Türchen 9 Kapitel 9

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Heute ist das Rangers Spiel und ich treffe mich mit Liam vor dem Madison Square Garden. Er begrüßt mich wie immer mit einem Wangenkuss und jedes Mal bleibt mir für diesen kurzen Augenblick die Luft weg.

»Freust du dich auch schon auf das Spiel?«, will er von mir wissen.

»Ich kann es kaum erwarten.«

Wir betreten die Eingangshalle, die weihnachtlich geschmückt ist. Sogar einen Kronleuchter haben sie als Weihnachtsdeko aufgehängt, der dem Ambiente einen besonderen Flair verleiht. Wir gehen durch die Ticketkontrolle und bleiben beim Snackstand stehen.

Liam kauft uns Getränke und etwas zu knabbern, aber mit einer Sache habe ich nicht gerechnet. »Apfelmus

»Früher hast du das gerne gegessen.«

»Gerne? Das ist untertrieben.« Ich nehme das Apfelmus aus seiner Hand. »Ich liebe es.«

Mit Snacks und Getränken ausgestattet setzen wir uns auf unsere Plätze. Kurz bevor das Spiel anfängt, werden die Zuschauer über die Lautsprecher willkommen geheißen.

»Meine Eltern haben mitbekommen, dass ich mich mit dir treffe, und würden dich gerne wieder mal sehen. Sie laden dich zu ihrem Wintergrillen ein. Also wenn du magst, können wir gemeinsam hingehen.«

»Wirklich? Das freut mich riesig. Natürlich komme ich. Auch wenn wir in derselben Stadt leben, habe ich deine Eltern, seitdem du gegangen bist nicht mehr gesehen.«

»Freut mich. Meine Geschwister werden auch da sein. Sie werden sich auch freuen, dich zu sehen.«

Während des Spiels blicke ich immer wieder verstohlen zu ihm. Ich habe nicht gewusst, dass Weihnachten dieses Jahr so besonders sein wird. Nie hätte ich gedacht, dass ich die Tage mit Liam verbringen werde ... so wie früher. Nur dass er dieses Mal Single ist und es keine Zoey mehr gibt, die ihn für sich beanspruchen möchte. Gut, sie hat es vor ein paar Tagen versucht, aber es ist nicht mehr dasselbe. Jetzt ist sie nur noch seine Ex.

Als das Spiel endet und die Rangers gewinnen, springe ich auf und tanze einen Freudentanz. Liam wundert sich nicht mehr darüber und schmunzelt. Er kennt meine Euphorie.

»Wollen wir noch ein wenig spazieren gehen«, frage ich ihn, als wir draußen sind, während die Schneeflocken leise herabfallen.

»Ich glaube, es wird heftig schneien. Das ist gerade mal der Anfang.«

»Hast du etwa Angst vor Schnee?«, frage ich herausfordernd.

Auf seinen Lippen bildet sich ein Lächeln. Im nächsten Augenblick macht er einen Schneeball und bewirft mich damit. »Wer hat hier Angst vorm Schnee?«

Ich revanchiere mich und tu es im gleich. Unsere Schneeballschlacht beenden wir erst, als wir so nass sind, dass sich kleine Eiszapfen auf unseren Jacken gebildet haben.

»Ok, den Spaziergang können wir vergessen. Ich bin komplett nass«, sage ich.

»Nehmen wir ein Taxi und fahren nach Hause. Nicht dass du noch krank wirst, so kurz vor Weihnachten.«

Im Taxi gebe ich meinen durchnässten Schal runter und hänge ihn über den Sitz, damit er ein wenig trocknet.

»Fahren wir zu mir. Meine Wohnung ist näher. Ich gebe dir von mir etwas zu anziehen, bis deine Sachen trocken sind.«

Zu ihm? Seine neue Wohnung kenne ich noch gar nicht. Und bei dem Gedanken, seine Kleidung zu tragen, wird mir gleich warm ums Herz. »Klar. Danke.«

Der Fahrer fängt an zu schimpfen und fuchtelt mit der Hand. »Wie kann es bei der Kälte noch eine verdammte Fliege geben?« Das Lenkrad reißt er nach links und rechts, sodass der ganze Wagen hin und her schaukelt.

»Passe Sie auf. Die Straßen sind rutschig«, warnt ihn Liam.

Doch zu spät, das Auto kommt ins Schleudern. Ich fange an zu schreien und halte meine Augen zu. Erst ein nach einem lauten Knall bleibt das Auto stehen und ich fühle einen starken Schmerz im Nacken.

»Geht es dir gut?«, fragt mich Liam besorgt.

»Was ist passiert?«

»Wir hatten einen Verkehrsunfall und sind gegen eine Wand geknallt. Bist du verletzt? Lass mich mal sehen.«

Ich öffne meine Augen und sehe den Fahrer bewusstlos vor mir. Der Airbag hat sich auch aktiviert gehabt.

»Ist er tot?«

Liam kontrolliert seinen Puls. »Er lebt. Ich rufe die Polizei. Wir brauchen einen Krankenwagen.

Noch bevor Hilfe eintrifft, wird der Fahrer wach und ich bin erleichtert, dass er nicht schlimmer verletzt wurde.

»Sie hatten einen Schutzengel«, sagt mir der Sanitäter. »Sie und der Fahrer waren auf der Seite, die die Wand getroffen hat.«

Auf dem Weg ins Krankenhaus realisiere ich erst, was geschehen ist. Liam ist die ganze Zeit neben mir und hält meine Hand, was mich beruhigt.

Dort angekommen werde ich gleich untersucht und zum Glück sind die Verletzungen nicht schlimm.

Als ich fertig bin, wollen wir los, da entdecke ich was. »Was hast du da?«

»Ach, nichts. Nur ein kleiner Kratzer.«

Ich nehme seine Hand. »Das ist kein kleiner Kratzer. Das sollte sich ein Arzt anschauen.«

»Nicht nötig. Wirklich.«

Zufällig kommt ein Arzt vorbei, den ich aufhalte und ihm die Verletzung zeige. So kann Liam nicht mehr widersprechen, als der Doktor ihn bittet, ihn zu begleiten.

Während Liams Hand verarztet wird, finde ich im Snackautomaten ein Mangoeis, welches ich mir nehme. Ja, es ist mir egal, dass es kalt draußen ist. Ich liebe Mangoeis.

Als ich es aufesse, wird Liam fertig.

»Wir können gehen.«

»Was hat der Arzt gesagt?«

Er hebt seine Hand. »Er hat es desinfiziert und einen Verband angelegt. Ich habe dir gesagt, dass es nichts Schlimmes ist.«

»Egal. Jetzt haben wir auch eine Bestätigung vom Arzt.«

Wir fahren wieder mit dem Taxi, was mir ein mulmiges Gefühl gibt. Aber Liam sagt, ich kann die Angst nur überwinden, wenn ich mich dem stelle. Na ja, ich hoffe trotzdem, dass die Fahrt schnell vorbei ist.

Vor meinem Wohngebäude verabschiede ich mich von Liam und steige aus dem Auto.

Ich höre, wie es wegfährt, aber habe das nächste nicht erwartet: »Julie?«

Ich drehe mich um und Liam steht da.

»Warst du nicht gerade eben noch im Taxi?«

Ohne ein weiteres Wort schließt er die Lücke zwischen uns und legt seine Lippen auf meine.

Mein erster Kuss mit Liam.

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