Türchen 2 Kapitel 2

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Im Einkaufszentrum angekommen bekommt man gleich mal eine Überdosis Weihnachten ab, jedenfalls für die meisten Leute. Mir kann Weihnachten nie zu viel sein. Knecht Ruprecht drückt einem Kekse und Apfel-Zimt-Muffins in die Hand, die in durchsichtigem Geschenkpapier eingepackt sind. Ein Mensch verkleidet als Rentier und einem Weihnachtsmann, lässt sich geduldig mit den Kindern fotografieren.

Doch der Grinch ist neu dieses Jahr. »Hunger?«, fragt er mich.

Ich sehe auf die Servierplatte, die er mir entgegenstreckt. »Burritos

»Natürlich. Ich bin Grinch. Bei mir bekommst du keine Zimtsterne

Ich zeige mit dem Finger zwischen uns beiden hin und her. »Du und ich ... werden keine Freunde. Einen Burrito nehme ich aber trotzdem.«

»Nicht mal ein One-Night-Stand

»Ich schlafe doch nicht mit dem Grinch. Igitt.«

Mit meinem Burrito gehe ich durch den Weihnachtsmarkt und schaue mir die wunderschönen Stände an. Bei einem bleibe ich stehen, als ich eine warme Kuscheldecke mit Eichhörnchen drauf sehe. Die muss ich haben!

»Wie viel kostet die Decke?«

Der ältere Herr hinter dem Stand zeigt auf ein Schild. »Hier steht der Preis.«

»Wow. 60 Dollar. Ist das nicht viel für so eine Decke?«

»Entweder du kaufst es oder nicht.«

»Kann man da nicht ein wenig mit dem Preis runtergehen? Ich meine, die hat doch nie so einen hohen Einkaufspreis gehabt.«

»Wirfst du mir jetzt Steuerhinterziehung vor?«

»Was? Nein ... Ach, hier hast du deine 60 Dollar.« Was soll ich machen? Die Eichhörnchen sind einfach zu süß. Erst als ich bezahlt habe und die Decke nehme, sage ich noch einen letzten Satz, »Sie sind wie Grinch. Nur in Blau

Er schaut auf sein blaues Hemd und zuckt unbeeindruckt mit der Schulter. »Dann bin ich eben ein blauer Grinch. Ich mag Weihnachten sowieso nicht. Den Job mache ich nur, weil ich das Geld brauche.«

Ich schnappe mir die Decke und gehe weiter. Der Typ ist schlechte Werbung für Weihnachten und verdirbt einem die Laune.

Der Plätzchenduft vom Stand nebenan lockt mich in die Richtung. Ich habe noch nie so viele verschiedene Plätzchen in so vielen verschiedenen Motiven gesehen. Engel, Glocken, Tannenbäume, Sterne und ... »Ist das ein Lebkuchenmann im BDSM-Outfit

»Ja. Das ist unsere eigene Kreation. Die backen wir selbst«, antwortet mir die Verkäuferin stolz.

»Und die kauft wer?«

»Die verkaufen sich sehr gut. Magst du welche?«

Ȁh ... nein danke. Ich stehe eher auf das traditionelle Weihnachten und dem bleibe ich treu

Ich schlendere weiter und schaue mir die verschiedenen Stände an. Die meisten Leute um mich herum sind alle im Stress vom Shoppen, aber mich lässt das kalt. Ich genieße die Vorweihnachtszeit, denn die Geschenke kaufe ich schon alle im Sommer und verpacke sie auch gleich. Ja, ich bin ein Weihnachtsstreber und ich liebe es. Apropos, ich brauche Geschenkpapier für nächstes Jahr, denn im Sommer findet man keins mit Weihnachtsmuster. Also gehe ich zu einem Stand, der das verkauft.

»Hast du einen besonderen Wunsch?«, fragt mich die junge Verkäuferin.Ihre glänzenden Augen verraten mir, dass sie die Weihnachtszeit genauso liebt wie ich und das zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht.

»Oh, die mit den Schlittschuhen gefallen mir.« Die erinnern mich an den Urlaub in Vancouver, als meine Eltern mir Schlittschuhlaufen beigebracht haben. Das war ein wunderschönes Weihnachten, etwas, was ich nie vergessen werde ... genauso wie die Hausgeburt meiner Schwester letztes Jahr an Heiligabend. Das Baby war schneller als der Krankenwagen.

Ich bezahle und packe das Geschenkpapier in meine große Tüte, die ich mitgenommen habe. Ich weiß jetzt schon, dass die voll sein wird, wenn ich das Einkaufszentrum verlasse.

»Julie?«, höre ich eine Stimme hinter mir.

Eine Stimme, die ich das letzte Mal vor sieben Jahren hörte. Eine, wo ich dachte, dass ich sie nie wieder hören werde. Mein Körper reagiert genauso, wie vor sieben Jahren darauf. Als wäre die Zeit stehen geblieben und ich noch immer 18 wäre.

Ich drehe mich um. »Du ... Du bist in New York?«

Liam ... der Grund, warum ich seit sieben Jahren immer die falschen Männer treffe. Keiner hat es bis jetzt geschafft, diese Gefühle in mir auszulösen, wie es bei Liam der Fall ist.

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