7. Kapitel

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POV Noah

Ich schrecke auf, als ich die Tür ins Schloss fallen höre. Scheiße, ich hab schon wieder verschlafen! Wahrscheinlich wird die Schule bald meine Eltern informieren. Und wieder mal wäre damit bewiesen, was für eine Enttäuschung ich doch bin.

Ohne meine Zähne geputzt zu haben und mit den erst besten Klamotten am Körper, die ich finden konnte, renne ich los.

Als ich kurze Zeit später vor der Tür zum Klassenraum stehe, muss ich erst wieder zu Atem kommen, bevor ich anklopfe. Nachdem ich ein "Herein" aus dem inneren des Zimmers höre, öffne ich sachte die Tür und mache mich innerlich auf eine Zurechtweisung gefasst. Diese bleibt zu meiner Verwunderung aber aus. Frau Holopainen sieht zwar nicht gerade glücklich über mein Zuspätkommen aus, beachtet mich aber nicht weiter, deutet nur an mich zu setzen.

Ich schaue kurz durch den Raum. Mir rutscht mein Herz in die Hose, als ich feststelle, dass der einzige frei Platz neben Colin ist. Langsam bewege ich mich auf ihn zu.

"Oh nein, vergiss es", zischt er. Meine so wie so schon schlechte Stimmung, wird sofort noch schlechter und mir fällt nichts besseres ein als im gleichen Ton zu antworten: "Wo soll ich mich denn sonst hinsitzen, auf dem Boden?". Glanzleistung Noah, wirklich. Und schon überkommt mich das schlechte gewissen. Aber warum ist er denn überhaupt so pampig zu mir? Ich kann doch auch nichts daran ändern, dass er nicht mit mir befreundet sein will.

Colin räumt seine Sachen ein wenig zusammen, damit ich Platz habe. Daraufhin lasse ich mich auf den Stuhl neben ihn fallen und murmele ihm noch ein "Danke" entgegen. Mehr schaffe ich grade nicht. Allerdings bin ich mir nicht mal sicher, ob er es überhaupt gehört hat. Er antwortet jedenfalls nichts mehr darauf.

Der Rest der Stunde verläuft ziemlich ruhig. Wir bekommen Aufgaben, die wir alleine bearbeiten sollen. Ich verstehe mal wieder gar nichts, aber ich werde definitiv auch nicht Colin um Hilfe bitten. Er hasst mich so wie so schon. Immer wieder versuche ich unauffällig zu ihm rüber zu schauen. Es tut weh so nah an ihm zu sitzen, während er so sauer auf mich ist.

Gegen Ende der Stunde, als Colin schon sichtlich erleichtert ist, mich gleich los zu sein, bekommen wir noch Referate aufgedrückt. In Partnerarbeit, mit unserem Sitznachbarn. Der Tag kann wirklich nicht noch schlimmer werden. Aber immerhin ist Colin dann gezwungen mit mir zu reden.

Bevor dieser flüchten kann, halte ich ihn noch auf. "Du weißt, dass ich echt grottig in Chemie bin, du musst mir helfen das zu verstehen, sonst bekommen wir beide eine schlechte Note". Er scheint mir gedanklich zuzustimmen. "Okay, wir treffen uns gleich nach dem Unterricht". Mit diesen Worten geht er an mir vorbei, raus aus dem Klassenzimmer.

Genau wie abgesprochen, treffen wir uns nach Unterrichtsende um das Referat vorzubereiten. Allerdings bin ich nicht wirklich bei der Sache. Zum einen, weil ich Chemie nicht verstehe und mir sicher hundert Dinge einfallen würden, die ich lieber machen würde. Zum anderen, weil Colin deutlich anzumerken ist, dass er nicht hier sein möchte. Diese Verletztheit in seinem Blick... ein weiterer Stich in meinem Herzen. Warum tut das so weh?

Da ich mich eh nicht konzentrieren kann, beschließe ich unsere Präsentation erst mal bei Seite zu schieben. "Colin, es tut mir leid, wie das letztes Jahr gelaufen ist." Er schaut mich an, öffnet den Mund, aber schließt ihn direkt wieder. Er wendet den Blick ab und zuckt dann nur leicht mit den Schultern. Es tut weh ihn so zu sehen, so kraftlos und traurig. Es scheint so, als hätte ich mit meiner Art jedes bisschen Fröhlichkeit aus ihm heraus gesaugt, wie ein Dementor. Ich bin kein guter Mensch, besonders nicht für Colin.

"Ich möchte lieber nicht mehr darüber sprechen", gibt er nach einer Weile von sich. "Lass uns das lieber schnell fertig machen". Ich belasse es dabei und lasse mich weiter mit Chemie quälen, was immer noch besser ist, als in Colins trauriges Gesicht zu sehen, das grenzt nämlich eher an Folter.

||Nolin|| Ich brauch' dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt