr". Gehorsam nickten alle und König Richard fuhr fort: ,,Aber bis dahin braucht es noch etwas Vorbereitung. Also habe ich Aufgabeneinteilungen angefertigt. Marian, du-".

Plötzlich wurden die Türen aufgerissen und eine fremde Person stürmte herein, hinter sich zwei Wachen, die kaum fassen konnten, was hier gerade geschah.

,,Majestät!!!! Majestät!!!!", rief die Person und hob wichtigtuend den Zeigefinger.
Neugierig beugten sich alle vor und betrachteten den Neuankömmling. Er schien sehr groß zu sein, doch weitere Körpermerkmale waren nicht zu erkennen. Die Person hatte einen schlammbraunen Umhang, der ungefähr so aufgebaut war wie die Kleidung eines Mönches, der an einzelnen Stellen sehr beschmutzt war mit Grasflecken oder Dreck. Auf dem Kopf der Person lag eine riesige Kapuze, die ihr bis zu den Lippen ins Gesicht fiel. Sie war ebenfalls schlammbraun und schmutzig.
Der Neuankömmling hatte eine ziemlich kratzige und unangenehm klingende Stimme, die einem einen Schauer über den Rücken jagte.

Die Person fiel vor dem König auf die Knie und atmete schwer und mit röchelnder Stimme, als wäre sie die ganze Zeit durchgerannt.
Verwirrt fragte König Richard: ,,Was ist los? Und wer seid Ihr?".
Die Gestalt richtete sich auf und sah vermutlich zu dem Antlitz von dem König. ,,Ich habe vielleicht lang ersehnte Neuigkeiten. Von jemandem namens Robin Hood!".

Was um Himmels Willen?! Marians Kopf fuhr herum und sie starrte die Gestalt an. Hatte sie richtig gehört? Endlich, nach langer Zeit, kam nun so ein Hampelmann an und sagte, er habe Nachrichten von Robin. Wie komisch. Sie glaubte, sie träumte.
Marian trat mit einer majestätischen Bewegung nach vorne und legte ihre Hände ineinander, während sie freundlich und mit funkelnden Augen fragte: ,,Wirklich? Das ist ja kaum zu glauben!
Wir warten schon so lange auf irgendeine Neuigkeit von Robin Hood und seinen Freunden. Also, fahren Sie bitte fort!".
Die Gestalt räusperte sich. ,,Wie Ihr wünscht.
Es ist zwar schon eine Weile her, aber ich bin Augenzeuge von dem Kampf, der zwischen Baron Fitzwalter und Euren Untertanen stattgefunden hat".
Marian ließ ihre Hände sinken und fragte vorsichtig: ,,Kampf?".
Die Person nickte knapp und sagte kalt: ,,Ja, Kampf. Es tut mir leid, das Ihnen nach so vielem hoffnungsvollen Warten mitzuteilen, aber Robin Hood und seine Freunde haben ihn nicht überlebt".

Die anfängliche Freude, die sich auf Marians Gesicht ausgebreitet hatte, verschwand mit einem Atemzug und hinterließ unendliche Trauer und Schmerz. Sie hatte so etwas nicht verdient. Erst quälte sie sich zwei Jahre mit der Unwissenheit ab, und dann wurde sie mit solch einem Ergebnis belohnt. Nur ziemlich schwer konnte Marian sich zurückhalten, einen Enttäuschungsschrei zu rufen.
Sie seufzte und straffte die Schultern. ,,Okay. Das haben wir uns schon gedacht. Danke. Für die Auskunft".
Die Prinzessin machte Anstalten, sich umzudrehen und schnell zu ihrem Zimmer zu laufen, doch Richard hielt sie fix zurück.
,,Bitte bleib noch hier, Cousine, wenigstens so lange, bis du weißt, mit wem du hier die Ehre hast!".
Marian nickte automatisch und stellte sich majestätisch und mit einem gefühlslosen Gesicht hin.

Für immer (MOMENTAN IN ÜBERARBEITUNG, NICHT LESEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt