Türchen 21 Kapitel 21

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Ich komme ins Wohnzimmer zurück. Neben mir geht Liam mit einer Flasche Whiskey und seinem Glas.

»Bitte schön«, ich reiche ihr das Glas.

»Danke.«

»Grandma, dein Ernst jetzt? Eierlikör?«

»Ich wusste, dass du mir das vorwerfen wirst.«

»Du verträgst keinen Alkohol. Außerdem bekommst du davon einen Filmriss

»Ich bin kein kleines Kind mehr und kann für mich selbst entscheiden.« Sie schüttet sich etwas ein und trinkt davon.

»Tu was du nicht lassen kannst. Ich schicke dich dann mit dem Taxi nach Hause. Noch einmal fahre ich dich nicht betrunken.«

»Apropos Taxi. Warum muss ich über hundert Ecken hören, dass du einen Autounfall hattest?«

»Weil es nichts Schlimmes war.«

Nach drei Gläsern Eierlikör wechselt Oma Bertha zu Whiskey. »Von all meinen Enkelkindern hast du immer schon den besten Whiskey gehabt.«

»Ich fasse das jetzt mal als Kompliment auf.«

Gerade als ich mein Wasser austrinke, reißt mir Bertha das Glas aus der Hand. »Den musst du probieren.«

Liam und ich schauen uns kurz an und er zuckt mit der Schulter. Alkohol bringt sie tatsächlich dazu, mich zu mögen. Wunder geschehen immer wieder.

»Hier. Trink das Schätzchen.«

Da ist es schon wieder. Schätzchen!

Eigentlich trinke ich nicht gerne Alkohol, aber da sie gerade so nett zu mir ist, mache ich mit. »Danke.« Ich nehme einen Schluck und das Zeug brennt wie wahnsinnig.

»Sei keine Pussy. Eine Maus nimmt größere Schlucke.«

Liam reißt seine Augen auf. »Grandma!«

»Ich ...«

»Komm schon. Runter damit.« Ermutigt sie mich.

»Du musst das nicht trinken«, sagt Liam.

Aber wir verstehen uns gerade so gut. Ich reiße mich zusammen und trinke es auf ex aus.

»Das ist mein Mädchen«, lobt mich Bertha.

Ach du Scheiße, ist sie verrückt, wenn sie betrunken ist.

Es entwickelt sich eine nette Unterhaltung zwischen uns und irgendwann spüre ich das Brennen nicht mehr. Wahrscheinlich, weil der Alkohol in mir alles betäubt hat. Mann es dreht sich alles.

»Julie, du bist mir immer auf die Nerven gegangen«, lallt Bertha.

»Ich weiß. Du hast es mich immer spüren lassen.«

»Das war aber nie gegen dich persönlich. Ich wollte einfach, dass Liam und Zoey zusammenbleiben, und in dir sah ich immer deine Gefahr, das zu zerstören.«

»Es ist mir am Arsch vorbeigegangen, was du von mir dachtest, aber danke für deine Ehrlichkeit.« Habe ich jetzt Arsch vor Oma Bertha gesagt?

»Dann ist ja alles gut.« Sie trinkt was vom Whiskey. »Wisst ihr was, Kinder? Ich habe Hunger und mache uns jetzt einen Gänsebraten

»Wir sind alle etwas betrunken«, fängt Liam an. »Oder auch mehr. Wir sollten lieber nicht kochen.«

»Das ist nicht mein erster Gänsebraten in diesem Zustand.« Sie steht auf, torkelt hin und her und bleibt beim Bücherregal stehen, wo sie sich festhält.

»Du kannst ja nicht einmal gehen.«

»Das geht schon. Ich muss die Gans ja nicht jagen. Die ist schon tot.«

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