Der Januar war kalt und trocken. Eine Kombination, die James überhaupt nicht mochte. Die Welt verwandelte sich in eine eisige Schneekugel und wurde dunkel und düster.
Fröstelnd schmiegte er sich gegen seinen roten Schal und schaute nachdenklich aus dem Fenster des Hogwartsexpress und beobachtete die verschneite Landschaft.„...und dann hat einer der Jungs die Scheibe eingeschlagen und wir sind alle in das Geschäft geklettert, um neues Essen zu klauen. Ich hab auch Pergament und eine Feder gefunden, womit ich euch dann den Brief geschrieben habe.", erzählte Remus gerade von einem seiner aufregenden Ferien-Erlebnisse. „Später hab ich auf der Straße eine Briefmarke entdeckt, sodass er euch auch noch am gleichen Tag erreichen konnte." Ihr Freund strahlte über beide Ohren und war sichtlich stolz auf seine Errungenschaft.
Remus war jetzt kein Waisenkind mehr.
James' wollte für sich nicht entscheiden, ob ein Leben als Verbrecher ohne Dach überm Kopf ein angenehmeres war und dies war auch nicht seine Aufgabe. In Hogwarts würde dies erstmal keine Rolle spielen.•••
Regulus saß in einem geschlossenen Abteil des Zugs zusammen mit seinen Freunden und kritzelte in sein Notizbuch, wodurch er nur am Rand mitbekam, wie alle über ihre ach so tollen Ferien berichteten.
Evan zum Beispiel war mit seiner reinblütigen Familie in die Berge gefahren, wo noch mehr Schnee lag, als in ihrer Gegend.
Barty hingegen blieb Zuhause bei seinen Eltern und lernte über die Wochen hinweg viele neue Angriffszauber, um „den Gryffindors den Arsch heiß zu machen", erklärte er gehässig grinsend.Und Regulus war zu dem Zeitpunkt einfach nur erleichtert, dass seine Erziehungsberechtigten ihn überhaupt wieder zur Schule für Hexerei und Zauberei schickten, denn dies wäre bei ihren Umständen fast ins Wasser gefallen.
„Hey, Reggie", sprach ihn ausgerechnet Snape plötzlich an. Der Junge hatte keine Ahnung, wann sie anscheinend so dicke miteinander geworden sind, dass sie sich nun mit Spitznamen ansprachen, aber das interessierte ihn auch herzlich wenig. Er machte sich nichtmal die Mühe, von seinem Buch aufzuschauen. „Was zeichnest du da?"
Aus dem Augenwinkel erkannte er wie die langen schwarzen Haare sich gegenüber von ihm neugierig vorbeugten, versuchen, auf seine Zeichnung zu lunsen. Regulus aber lehnte sich nur zurück und zog seine Beine an sich ran. „Das geht dich überhaupt nichts an, klar? Tu nicht so, als wären wir befreundet oder du interessiert."Ab jetzt würde in der Schule alles anders werden, das nahm er sich fest vor.
Er würde keine einzige Emotion mehr zulassen, mit niemanden mehr über Banalitäten sprechen, nur die Lehrer zum Unterricht befragen und sein ganzes Wesen ruhig und kühl behalten.
Wenn man mal ehrlich war, hatte er auch keine andere Wahl, als diesen Weg einzuschlagen.
Jetzt nicht mehr..
Regulus musste seine Freunde, Außenstehende.. und vor allem James Potter vor sich selbst und seinem neuen Zustand beschützen.
Den Blick auf die Ärmel seines Hemds schlug er das Buch zu, stand plötzlich auf und verließ das Abteil tonlos. Er brauchte dringend frische Luft.•••
James wurde schrecklich langweilig, denn niemand beschäftigte sich mit ihm. Peter versuchte jegliche Hausaufgaben nachzuholen, die er vor den Ferien nicht erledigt bekommen hatte und Sirius schaute mit riesigen, glitzernden Augen zu ihrem Werwolf, der niemals aufhören könnte, zu sprechen. Er hatte anscheinend so viel erlebt, dass sie bei der Erzählung noch ganze vier Tage von seiner Ankunft bei den Potters entfernt waren.
James verfiel langsam aber sicher in seine eigenen Gedanken, die ihn, wie sonst immer jeden Abend, von innen aufaßen und schuldig fühlen ließen, als wäre er der schrecklichste Mensch auf dieser Welt.Irgendwann fielen ihm die Augen sogar fast zu, da entschied er sich kurzfristig, einen kleinen Exkursion durch den Zug zu unternehmen. Schließlich würde eh keiner seiner Freunde ihn in den nächsten Minuten benötigen und so konnte er wenigstens verhindern, einzuschlafen. Das würde nur schlechte Laune für den Rest des Tages provozieren.
Im Gang war es frischer und heller, wodurch James die Augen zusammenkneifen musste, die Kapuze hochzog und zu Beginn ohne Kontrolle wenige Schritte machte, aber dann wurde es besser und er hatte wieder Zeit, sich zu orientieren. Ihm kam bald schon die Dame mit dem Servierwagen entgegen und lächelte ihn aus alten Gesichtszügen heraus an. „Mein Lieber, suchst du etwas Bestimmtes?", fragte sie fürsorglich und kramte zwei Tüten verschiedener Gummibärchen hervor. „Heute will mir keiner etwas abkaufen. Wenn du magst, bekommst du diese beiden zum Preis von einem."
Der Brillenjunge schaute mitleidig zu der alten Frau hoch und betrachtete die beiden Tüten, da fiel ihm etwas auf. Verwirrt machte er einen Schritt zur Seite und schielte an ihr vorbei, da stand er.
Circa 15 Meter von ihm entfernt lehnte Regulus den Kopf aus einem der Fenster. Seine wuscheligen Locken wehten im Wind und James hatte das bedrückende Gefühl, dass seine Haut noch blasser und weißer war, als vor den Ferien. Vielleicht lag das aber auch am Schnee.
Am Ende war es total egal, denn was zählte war, dass er überhaupt im Zug stand.„Ich danke ihnen, aber ich habe keinen Hunger.", verabschiedete er sich kurz und drückte seinen Körper hektisch am Wagen der traurigen Alten vorbei, zügige Schritte in die Richtung des Slytherins.
„Regulus!", rief er aufgeregt und wurde direkt wieder schneller, als dieser ihn zu registrieren schien und sich zu ihm drehte. Doch was war dann bloß? James wollte sich am liebsten die Augen reiben, als er sah, dass der Reinblüter sich eilig in die andere Richtung drehte und davon lief. Aber so schnell gab James nicht auf. Nun wurde auch er nochmal schneller, bis er joggte. „Hey, warte! Ich will doch nur mit dir reden!"
Keine Chance. Er verfolgte Reggie noch bis in den nächsten Waggon, dann hatte er ihn mit einem Mal verloren. Verdammt, das hätte ihm nicht passieren dürfen. Er war so nah dran..
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Oh nein, oh nein :(
Was da wohl wieder im Weg steht..?
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Schicksalswege ||Jegulus ff||
FanficEinige Sekunden war es still, dann begann Regulus peinlich berührt zu lachen und wischte sich übers Gesicht. James hatte ihn zuvor noch nie wirklich Lächeln oder Lachen gesehen, doch jetzt, als es geschah, glaubte er dahinschmelzen zu müssen. „Du b...