Türchen 14 Kapitel 14

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»Julie, du weißt, wie wichtig du mir bist. Auch wenn wir uns die letzten sieben Jahre nicht gesehen haben, warst du immer in meinem Herzen.«

»Versuchst du mir gerade Honig ums Maul zu schmieren?«

»Ich hätte es Deep Talk genannt, aber wenn du es so bezeichnen willst, dann von mir aus.«

»Deep Talk also. Na gut, dann reden wir. Bevor du New York verlassen hast, hast du dir jemals mehr als nur Freundschaft gewünscht?«

Liam zögert ein paar Sekunden. »Nein.«

»Warum nicht? Ich bin nicht eingebildet, aber ich weiß, dass ich nicht schlecht aussehe. Ich habe all das zu bieten, was deine Ex-Freundinnen auch hatten. Fandest du mich hässlich oder wieso konnte von deiner Seite keine Liebe entstehen?«

»Mir sind deine weiblichen Attribute sehr wohl aufgefallen. Du warst schon immer bildschön, aber ich wollte dich nicht mit diesen Augen ansehen.«

»Das kratzt jetzt trotzdem an meinem Ego.«

»Braucht es nicht, denn du bist einer der Gründe für meine Rückkehr

Verblüfft schaue ich ihn an.

»Du hast mir viel bedeutet und ich wollte es nicht riskieren, dich zu verlieren. Wir waren jung und unreif. Neben den Alltagsproblemen hätte es passieren können, dass die Beziehung scheitert, und dann hätte es nicht einmal unsere Freundschaft mehr gegeben. In Australien lernte ich andere Frauen kennen, aber nie hat es sich richtig angefühlt. Bis mir klar wurde, dass du der Grund dafür bist.«

»Aber du hast gesagt, erst als du mich am Weihnachtsmarkt gesehen hast, hat sich etwas geändert.«

»Das war eine Lüge. Tut mir leid für den Kuddelmuddel, aber ich wollte dich nicht überfallen. Außerdem wusste ich nicht, ob du Single bist oder ob du mir nach all den Jahren eine Chance geben würdest. Ich wollte zuerst einmal die Lage checken. Jetzt kennst du die Wahrheit.«

»Nie im Leben hätte ich das für möglich gehalten.«

»Ist es aber und ich hoffe, dass du mir meinen blöden Ausrutscher verzeihen kannst.«

Ich nicke und es folgt ein intensiver Zungenkuss. Aus Versehen komme ich an den Kaffeevollautomaten an und drücke einen Knopf. Das Geräusch lässt mich aufschrecken.

Erst als ich mich umdrehe, sehe ich die Milch und den Kaffee herausströmen. »Nicht schon wieder.«

Wieder müssen wir das Chaos beseitigen und wischen alles weg.

»Du solltest heute lieber nichts mit Milch, Kakao, Kaffee oder sonstigen Getränken zu tun haben.«

»Und was ist mit Eierlikör?« Ich zeige auf die Flasche am Küchentisch.

»Wie könnte ich da nein sagen, wenn du es betrachtest, wie leuchtenden Kinderaugen den Weihnachtsmann.«

Mit dem Eierlikör und zwei Gläsern gehen wir ins Wohnzimmer und setzen uns vor den Kamin. Es dauert nicht lange, bis die Flasche fast leer ist. In der Zwischenzeit hat Liam Musik aufgedreht und neben dem Knistern des Feuers hört man leise Feliz Navidad spielen.

Unter der Sofadecke kommen wir uns wieder näher und lieben uns zum zweiten Mal in dieser Nacht. Wir ignorieren sogar die Schneekugel, die wegen uns auf den Boden fällt und zerbricht. Was mich aber nicht in Ruhe lässt, sind die Schneemann- und Wichtelfigur, die uns penetrant beobachten.

»Schatz, wart kurz.«

Liam hebt seinen Kopf, während er auf mir liegt und sieht mich an. »Auf was?«

»Ich muss mal ...« Leicht stoße ich ihn von mir weg. »Geh mal bitte kurz runter.«

»Dein Ernst? Wir sind mitten im ...« Er zeigt mit dem Finger zwischen uns hin und her, um zu verdeutlichen, dass wir gerade S*x haben.

»Ich weiß, aber die zwei machen mich wahnsinnig.«

»Welche zwei?«

Ich zeige auf die Figuren.

»Was ist damit?«

»Sie beobachten uns.«

»Die sind nicht echt. Ich glaube, du hast zu viel Eierlikör getrunken.«

»Ich weiß, es gibt keine echten Schneemänner und Wichtel, dennoch stören mich ihre Augen.«

Liam geht von mir runter. »Tu was du nicht lassen kannst.«

Ich drehe die Figuren zur Wand und erst danach kann ich mich entspannen.

Später sitzen wir eingekuschelt im Wintergarten und sehen die Sternschnuppennacht über uns. Der Sturm ist vorbei und so haben wir eine klare Sicht.

Unsere Ruhe wird von Liams Handy unterbrochen. »O Mist.«

»Was ist los?«

»Wir müssen morgen zeitig los. Gleich in der Früh.«

»Was ist los?«

»Ich muss einen Freund vom Flughafen abholen. Sein Flug wurde wegen des Schneechaos storniert und deshalb kommt er erst morgen.«

»Wer ist der Freund?«

»Julian. Er ist MMA-Kämpfer aus Miami und hat morgen einen Kampf in New York.«

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