»Hast du eine Taschenlampe oder Kerzen?«, höre ich Liam neben mir, denn sehen kann ich in dieser Dunkelheit gar nichts.
»Eine Taschenlampe müsste in der Schublade unter dem Fernseher sein.«
»Bleib du sitzen. Ich mache das.« Liam geht vorsichtig nach vor und öffnet die Schublade. Er wühlt darin herum. »Ich hab sie.«
Man hört ein Klick und anstatt, Licht zu sehen, hört man ein Summen.
»Was zu-«, höre ich Liam, ehe ich aufspringe.
F*ck! Das ist nicht die Taschenlampe. »Du hast das falsche Gerät erwischt!«
»Ach du Scheiße«, sagt er, als ihm klar wird, was er da in der Hand hält.
»Es ist kein Vibrator«, lüge ich, »Es ist ein Massagegerät.« Den Vibrator habe ich vergessen, in mein Zimmer zu bringen, als ich mich das letzte Mal verwöhnt habe.
»Bist du dir sicher? Es fühlt sich nämlich wie ein ... ach, weißt du was? Ich will es gar nicht wissen«, er legt ihn wieder zurück, »Such du lieber weiter.«
Im selben Augenblick steht er auf und ich laufe in ihn hinein. Dabei treffen sich unsere Lippen und wir geben uns versehentlich einen Kuss. Das passierte so abrupt, dass ich zusammenzucke. »Es tut mir leid.«
Erst jetzt nehme ich Liams Hände um meine Taille wahr, die er nach meiner Entschuldigung von mir entfernt. Warte ... wollte er mehr? Habe ich ihn damit wieder in die Friendzone gebracht? Das würde ich gerne erfahren, aber wie kann ich das wieder rückgängig machen, ohne unsere Freundschaft zu riskieren? Seine Nähe ist Fluch und Segen zugleich.
»Nein ... ich meine ...«, stammle ich.
»Mir tut es leid.«
Mir aber nicht.
Er entfernt sich von mir und ich bin erleichtert, dass er die Wehmut in meinen Augen nicht sehen kann.Im nächsten Moment wird es wieder hell. Der Kühlschrank ist wieder zu hören, die kaputte Kaffeemaschine gibt wieder komische Laute von sich und der Fernseher läuft auch wieder.
»Machen wir da weiter, wo wir aufgehört haben?«, fragt mich Liam.
Die Schmetterlinge in meinem Bauch überschlagen sich, weil ich zuerst an den Kuss denke, aber dann wird mir klar, dass er den Film meint. »Natürlich.«
Zum ersten Mal schaffe ich es nicht, beide Teile anzusehen. Bei Kevin - Allein in New York schlafe ich irgendwann ein.
Am nächsten Morgen werde ich munter und merke, dass ich in meinem Bett bin. Wann bin ich in mein Zimmer gegangen? Ich strenge mich an und denke nach. Das Letzte an was ich mich erinnern kann, ist, wie Marv einen Ziegelstein auf den Kopf bekommt und sie mit Kevin in einen weiteren Streit geraten. Moment mal ... wo ist Liam?
Ich springe aus meinem Bett und laufe ins Wohnzimmer. »Liam?« Aber hier ist niemand.
Ein aromatischer Duft steigt mir in die Nase und dann sehe ich auf dem Couchtisch einen Kaffeebecher und Schokoladenküsse. Daneben entdecke ich ein Stück Papier.
Ich habe eine lange Reise hinter mir und hatte es auch nicht geschafft, wach zu bleiben. Leider musste ich schon gehen, aber vorher habe ich dir einen frischen Kaffee und deine geliebten Schokoladenküsse gekauft. Wenn du Zeit hast, können wir uns am Nachmittag sehen. Auf der Rückseite steht meine Nummer.
PS: Das hat so unbequem ausgeschaut auf der Couch, also habe ich dich in dein Zimmer gebracht.
Liam
Ich starre auf die Nachricht und lese sie mir immer wieder durch. So bin ich also in mein Bett gekommen. Liam war das.Den ganzen Tag verbringe ich damit, meine Wohnung in ein Weihnachtsland umzudekorieren. In der Zwischenzeit meldete ich mich bei Liam, sodass er auch meine Nummer hat. Jedoch kam bis jetzt keine Antwort zurück. Als ich mit dem Dekorieren fertig bin, betrachte ich mein Werk mit einer warmen Tasse Kakao in der Hand. Die Weihnachtsmusik drehe ich lauter, um mich von den quälenden Gedanken zu befreien, da ich von Liam nichts mehr gehört habe. Beinahe überhöre ich sogar die Türglocke.
Als ich die Tür öffne, steht Liam vor mir. »Hi, Julie. Zieh dich warm an, wir gehen Schlittenfahren.«
Perplex starre ich ihn an und reagiere die ersten paar Sekunden nicht. »Schlittenfahren?«
»Ja. Ich weiß, wie gern du das immer gemacht hast.«
Tatsächlich habe ich das nicht mehr gemacht, seitdem er New York verließ. Es war nicht mehr dasselbe ohne Liam.
»Natürlich. Ich zieh mich nur schnell an.«
Ich fühle mich wie in die Vergangenheit zurückversetzt, als wir auf dem Hügel stehen. Genau vor sieben Jahren bin ich das letzte Mal hier gewesen.
»Wer als erster unten ist.« Liam setzt sich auf seinen Schlitten und fährt runter.
Ich setze mich auch drauf und beeile mich, ihn einzuholen. »Das ist unfair. Du hast einen Vorsprung.«
»Wärst du mal schneller gewesen.«
Es macht genauso Spaß wie damals, als wäre nie so viel Zeit vergangen. Und obwohl ich Liam nicht einholen kann, kann ich nicht aufhören zu lachen. Aber das bringt mich auch dazu, unvorsichtig zu sein. Ich komme vom Weg ab und fahre auf einen Baum zu. Ich versuche, ihm auszuweichen, aber schaffe es nicht und knalle dagegen. Mit dem Rücken lande ich auf dem Schnee und die Eiszapfen am Baum fallen auf mich herab.
»Julie?«, höre ich Liams besorgte Stimme, »Bist du verletzt?«
Ich fange zu lachen an. »Das war der Wahnsinn.«
»Dir tut nichts weh?«
»Nein. Ich bin weich gelandet. Siehst du?«, ich mache einen Schneeengel, »Ich kann mich problemlos bewegen.
»Du hast mir einen Schrecken eingejagt. Plötzlich warst du weg und dann sehe ich, wie du gegen den Baum knallst.«
»Mir gehts bestens. Die nächste Runde gewinne aber ich.«
In der Ferne ist der Song Wonderful Dream zu hören. Ich hebe meinen Kopf, »Ist das etwa ...«
»Ja, das ist der. Der Coca-Cola-Weihnachtstruck.«
Euphorisch springe ich auf. »Da muss ich hin.«
»Dann gehen wir.«
»Und die Schlitten?«
»Lassen wir sie da und wenn sie weg sind, dann kaufen wir eben Neue.«
»Aber-«
Liam nimmt meine Hand. »Kein aber. Die weihnachtsliebende Julie wird doch nicht den Coca-Cola-Weihnachtstruck verpassen wollen.« Er geht los und zieht mich mit.
Spüre nur ich dieses Knistern bei der Berührung?
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Story Adventskalender
Roman d'amourDer Story Adventskaldender ist eine Geschichte, die ich zusammen mit meinen Lesern schreibe. Auf Instagram gebt ihr mir jeden Tag ein paar Wörter (jeder ein Wort) und aus diesen Wörtern schreibe ich dann das nächste Kapitel. Jeden Tag wird ein Türc...