Wir schauen zum Weihnachtsmarkt und ein Stand leuchtet in den verschiedensten Farben. Irgendetwas hat die Feuerwerkskörper aktiviert, die da verkauft werden und jetzt knallt und pfeift es in alle Richtungen. Alle laufen gestresst herum und versuchen, so viel es geht, in Sicherheit zu bringen. Ohne zu zögern, steigt Liam aus dem Auto und läuft in das Chaos hinein, um den Leuten zu helfen. Ich sehe ein kleines Kind, welches allein steht und weint.
Sofort laufe ich zum ihm. »Hey, Kleiner.«
»Ich habe meine Eltern verloren«, sagt er schluchzend. Er zittert am ganzen Körper und seine Hände sind eiskalt.
»Ich werde dir helfen, deine Eltern zu finden. Aber erst mal muss ich dich in Sicherheit bringen, du stehst viel zu nah am Feuerwerk.«
»Ich darf nicht mit Fremden mitgehen.«
»Das stimmt. Das darfst du nie machen. Aber siehst du das Auto da?« Ich zeige auf Liams Wagen hinter mir. »Da drinnen ist es schön warm und keiner wird sich in das Auto setzen dürfen außer du. Ich bleibe draußen und halte Ausschau nach deinen Eltern.«
Der Kleine umklammert seinen Elefanten, den er in den Händen hält und nickt.
Händchen haltend begleite ich ihn zum Auto und setze ihn auf den Beifahrersitz. »Schau, ich drehe dir die Sitzheizung auf, damit du es schön warm hast, und lasse das Fenster einen kleinen Spalt offen, damit ich dich hören kann, wenn du mich rufst.«
»Ok.«
»Aber vorher beschreibst du mir, wie deine Eltern aussehen?«
»Meine Mama hat eine Weihnachtsmütze auf und eine rote Jacke. Und mein Papa hat auch eine Weihnachtsmütze auf. Die wollte er eigentlich nicht tragen, aber Mama nannte ihn Grinch und setzte ihm die Mütze auf.«
»Deine Mama liebt Weihnachten, was?«
»Ja, sehr sogar.«
»Ich verstehe sie.«
»Wirst du mich jetzt hier allein lassen?«
»Nein, ich bleibe beim Auto und schaue, ob ich deine Eltern irgendwo sehe. Wie heißt du eigentlich?«
»Justin.«
»Freut mich, dich kennenzulernen, Justin. Ich bin Julie.«
»Du bist nett.«
»Danke, und du bist süß.«
Ich schließe die Tür und schaue in die aufgewühlte Menschenmenge, in der Hoffnung schnellstmöglich Justins Eltern zu entdecken. Sie müssen sich bestimmt große Sorgen machen.
»Was sind das für verrückte Elfen da drüben?«, fragt mich Justin.
Ich schaue in die Richtung, in die er zeigt. Vier Frauen als Elfen verkleidet fliehen vor dem Feuerwerk.
Eine von ihnen hält einen Gänsebraten und schreit: »Was für eine Katastrophe!«
»Pass auf, dass er dir nicht auf den Boden fällt«, schreit die andere Elfin.
Am Rande des Geschehens sehe ich einen Kerl, der Selfies von sich macht, mit dem Feuerwerk im Hintergrund. Fassungslos schüttle ich den Kopf. Wenn er schon nicht helfen möchte, dann soll er gehen.
Ein anderer Kerl rennt mit einem Eimer Wasser zum Stand. »Wo ist der Regen, wenn man ihn braucht?«
Ich schaue in den blauen Himmel hinauf. Die ganze Zeit hat es geschneit und genau jetzt ist keine Wolke zu sehen.
»Hey, Burritomädchen«, höre ich hinter mir.
»Grinch? Was ist mit dir passiert?«
Die grüne Farbe seines Kostüms ist kaum zu erkennen.
»Ach, das. Ich habe einen Smoothie mit blauer Spirulina und Brombeeren getrunken und bei der Explosion habe ich mich so erschrocken, dass ich alles über mich geschüttet habe.«
»Das wird man nicht mehr herauswaschen können.«
»Ich weiß. Ich brauche ein neues Kostüm.«
»Julia?«, ruft mich Justin.
»Ja?«
»Ist das das Krümelmonster?«
»O nein, Süßer. Das ist Grinch.«
»Aber er ist blau.«
»Ich weiß, er hatte einen kleinen Unfall.«
»Oh, schade. Ich habe mich über das Krümelmonster gefreut.«
»Wenn du willst, dann bin ich jetzt das Krümelmonster für dich«, sagt Grinch.
Justin klatscht freudestrahlend in die Hände. »Jaaa.«
Ich entdecke eine Frau, so wie Justin sie mir beschrieben hat, die panisch umherrennt. Rote Jacke und Weihnachtsmütze.
»Sind Sie die Mutter von Justin?«, rufe ich.
Sie sieht mich mit großen Augen an. »Sie haben Justin?«
»Mama!«, höre ich Justin.
Ich öffne die Tür und lasse ihn raus. Sie laufen aufeinander zu und er springt in ihre offenen Arme.
»Ich dachte, das wäre dein Kleiner gewesen«, sagt Grinch.
»Nein, ich habe ihn nur gefunden und mich um ihn gekümmert.«
Die Mutter bedankt sich bei mir und Grinch verabschiedet sich.
Kurz danach kommt Liam völlig erschöpft zurück. »Wir haben es geschafft und haben Schlimmeres verhindern können.«
»O Schatz, du bist ein Held.« Ich gebe ihm einen Kuss und wir steigen ins Auto.
»Für dieses Jahr habe ich genug von Weihnachten.« Er startet das Auto und im Radio hört man: It's Beginning to Look a Lot Like Christmas
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Story Adventskalender
RomansaDer Story Adventskaldender ist eine Geschichte, die ich zusammen mit meinen Lesern schreibe. Auf Instagram gebt ihr mir jeden Tag ein paar Wörter (jeder ein Wort) und aus diesen Wörtern schreibe ich dann das nächste Kapitel. Jeden Tag wird ein Türc...