||Nolin|| Ich brauch' dich

2. Kapitel

POV Noah

"Ich will das alles nicht... befreundet sein."
Dieser Satz hallt mir schon seit sechs Wochen im Kopf nach. Ich kann ihn nicht vergessen. Dieser Satz zeigt mir wieder einmal, dass ich am besten alleine bleiben sollte.

Wieder einmal habe ich mit meiner Art einen Menschen, der mir wichtig ist, verletzt.

Ich möchte Colin nicht verlieren. Er ist mir wichtig, als Freund. Alles andere würde eh nicht funktionieren, am Ende werden wir nur beide verletzt.

Ich habe mir den ganzen Tag, nein eher die ganzen Ferien, den Kopf darüber zerbrochen, was ich Colin sage, wenn ich ihn wiedersehe. Ich möchte ihn nicht noch mehr verletzen, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass unsere Freundschaft jetzt vorbei sein soll.

Ich habe ihn die Ferien über in Ruhe gelassen, damit er seine Gedanken und Gefühle ordnen kann. Vielleicht hat er es ja geschafft über mich hinweg zu kommen. Dann könnten wir einfach wieder Freunde sein, ohne, dass wir uns Sorgen machen müssten den anderen zu verletzen oder zu enttäuschen.

Wieder einmal schaffe ich es nicht meine Gedanken von ihm abzuwenden. Zu groß ist meine Angst ihm die ganzen Ferien versaut zu haben.

Was er wohl in den letzten sechs Wochen erlebt hat? Bestimmt waren seine Ferien nicht so langweilig wie meine. Ich wohne bei meinem Vater, er war mit seiner neuen Freundin im Urlaub. Da ich mich nicht sonderlich gut mit den beiden verstehe, bin ich lieber zuhause geblieben, als mir im Urlaub anhören zu müssen, was für eine Enttäuschung ich doch bin. Danke, das weiß ich auch ohne, dass ihr es mir ständig sagt...

Ob Colin mir erzählt, was er in den Ferien erlebt hat? Vielleicht will er ab jetzt auch kein Wort mehr mit mir reden. Hoffentlich nicht, dafür ist er mir viel zu wichtig geworden. Es würde mich kaputt machen.

Wow, letztes Jahr war ich noch fest entschlossen alles und jeden am Einstein zu hassen und jetzt denke ich so was. Wie hat Colin es bitte geschafft, dass ich ihn tatsächlich leiden kann?

Aus purer Langeweile, und überhaupt nicht aus Neugier, gehe ich auf Instagram und schaue nach ob Colin etwas Neues hochgeladen hat. Irgendwie ist das in den letzten Wochen zur Routine geworden. Ich möchte einfach sehen, ob es ihm gut geht. Leider hat er nichts über seine Ferien preisgegeben. Bis jetzt.

Fast hätte ich mein Handy in die Luft befördert, als ich auf Colins Account ein neues, mir sehr bekanntes Bild entdecke.
Er hat das Bild, was wir damals im Kino gemacht haben, hochgeladen. Wir sehen beide sehr glücklich aus, lächeln in die Kamera. Dass er mir die Karten geschenkt hat, hat mir damals sehr viel bedeutet. Es war das erste Mal, dass sich wirklich jemand darum bemüht hat, mir eine Freude zu machen. In diesem Moment hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben Hoffnung, dass nicht alle Menschen so egoistisch sind, wie meine Eltern.

Bei der Erinnerung an diesen Tag muss ich lächeln. Ich hoffe so sehr, dass unsere Freundschaft noch irgendwie zu retten ist.

Überfordert von den Erinnerungen, die das Bild in mir auslösen, schließe ich die App wieder und werfe mich frustriert auf mein Bett.