Türchen 11 Kapitel 11

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Mehr brauche ich nicht zu hören und ich verfalle ihm. Liam würde nie unsere Freundschaft riskieren. Er wäre nie so weit gegangen, wenn nicht wahre Gefühle im Spiel wären. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob ich bereit wäre, mit ihm zu schlafen, aber jetzt habe ich keine Bedenken mehr. Wir sind keine Freunde und das begreift mein Hirn auch schon langsam. Wir lassen unserer Leidenschaft freien Lauf und gehen einen Schritt weiter. Süchtig nacheinander ziehen wir uns gegenseitig aus und fallen in eine Art Trance, als die Lust die Macht über unsere Körper bekommt. Noch nie hatte ich besseren Sex.

Ineinander verschlungen liegen wir nackt auf dem weichen Teppich vor dem Kamin, während die Ekstase unseres Höhepunkts nachlässt.

»Hast du Hunger?«, will Liam wissen.

»Nach allem, was du gerade mit mir gemacht hast, könnte ich einen ganzen Gänsebraten aufessen.«

»Einen Gänsebraten kann ich dir nicht anbieten, aber Rindfleischsuppe

Wir ziehen uns etwas Gemütliches an und gehen in die Küche. Während Liam die Rindfleischsuppe zubereitet, nehme ich eine Bratpfanne und mache Pancakes.

Nachdem ich die fertigen Pancakes auf den Esstisch stelle, blinkt Liams Handy auf. Er bekommt es nicht mit, da er noch in der Küche steht, aber ich sehe den Namen. Zoey! Man kann nur den Anfang der Nachricht sehen, Hey, Liam! Wann hast du Zeit, dass wir... Dass sie was? Das interessiert mich brennend. Und warum hat er ihre Nummer? Die letzten Jahre hat er in Australien gelebt. Also müssen sie kürzlich Nummern ausgetauscht haben. Es macht mich stutzig, aber ich möchte nichts überstürzen. Ich vertraue Liam und es gibt sicher eine vernünftige Erklärung dafür. Egal welche Beziehung wir zueinander haben, ob platonisch oder romantisch, er würde mich nie hintergehen.

Ich spreche das Thema nicht an, da ich den schönen Abend nicht ruinieren möchte. So genießen wir die Zeit mit köstlichem Essen und Feuerzangenbowle. Nebenbei habe ich einen Fertigteig gefunden und habe die Plätzchen verbrennen lassen, weil ich zu sehr mit Liam beschäftigt war.

»Wo gehören die Tassen hin«, frage ich ihn beim Aufräumen.

»Oben links.« Er zeigt mit dem Finger in eine Richtung. »Gibst du mir das Tuch, Zoey?« Im selben Moment reißt er seine Augen auf, als ihm klar wird, was er gesagt hat. »Ich meine, Julie.«

Bei ihrer Nachricht habe ich mir noch einreden lassen, dass es dafür eine Erklärung gibt, aber das hier finde ich schon verdächtig.

»Was läuft da zwischen euch?«

»Ich habe nur aus Gewohnheit ihren Namen gesagt, wie kommst du gleich darauf, dass da was zwischen uns läuft?«

»Gewohnheit? Willst du mich verarschen? Ihr habt euch vor sieben Jahren getrennt.«

»Sie war meine letzte richtige Beziehung. Alles, was danach kam, waren nur kurze Abenteuer.«

Ich greife zum ersten Gegenstand, welches bei mir liegt. Messer? Nein, ich möchte ihn nicht töten. Also nehme ich den Kugelschreiber, der daneben liegt, und bewerfe ihn damit. »Fick dich!« Wütend verlasse ich die Küche und gehe durchs Wohnzimmer. Versehentlich komme ich am großen Weihnachtsbaum an, der zu umkippen droht. Doch Liam fängt ihn in letzter Sekunde auf und so habe ich einen guten Vorsprung, um ins Badezimmer zu kommen und mich einzusperren.

»Julie, bitte mach auf.«

»Verpiss dich!«

»Es tut mir leid. Ich verspreche dir, dass da mit Zoey nichts läuft.«

»Deine Versprechungen kannst du dir in den Arsch schieben. Ich glaube dir kein Wort.«

»Komm raus, Julie, und lass uns in Ruhe darüber reden.«

»Nein.«

»Irgendwann musst du raus. Oder willst du da drinnen bleiben, bis der Osterhase kommt.«

»Ich komme raus, aber du fährst mich sofort nach Hause.«

»Unmöglich. Draußen ist ein Schneesturm.«

»Dein Auto hat Nebelscheinwerfer

»Die Nebelscheinwerfer helfen auch nicht, wenn alles eingeschneit ist.«

»Du hast mir mein Herz gebrochen

Ich weiß nicht, ob er das gehört hat, da keine Antwort kommt. Sekunden später höre ich seine Schritte, die wieder zurückkommen. Wo ist er gewesen?

Unter der Tür schiebt er eine kleine Zuckerstange durch.

»Damit kannst du mich nicht bestechen.«

»Ein Versuch war es wert.«

»Außerdem hast du den Weihnachtsbaum bestohlen. Die Zuckerstange gehört zur Dekoration.«

»Und trotzdem isst du sie.«

Woher weiß er, dass ich die Zuckerstange genommen habe? Sieht er mich? »Das stimmt gar nicht.«

»Ich höre dein Schmatzen.«

Verdammt! Das habe ich gar nicht bemerkt. »Es ist egal, mit was du daherkommst. Ob Zuckerstange oder Blumenstrauß. Das wird die Sache nicht besser machen.«

»Es tut mir wirklich leid, was ich gesagt habe. Es ist mir ausgerutscht. Komm schon raus, meine eifersüchtige Eisprinzessin

»Ich komme raus, aber nur, weil ich jetzt nach Hause gehe.« Ich reiße die Tür auf.

»Und wie, wenn draußen Weltuntergangsstimmung herrscht?«

Ich gehe an ihm vorbei und komme zur Eingangstür, wo ich meine Stiefel und Jacke anziehe. »Wie auch immer, aber ich bleibe nicht hier mit dir.« Ich reiße die Tür auf. Der Wind weht den Schnee in alle Richtungen und die Kälte lässt sogar das Blut gefrieren. Aber egal, ich bleibe keine Sekunde länger bei Liam. War das gerade ein Bär? Prompt haue ich die Tür zu.

Liam sieht mich verdutzt an. »Hast du dich doch umentschieden?«

»Ein Bär

Er zuckt mit der Schulter. »Siehst du? Ist doch besser, wenn du hierbleibst.«

Ich ziehe mich wieder aus und stelle mich vor ihn. »Ich bleibe, aber nur, weil ich nicht von Bären gefressen werden möchte. Wir schlafen in getrennten Zimmern.«

»Ok, wie du willst.«

Gerade als ich weitergehen möchte, schaue ich hinauf und sehe, dass wir unter einem Mistelzweig stehen.

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