Türchen 23 Kapitel 23

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Die Tage vergehen und wir haben uns von dem Erlebnis mit Oma Bertha erholt. Noch einmal schlafen und endlich ist Weihnachten. Liam und ich sind gerade Schlittschuhlaufen und genießen unsere Zweisamkeit, bevor es morgen mit dem Familientreffen und Essen anfängt.

Auf der Eisfläche verliere ich Liam aus den Augen. Gerade war er noch neben mir. Also bleibe ich stehen und schaue mich um. Als ich ihn entdecke, sehe ich, dass er wieder mit seinem Handy beschäftigt ist. Wahrscheinlich wieder beruflich. Ich mache eine Schneekugel und werfe sie auf ihn.

Er hebt seinen Kopf und sieht mich. »Das bekommst du zurück.« Er steckt sein Handy ein und kommt auf mich zu.

Prompt drehe ich mich um und fahre davon. »Fang mich doch, wenn du kannst.«

Eine Verfolgungsjagd beginnt. Wegen der Menschenmenge ist es schwer, durchzukommen, und immer wieder muss ich ausweichen.

Ständig schaue ich zurück und sehe, dass Liam immer näher kommt. Doch dann stoße ich mit jemandem zusammen und lande auf den Boden.

Der Mann dreht sich zu mir. »Julie?«

Bryant ... mein Ex. In den letzten Jahren ist er der einzige Mann gewesen, der das Potenzial gehabt hat, mich von Liam abzubringen. Ob er es geschafft hätte, mich Liam vergessen zu lassen weiß ich nicht, denn das mit uns hat geendet, bevor es überhaupt richtig angefangen hat. Ich habe ihn mit einer anderen erwischt. Er hat gemeint, sie wäre nur eine Freundin, aber einer Freundin gibt man keinen Zungenkuss. Ich weiß, wovon ich rede. Ich bin lange genug in der Friendzone gewesen.

Er reicht mir die Hand, um mich hochzuziehen. Zur selben Zeit kommt Liam und reicht mir seine Hand. So sitze ich auf dem Eis und starre die zwei Männer vor mir an.

Bryant sieht zu Liam und denkt, er wäre ein Fremder. »Schon gut. Ich mache das.«

Liam kneift seine Augen zusammen. »Ich helfe meiner Freundin schon.«

Da wird Bryant klar, wer er ist, doch er gibt trotzdem nicht nach. »Und dennoch bin ich derjenige, der sie umgehauen hat.«

Ich sehe Liams Unmut und bevor ihm kontert, nehme ich seine Hand. »Danke, Schatz.«

Er zieht mich hoch und ich klopfe mich ein wenig ab.

»Was für eine nette Überraschung, dich zu sehen, Julie.«

Bryants süffisantes Grinsen gefällt mir gar nicht, als ob er sich mit Liam messen würde. Was hat er für ein Problem? Er ist doch derjenige gewesen, der mir nicht hat treu bleiben können.

»Ja ... nett«, antworte ich ihm knurrig.

»Ich musste oft an dich denken.«

»Schön für dich, aber deine Gedanken interessieren uns nicht«, kontert ihm Liam.

»Das sagst du, aber nicht Julie.«

»Also ich -«, fange ich an.

Liams Geduld erreicht seine Grenzen und er unterbricht mich. »Sie will es genauso wenig wissen, also erspar es dir.«

»Wenn du wüsstest, was sie von mir früher alles wissen wollte.« Er kommt Liam provokant näher. »Jedes. Einzelne. Detail.«

Liam reicht es endgültig und packt ihn am Kragen. »Pass lieber auf, wie du über sie sprichst.«

Nicht einmal Feliz Navidad, was im Hintergrund spielt, kann die Stimmung jetzt noch aufheitern. Es hätte ein perfekter Abend mit Liam sein sollen, bevor wir morgen den Tag mit der Familie verbringen. Und Bryant hat alles ruiniert.

»Wo ist das Problem? Ich sage nur die Wahrheit.« Bryant wirft mir einen Blick zu. »Nicht wahr, Julie. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen.«

Ich ignoriere ihn, denn ich muss Liam aufhalten, einen dummen Fehler zu tun, als er eine Faust bildet und Bryant eine knallen möcht.

Reflexartig packe ich seinen Arm. »Tu das nicht, Schatz. Bitte.«

»Er -«

»Er ist es nicht wert. Komm schon. Lass uns den schönen Abend nicht kaputtmachen. Morgen ist Heiligabend und ich möchte nicht, dass Weihnachten mit einer Schlägerei anfängt.«

Liam weiß, wie viel mir das bedeutet, und so lässt er Bryant los. »Du hast Glück, dass mir Julie so viel bedeutet.«

»Na ja, wir hätten schon gesehen, wer von uns beiden Glück gehabt hat.« Er dreht sich um und verschwindet in der Menschenmenge.

»Danke, dass du dich zurückgehalten hast«, sage ich.

»Der Typ ist ein Arsch.«

»Ich weiß. Ein Riesenarsch. Aber lass uns deshalb nicht den Abend ruinieren. Gehen wir nach Hause. Es gibt sowieso eine Sturmwarnung für heute und außerdem habe ich das Spritzgebäck gemacht, das du so gerne isst.«

»Versuchst du mich gerade mit Spritzgebäck zu dir zu locken?«

»Ja.«

Er lächelt mich an. »Gut, es hat funktioniert.«

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